Ein Licht mit viel Schatten

17.08.1990

Europa ist berühmt dafür, daß es alle Mode-Torheiten aus den Vereinigten Staaten übernimmt, wenn sie dort fast schon out sind. Nun muß der eben über den großen Teich geschwappte Zungenbrecher "Facilities Management" beweisen, daß er nicht nur von kleveren PR-Leuten erfunden wurde, um den Anwendern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Anders als in Frankreich oder England ist das Mißtrauen bei den deutschen Anwendern groß.

Mit gutem Grund, denn die Vergabe der Informationsverarbeitung an ein externes Unternehmen ist eine irreversible Entscheidung. Mit der Verantwortung für die DV verläßt nämlich zwangsläufig auch die Kompetenz dazu das Unternehmen. " Was passiert', so die bange Frage, " wenn der FM Anbieter pleite geht oder die einmal ausgehandelten Leistungen nicht mehr genügen?" - Die Anwender fürchten die totale Abhängigkeit. Hinzu kommt, daß eine unzureichende DV-Organisation nicht allein dadurch besser wird daß man sie in fremde Hände legt.

Doch der Kostendruck steigt. Gerade für die Mittelständler wird es immer schwieriger, mit ihrem knappen Budget auf dem Stand der Technik zu bleiben. In deren Ohren klingt es durchaus attraktiv, mit der DV auch die ständig wachsenden Kosten dafür loszuwerden. Wenn die Datenverarbeitung aus der Steckdose kommt, kann man sich ausschließlich endlich auf die eigentlichen Unternehmensziele konzentrieren.

Kurz: Die Anwender stehen vor einem Dilemma, aus dem offensichtlich nur die besonders großen Konzerne wie General Motors herausfinden. Sie gründen ganz einfach eine Tochter, auf die man elegant die lästige Datenverarbeitung abladen kann. Doch wer hindert eigentlich die Mittelständler sich zusammenzutun und ebenfalls ein gemeinsames DV-Zentrum zu eröffnen. Fragt sich nur, wo bei diesem Konzept die Kunden für die professionellen Anbieter herkommen sollen. ghf