Vorschlag zur Systematik und Konkretisierung von Entscheidungsaufgaben:

Ein Referenzmodell als Diskussionsgrundlage

04.11.1988

Dr. Michael Wollnik arbeitet bei der Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung, Forschungsstelle für Informationswirtschaft, Köln.

Gekürzte und leicht veränderte Fassung des Beitrages "Aktionsfelder des Informations-Managements" im Jahresbericht 1987 der Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung, Sankt Augustin 1988, ebenfalls erschienen im IM Information Management 3/88.

Dieses Referenzmodell für das Informations-Management versteht sich als ein erster Vorschlag zu größerer Systematik und Konkretisierung in der Diskussion über Informations-Management. Es beinhaltet drei Ebenen der technikgestützten Informationshandhabung, die durch Anforderungen und Unterstützungsleistungen verbunden sind. Daraus lassen sich sieben Aktionsfelder des Informations-Managements ableiten.

Vor etwa zehn Jahren entstand in den USA der Begriff "Information Resource Management". Er wurde in der Diskussion um den informationstechnologischen Nachholbedarf der amerikanischen öffentlichen Verwaltung geprägt. Die Beschäftigung mit Verbesserungsmöglichkeiten für die Behörden führte 1980 zum Paperwork Reduction Act. In diesem Gesetz wurde unter anderem die Bildung spezieller Zuständigkeiten für das "Information Resource Management" in amerikanischen Bundesbehörden vorgeschrieben.

Der Begriff fand schnell Eingang in die Wirtschaftsinformatik und die betriebswirtschaftliche Managementliteratur und wird seit 1980 - meist modifiziert zu "Informations-Management" - auch hierzulande zunehmend verwendet. Kürzlich ist das erste deutschsprachige Lehrbuch erschienen, das ihn im Titel trägt.

Der rege Gebrauch des Begriffs hat bisher allerdings nicht zu hinreichend präzisen Vorstellungen geführt, was damit konkret gemeint ist.

Als Grundlage wird ein aus drei Ebenen bestehendes Referenzmodell der technikgestützten Informationshandhabung vorgeschlagen. Dieses Modell versteht sich als ein erster, noch relativ globaler Systematisierungs-Ansatz.

Drei-Ebenen-Modell ist kein Standard

Ein Anspruch auf eine allgemeingültige Betrachtungsweise oder gestaltungsbezogene Verbindlichkeit, wie er sich zum Beispiel mit dem ISO-Referenzmodell offener Kommunikationssysteme (als Ergebnis jahrelanger internationaler Standardisierungsbemühungen) verbindet, kann für das Modell nicht erhoben werden. Ein solcher Anspruch erscheint auch grundsätzlich fragwürdig, wenn man an den primär organisatorisch, wirtschaftlich und nicht zuletzt sozial geprägten Bezugsbereich des Modells (institutionelle Informationshandhabung) denkt, in dem kaum technologisch determinierte oder allein durch technische Konstruktionen zu realisierende Zusammenhänge anzutreffen sind.

Daß der gegenwärtige Klärungszustand von "Informations-Management" nicht allgemein befriedigt, hat seinen Grund: Das Konzept ist die Antwort auf ein sehr komplexes Problem, mit dem sich verschiedene Gruppierungen unter ganz unterschiedlichen Perspektiven auseinandersetzen müssen. Unterschiedliche Standorte und Perspektiven bedingen entsprechend abweichende Auffassungen und Bewertungen.

Primäres Interesse an lnformationsdarbietung

Im Kern geht es darum, den Umgang mit Informationen in einer Institution (Unternehmung, Behörde) einer besseren Planung, Organisation und Kontrolle zu unterziehen. Angesichts eines umfangreichen Angebots an informations- und kommunikationstechnologischen Unterstützungseinrichtungen teilt sich dieser Problemkern in mehrere Problemfelder.

Für die Träger von Entscheidungs- oder Fachaufgaben tritt etwa in den Vordergrund, wie sie ihre Aufgaben durch einen gezielteren und transparenteren Informationseinsatz besser bewältigen können. Hieraus ergibt sich ein primäres Interesse an Inhalten und Darbietungsformen von Informationen sowie an einer "informationsgerechten" Arbeitsorganisation.

Demgegenüber erscheint den Instanzen das Problem vernünftiger Informationshandhabung eher als Frage des Einsatzes geeigneter Technologien. Diese Sicht wird weitgehend auch von Technikproduzenten und Beratern geteilt.

Die große Spannweite des Konzeptes "Informations-Management" und sein undeutliches Profil erscheinen somit nicht unverständlich. Informations-Management reagiert auf eine vielschichtige Problemlage. Sie reicht vom aufgabenbezogenen, hinsichtlich inhaltlicher Relevanz betrachteten und auf meßbare Leistungsförderlichkeit geprüften Informationseinsatz über die Gestaltung und Nutzung von Informationsverarbeitungsverfahren bis hin zur Bereitstellung und Verwaltung von Unterstützungseinrichtungen.

Deshalb schließt das Problemspektrum, das unter dem Stichwort "Informations-Management" behandelt wird, Überlegungen des Einsatzes von Informationen unter wettbewerbsstrategischen Gesichtspunkten oder Fragen der Umgestaltung von Arbeitsformen und Spezialisierungsmustern ebenso wie Aspekte des Aufbaus von Infrastrukturen der elektronischen Kommunikation oder Erwägungen zur Neugliederung der Datenverarbeitungsbereiche ein.

Eine befriedigende Erläuterung des "Informations-Management" müßte darstellen, wie all dies zusammenhängt, beziehungsweise aufgrund welcher Abstraktionen und mit welchen Absichten der Begriff all dies zusammenbringt.

Daß sich in bezug auf die Informationshandhabung ein "Management"-Bedarf artikuliert, ist keineswegs neu. In einem Fünf-Stufen-Modell der Entwicklung des Informations-Managements (siehe Abbildung 1) sieht man, daß Bestrebungen zu einem Management der Informationshandhabung in Abhängigkeit vom Umfang und von der Differenziertheit der Geschäftstätigkeit sowie von gesetzlich bedingten Dokumentationspflichten bereits zu Beginn dieses Jahrhunderts aufgekommen sind. Bis in die 50er Jahre beschränkten sie sich auf den geplanten und organisierten Umgang mit Papier als Medium der Kommunikation und Speicherung.

Dieses "Paperwork Management" wurde unter dem Einfluß anwendungsorientierter Innovationen in der Datenverarbeitungs-, Fernmelde- und Bürotechnik seit Anfang der 60er Jahre mehr und mehr durch Verwaltungsfunktionen für diese jeweils getrennt eingesetzten Technologie-Gattungen abgelöst.

In den letzten Jahren ist eine zunehmende Konvergenz der Technologie-Gattungen festzustellen. Dies hat eine dritte Phase des Informations-Managements eingeleitet, die manche als "Management of Information Resources" bezeichnen.

Die Ziele dieser Art von Informations-Management liegen nicht mehr primär in der physischen Steuerung des Papierflusses und der Technikverwaltung, sondern richten sich verstärkt auf die qualitativen und wirtschaftlichen Aspekte der Informationen selbst.

In zukünftigen Stadien des Informations-Managements werden sich (nach Auffassung von Marchand und Horton) gerade solche qualitativen Dimensionen der Informationshandhabung weiter durchsetzen, und zwar insbesondere in Richtung einer ausgeprägteren wettbewerbs- und unternehmungsstrategischen Nutzung.

Qualitative Dimensionen geben Marschrichtung an

Dieses Fünf-Stufen-Modell verweist auf eine qualitative Umorientierung des Informations-Managements von einem Management der Hilfsmittel der Informationsverarbeitung über ein Management von Informationen in Richtung eines strategischen Managements mit und durch Informationen - wobei die Rückschau klar, die Vorschau eher diffus wirkt.

Als Voraussetzung eines "Management"-Bedarfs für die Informationshandhabung erweist sich somit nicht allein die Komplexität des Informationsaufkommens und der Kommunikationsbeziehungen, die ihrerseits vom Geschäftsumfang, von der Breite des Leistungsprogramms, der internationalen Orientierung der Geschäftstätigkeit, rechtlichen Vorschriften und Umweltturbulenzen bedingt wird, sondern zugleich auch die Komplexität der schon vorhandenen informationstechnologischen Hilfsmittel und entsprechender neuer Unterstützungspotentiale.

Technische Infrastruktur bringt neue Problemfelder

In den 80er Jahren haben Nachrichten- und Fernmeldetechnik eine eigenständige, in Übertragung und Vermittlung durchgängig digitalisierte Technologie für elektronische Kommunikation hervorgebracht. Instrumente für die Textverarbeitung und Bürotätigkeiten werden zunehmend auf Geräten der Computertechnik realisiert. Damit hat sich der spezielle Technisierungspfad der Büroautomation eröffnet.

Datentechnische Entwicklungen haben in Form von Mikrocomputern eine aus Anwendersicht völlig neue Technologie-Gattung entstehen lassen. Diese hat eine Dezentralisierung und Individualisierung der technikgestützten Informationsverarbeitung begünstigt. Darauf wiederum hat sich der Entwurf von Standardsoftware eingestellt.

Dies alles hat dazu geführt, daß die "klassische" Infrastruktur "Großrechner" durch weitere technologische Infrastrukturen ergänzt worden ist. Bei zusammenfassender Betrachtung kann man neben den traditionellen zentralistischen Infrastrukturen "Großrechner" und "(Produktions-)Datenbank" heute vor allem Techniken identifizieren, die sich den Anwenderinstitutionen als Infrastrukturen der dezentralen (individuellen) Datenverarbeitung und der elektronischen Kommunikation anbieten (vergleiche Abbildung 2).

Das Aufkommen dieser neuen Infrastrukturen und ihre Konvergenz in technischer und funktionaler Hinsicht haben für den Anwender die Entscheidungen über die Technikunterstützung der Informationshandhabung kompliziert. Die Marktverfügbarkeit zusätzlicher Infrastrukturoptionen wirft neben den rein technischen Fragen (Kompatibilität etc.) eine Reihe von wirtschaftlichen, strategischen und organisatorischen Problemen auf, zum Beispiel

* Klärung der wirtschaftlichen Anwendbarkeit von Mikrocomputern,

* strategische Berücksichtigungsnotwendigkeit des mittelfristig zu realisierenden Technologie-Mix

* Einbindung der Informationssystem- und Technologiearchitekturplanung in die strategische Planung

* Dezentralisierung der Datenverarbeitung

* geeignete Reorganisation des Datenverarbeitungsbereiches und speziell der Systementwicklung

* Verbesserung des Controlling in der Informationsverarbeitung,

* den Wirtschaftlichkeitsnachweis bei offenen Nutzungshorizonten

* die Qualifizierung der Endbenutzer.

Für das Verständnis von Informations-Management ist die Einsicht wichtig, daß sich diese durch die neue Technik induzierten Problemstellungen kaum mehr in jenen planerischen, organisatorischen und kontrollbezogenen Regelungen und Methoden bewältigen lassen, die einseitig im Hinblick auf den Umgang mit der herkömmlichen Großrechner-Infrastruktur eingeführt wurden. Die Anwenderinstitutionen stehen vor der Schwierigkeit, in alten Strukturen auf neue Techniken reagieren zu müssen.

Wie kann man angesichts der skizzierten vielschichtigen Problemsituation einen systematischen Überblick über die Anforderungen an das Informations-Management und die sich gegenwärtig schon abzeichnenden Tendenzen der Problembearbeitung gewinnen?

Läßt sich eine Rahmenvorstellung entwickeln, die eine gewisse Strukturierung der Bemühungen um ein fortschrittliches Informations-Management, zum Beispiel eine Ableitung charakteristischer Orientierungsschwerpunkte und eine instruktive Abgrenzung wichtiger Aktionsfelder gestattet?

Aktionsfelder sind drei verschiedene Ebenen

In Betrieben und Behörden bilden Informationen einen mehr oder weniger wichtigen Faktor der Leistung. Die Wirksamkeit der Informationshandhabung realisiert sich letztlich in einem ziel- und aufgabengerechten Informationseinsatz. Er ist etwa auf Entscheidungen, Berichterstattung, Rechnungslegung, Nachweispflichten, Abstimmungen oder auch nur einfache Mitteilungen bezogen und stellt die oberste Ebene der Informationshandhabung dar.

In dem Maß, in dem diese Prozesse organisiert sind, nehmen sie den Charakter von geregelten Verfahren an. In dem Maße, in dem diese Verfahren dann zusätzlich technisch unterstützt werden, kann man von "computergestützten Informationsverarbeitungs- und Kommunikationsverfahren" sprechen. Sie werden oft auch "Anwendungen", "Anwendungssysteme" öder einfach "Systeme" genannt. Hier wird die Bezeichnung "Informationssystem" bevorzugt, die sowohl strukturierte technikgestützte Informationsverarbeitungs- als auch Kommunikationsaktivitäten abdeckt.

In Informationssystemen wird die Art der Abwicklung von Informationsverarbeitungs- und Kommunikationsprozessen funktional, organisatorisch und technisch festgelegt. Da im allgemeinen ein Unterschied besteht, ob man aufgrund gewisser Informationen eine bestimmte Entscheidung trifft und wie man sich diese Informationen verschafft beziehungsweise sich ihrer bedient, oder ob man "einen Kunden mahnt" und wie man feststellt, welcher Kunde zu welchem Termin über welche Rechnungsbeträge zu mahnen ist, ergibt sich in Gestalt der computergestützten Informationssysteme eine zweite Ebene der Informationshandhabung.

Stehen beim Informationseinsatz inhaltliche Fragen ganz im Vordergrund, gewinnen auf der Ebene der Informationssysteme abwicklungsbeziehungsweise verfahrenstechnische und damit insbesondere datenverarbeitungstechnische Gesichtspunkte stark an Bedeutung.

Informationssysteme setzen auf Infrastrukturen der Informationsverarbeitung und Kommunikation auf, namentlich auf technologischen infrastrukturellen Einrichtungen. Solche technologische Einrichtungen der Informationsgewinnung, -speicherung, -verteilung sowie die auf diese Einrichtungen bezogenen Funktionen, die organisatorischen Regelungen zur Wahrnehmung dieser Funktionen und das dazu erforderliche Personal bilden die Basis der institutionellen Informationshandhabung,

Man kann entsprechend dieser Überlegung drei Ebenen der Informationshandhabung unterscheiden:

> die Ebene des Informationseinsatzes (zum Beispiel Verwendung einer Information über ein Konkurrenzangebot bei einer Preisnachlaßentscheidung, Weiterleitung eines Briefes an einen Mitarbeiter)

> die Ebene der (computergestützten) Informationssysteme (zum Beispiel Gehaltsabrechnungsverfahren, Produktionssteuerungsverfahren)

> die Ebene der Infrastrukturen der Informationsverarbeitung und Kommunikation (zum Beispiel Großrechner, Telefonanlage, Rechenzentrum).

Die Beziehungen zwischen diesen Ebenen lassen sich idealisiert als "Anforderungen" und "Unterstützungsleistungen" oder "Dienste" begreifen. Abbildung 3 verdeutlicht das Grundmuster dieses Zusammenhanges.

Zusammenspiel von Funktionalität und Qualität

Eine Ebene richtet Anforderungen an die ihr jeweils nachgelagerte und bezieht entsprechende Unterstützungsleistungen.

Durch diesen Funktionalzusammenhang entsteht zwischen den Ebenen auch ein Qualitätszusammenhang: Die Qualität des Informationseinsatzes ist abhängig von der Qualität der Informationssysteme, die Qualität dieser Verfahren wird bedingt von der Qualität der vorhandenen Infrastrukturen. Informations-Management faßt diesen Qualitätszusammenhang nicht nur ganzheitlich ins Auge, sondern bemüht sich auch darum, ihn vom Informationseinsatz her zu entwickeln.

Der Funktional- und Qualitätszusammenhang der Ebenen ist jedoch nicht so streng, daß er jeweils alle Aktivitäten einer Ebene beherrscht. Vielmehr sind auf jeder Ebene auch viele Leistungen und Leistungskapazitäten organisiert, die sich nicht aus Anforderungen vorgeordneter Ebenen ableiten und sich nicht der Unterstützung nachgelagerter Ebenen bedienen, sondern sozusagen ebenenspezifische Probleme mit ebenenspezifischen Mitteln lösen.

In Anlehnung an das dargestellte Drei-Ebenen-Konzept der Informations-Handhabung lassen sich die prinzipiellen Operationsrichtungen oder Orientierungsschwerpunkte des Informations-Managements entwickeln. Dabei muß zunächst geklärt werden, was es bedeutet, etwas zu "managen".

Diese Aktivitätsbezeichnung ist dann sinnvoller, wenn es darum geht, für eine geplante, organisierte und kontrollierte Verwendung beziehungsweise Durchführung zu sorgen. "Management" umfaßt also einen Operationsteil und einen Objektteil.

Der Operationsteil läßt sich durch die drei Operationsrichtungen "planen", "organisieren" und "kontrollieren" näher spezifizieren.

Das Objekt des Informations-Managements wird durch die "Informations-Handhabung in einer Institution" bestimmt. Sie setzt sich aus dem Informations-Einsatz sowie Verfahren und Infrastrukturen der Informations-Verarbeitung und Kommunikation zusammen.

"Informations-Management" bedeutet nach diesem Verständnis Planung, Organisation und Kontrolle des Informations-Einsatzes, der einzelnen Informations-Systeme und der Infrastrukturen für Informationsverarbeitung und Kommunikation in einer Institution.

Zielvorgaben liefern Orientierungsschwerpunkte

Die Unterscheidung der drei Ebenen erlaubt eine Einteilung des Informations-Managements in

* Management des Informations-Einsatzes ("direktes" Informations-Management; Informations-Einsatz-Management)

* Management der Informations-Systeme (Informationssystem-Management)

* Management der Infrastrukturen für Informations-Verarbeitung und Kommunikation (Infrastruktur-Management) (siehe Abbildung 4).

Wie die Ebenen der Informations-Handhabung durch Anforderungen und Unterstützungsleistungen verflochten sind, so sind auch diese Orientierungsschwerpunkte des Informationsmanagements über Zielvorgaben und Zuarbeit aufeinander bezogen. So verweist etwa die Organisation des Informationseinsatzes sofort auf die Bildung von Informations-Systemen. Die Planung und Organisation von Informations-Systemen tangiert immer auch die Infrastrukturen. Aber die Verflechtung ist nicht vollkommen. In jedem Schwerpunkt muß sich das Informations-Management auch mit Problemen auseinandersetzen, die erst durch die diesem Schwerpunkt eigenen Orientierungen, Arbeitsweisen und Leistungsergebnisse entstehen.

Einsatzfelder in Betrieb wie in Behörden

Das Informations-Einsatz-Management umfaßt die Planung, Organisation und Kontrolle von Informationen für die in einer Institution auftretenden Verwendungsbestimmungen. Da Betriebe und Behörden fast immer auf Informationen angewiesen sind, ist das gesamte Aufgabenspektrum mit Möglichkeiten und Erfordernissen der Informationsnutzung durchsetzt.

Das Management des Informations-Einsatzes erstreckt sich also auf die Informationsverwendung bei allen Aufgaben. Darüber hinaus erfaßt es die Einbettung von Informationen in Produkte und Dienstleistungen sowie die technikgestützte Erschließung neuer Formen des Angebots von Leistungen und allgemein kreativer Varianten der auf Bezugs- und Absatzmärkte gerichteten Kommunikation. Eine erste systematische Verfeinerung wird durch die Einteilung der Einsatzzwecke in interne und externe ermöglicht. Daraus lassen sich zwei Aktionsfelder des Informations-Managements ableiten:

- Management des internen Informations-Einsatzes

- Management des externen Informations-Einsatzes

Eine weitere Untergliederung der Zwecke führt zu einem differenzierteren Raster (Abbildung 5).

Allerdings ist sehr schnell die Grenze erreicht, ab der die Aufgliederung beliebig wirkt und nicht mehr gut auf den Einzelfall projiziert werden kann.

System-Management rangiert im mittleren Bereich

Letztlich verläuft sich Informations-Einsatz-Management an der Front der zahlreichen, verschiedenen Führungs- (Entscheidungs-), Fach-, Sachbearbeitungs- und Unterstützungsaufgaben. Deshalb muß dieser Teil des Informations-Managements im wesentlichen in den Fachabteilungen (Vertrieb, Produktion, Logistik, Rechnungswesen etc.) oder aber - soweit es sich um strategierelevante externe Informations-Einsatzzwecke handelt - von der Geschäftsleitung wahrgenommen werden.

Das Informations-System-Management bezieht sich auf die mittlere Ebene der Informations-Handhabung. Hier sind die einzelnen Informations-Verarbeitungs- und Kommunikationsverfahren organisiert. Diese Systeme werden von speziellen Gestaltungsprozessen zur Anwendung gebracht. Informations-Systeme vereinigen eine Aufgaben-, Informations-, Personen-, Geräte-, Organisations- und Programmkomponente. Durch die spezifische Kombination dieser Komponenten wird die Struktur (oder Konfiguration) eines Informations-Systems bestimmt.

Gegenstand des Informations-System-Managements ist zunächst diese Struktur von Informations-Systemen: ihre erstmalige Festlegung sowie ihre Erhaltung oder gezielte Modifikation im gesamten Lebenszyklus eines Informationssystems.

Das Informations-System-Management muß also etwa Fragen danach beantworten, für welche Aufgaben welche Informationen mit welcher Verteilung der Operationen zwischen personellen und maschinellen Aktionsträgern nach welchen organisatorischen Festlegungen und unter Heranziehung welcher Programme zu verarbeiten sind.

Es schaltet sich damit unmittelbar in die inhaltliche Ausgestaltung von Informations-Systemen ein und steuert die Informationssystemgestaltung über bestimmte Gestaltungsanforderungen.

System-Management führt Strukturierung durch

Darüber hinaus plant, organisiert und kontrolliert das Informations-System-Management die Implementierungsprozesse. In diesem Zweig ist sein Gegenstand nicht mehr das Informationssystem selbst, sondern der Prozeß der Gestaltung. Informations-System-Management knüpft hier an die Tradition des Projektmanagements an.

Für das Informations-Management bieten sich also auf der mittleren Ebene der Informations-Handhabung zwei ganz unterschiedliche, allerdings direkt aufeinander verweisende Objekte:

- zum einen die Informations-Verarbeitungs- und Kommunikationsverfahren, deren Struktur zu planen, zu institutionalisieren und nach Bestand und Wirksamkeit zu kontrollieren ist,

- zum anderen die Prozesse oder Projekte, die für diese Systementwicklung in Gang gebracht werden und deren allgemeine Ergebnisqualität und Durchführungseffizienz im Blickpunkt stehen. Informations-System-Management operiert somit in zwei Aktionsfeldern: Es erscheint als

- Management der Informations-Systemstruktur

- Management der Informations-Systemgestaltung (vergleiche Abbildung 6).

Das Kriterium dafür, daß eine Einrichtung als "Infrastruktur" angesprochen wird, liegt in ihrer Nutzungsoffenheit. Infrastrukturen im Rahmen dieses Beitrages sind nutzungsoffene Leistungsträger ("Potentiale") für Informations-Verarbeitung und Kommunikation. "Nutzungsoffen" bedeutet, daß bloßes Vorhandensein noch nicht die spezifische Anwendung vollkommen vorherbestimmt, daß vielmehr verschiedene, inhaltlich noch unbestimmte Anwendungsmöglichkeiten offenstehen.

Die Ausbildung einer besonderen Infrastrukturebene kommt erst unter den Bedingungen einer spürbaren technologischen Unterstützung zustande. Der Infrastruktur-Charakter tritt um so deutlicher hervor, je stärker der technische Unterstützungsapparat zentralisiert, das heißt von den unterstützten Prozessen entfernt wird. Dies ist vor allem bei der Großrechnertechnologie sowie großen Datenbanken der Fall. Daß nach üblichem Sprachgebrauch auf diesen Einrichtungen einzelne Anwendungen "laufen", belegt anschaulich das Auseinandertreten von Infrastruktur- und Informationssystemebene.

Die Infrastrukturebene beinhaltet im Kern auf Einzelaufgaben nicht unmittelbar zugeschnittene (nicht streng "dedizierte") Geräte und softwaretechnologische Instrumente für Informations-Verarbeitung und Kommunikation sowie institutionell relevante Informations-Bestände und Informations-Zugriffsberechtigungen. Als wesentliche informations- und kommunikationstechnologische Infrastrukturen sind gegenwärtig Infrastrukturen der

* zentralen Datenverarbeitung (Großrechner, zentrale Datenbanken),

* der dezentralen (individuellen) Datenverarbeitung (Mikrocomputer, Standardsoftware)

* elektronischen Kommunikation (lokale Netze, Mitteilungssysteme, Übertragungsdienste) zu nennen (vergleiche Abbildung 2).

Unter den informations-inhaltlichen Infrastrukturen stechen vor allem zentrale Archive (gegebenenfalls Inhalte von Datenbanken), Dokumentationen und bibliothekarische Einrichtungen, verteilt gehaltene Informations-Bestände sowie Zugriffsberechtigungen und

-prozeduren zu externen Datenbanken hervor.

Aus einer Betrachtung der Anwendungsgeschichte von Großrechenanlagen und des verbreiteten Aufbaus von Datenverarbeitungsabteilungen oder auch in Anlehnung an die grundlegenden Prozesse der "Information Systems Function" nach Rockart und anderen (Systemmanagement, Systembetrieb, Systementwicklung) läßt sich die Einsicht verallgemeinern, daß bezüglich derartiger technologischer und informationsinhaltlicher Infrastrukturen mindestens drei Grundfunktionen kontinuierlich wahrzunehmen sind:

> Bereitstellung

> Betrieb/Verwaltung

> Anwendungsentwicklung zur aufgabenbezogenen Nutzung der Infrastrukturen.

Das Infrastruktur-Management zielt auf eine gesamtkonzeptionelle Ausrichtung und strategische Wirksamkeit dieser infrastrukturbezogenen Grundfunktionen. Dementsprechend lassen sich als einzelne Aktionsfelder identifizieren (siehe Abbildung 7):

- Management der Bereitstellung von Technologien und Informations-Beständen (III.1)

- Management des Betriebs/der Verwaltung von Technologien und Informations-Beständen (III.2)

- Management der Anwendungsentwicklung zur aufgabenbezogenen Nutzung von Technologien und Informations-Beständen (III.3)

Soweit eine praktische Trennung möglich ist, obliegt dem Infrastruktur-Management nicht etwa die direkte Durchführung dieser Aufgaben, sondern lediglich ihre Steuerung. Deshalb schlagen sich Maßnahmen des Infrastruktur-Managements vor allem in Planungsstil und -verfahren, in Aufbau- und Ablaufstrukturen der Datenverarbeitungsorganisation sowie in den Kriterien, Methoden und Prozeduren der Kontrolle nieder.

Die vorliegende Systematisierung hat ihren Ausgang, von der generellen Vorstellung verschiedener Ebenen der technikgestützten institutionellen Informations-Handhabung sowie wesentlicher Operationsrichtungen des "Managements" genommen. Die durchgeführte Unterscheidung von drei Orientierungsschwerpunkten des Informations-Managements ist durch eine eingehendere Beschreibung der Ebenen der Informations-Handhabung mit empirischer Substanz gefüllt worden.

Der Brückenschlag zu den tatsächlichen praktischen Verhältnissen bleibt dabei zwangsläufig auf einem globalen Niveau. Er hat dennoch die Umrisse und Beziehungen von sieben Aktionsfeldern deutlich werden lassen. Für den "Praxisbezug" dieser Aktionsfelder spricht, daß sich zahlreiche Beiträge aus der praxisnahen Literatur zum Informations-Management jeweils in ein bestimmtes Aktionsfeld einordnen lassen.

Die Anwendungsnähe erweist sich ferner darin, daß die Aktionsfelder praktischen Auffassungen über "das, was in der Datenverarbeitung zu tun ist", nahekommen und daß auf allen Aktionsfeldern in großen Anwenderinstitutionen schon gezielte Bemühungen zu beobachten sind.

Informations-Management strebt keinen Umbruch dieser Arbeit an, sondern eine Evolution zu höherer, gesamtinstitutionell konzipierter Qualität unter den Bedingungen einer gesteigerten informations- und kommunikationstechnologischen Komplexität.

Die Welt der Informations-Verarbeitung wird vorrangig durch technische Innovationen getrieben. So sind auch die aktuellen Bedingungen für das große Interesse an Informations-Management in der Entwicklung von neuen technischen Möglichkeiten zu suchen, die auf die Anwenderinstitutionen als infrastrukturelle Optionen zukommen: Einrichtungen der dezentralen Datenverarbeitung, der elektronischen Kommunikation und der externen Informations-Gewinnung.

Solange die technische Entwicklung ihre derzeitige Dynamik beibehält, bleibt ein hoher Aufmerksamkeitswert dem Informations-Management auch für die Zukunft gesichert. Ähnlich stark, wie sich die Problemlandschaft in den vergangenen zehn Jahren verändert hat, wird sie sich bis zum Ende dieses Jahrhunderts wandeln. Deshalb unterliegt auch das, was man unter "Informations-Management" versteht, einem Wandel (auf diese Relativität verweist schon das oben skizzierte Stufenmodell des Informations-Managements). Er trifft vor allem die Akzentuierungen innerhalb der Aktionsfelder.

Was jetzt als "heißes Thema" gilt, dürfte sich in einigen Jahren erübrigt haben. Es ist nicht ausgeschlossen, daß diesen Verschiebungen auch der Begriff "lnformations-Management" selbst zum Opfer fällt, daß er seine werblichen Animationskräfte, seine Symbolfunktion für technisch-organisatorische Modernität der Informations-Verarbeitung, sein Image für vernünftige und strategisch geschickte Informations-Handhabung einbüßt und deshalb einer neuen Formel weichen muß.

Jenseits der modischen begrifflichen Umdispositionen wird es jedoch interessant bleiben zu beobachten, welche Stabilität die hier herausgearbeiteten Orientierungsschwerpunkte und Aktionsfelder beweisen.