Fraunhofer-Institut erarbeitet Qualitätsstandards für die Weiterbildung

Ein Leitfaden für die Karriereplanung im IT-Markt

29.09.2000
Heute haben es karrierebewusste Menschen schwer, wenn sie aus dem riesigen Angebot von Weiterbildungsmaßnahmen das richtige auswählen sollen. Auf den ersten Blick nicht so leicht zu erkennen: Es gibt große Unterschiede, was die Seriosität der Anbieter betrifft. Das Fraunhofer-Institut will Abhilfe schaffen und entwickelt deshalb Empfehlungen für die Weiterbildung in der IT-Branche.

Das Fraunhofer-Institut Software und Systemtechnik (ISST), Berlin, will im Rahmen des Projekts APO (arbeitsprozessorientierte Weiterbildung) Qualitätsstandards für das IT-Weiterbildungssystem erarbeiten. Sie sollen Lernwilligen einen Leitfaden bieten, mit dem sie die Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten zu bestimmten Berufsbildern in der IT-Branche kritisch sichten und bewerten können, bevor sie sich für einen Weg entschließen.

Insgesamt soll es Empfehlungen für ungefähr 13 Weiterbildungsprofile geben: Dazu zählen der IT-Manager, der IT-Product Coordinator, der Netzwerkadministrator und der Softwareentwickler. Die Empfehlung für die Fortbildung zum Softwareentwickler beispielsweise entsteht in Zusammenarbeit mit der Dekra Akademie und der Software AG, Darmstadt. Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) legt die Bezeichnung der Abschlüsse fest, definiert die Ziele der Prüfungen und der Zulassungsvoraussetzungen und gliedert den Prüfungsablauf. Darauf aufbauend definiert der Leitfaden des ISST bestimmte Qualifikationen, die ein Softwareentwickler im Rahmen einer entsprechenden Weiterbildung erwerben sollte. Er sollte demnach bestimmte Anwendungen für Analyse und Softwaredesign kennen lernen, wesentliche Konzepte und Standards von E-Commerce und E-Business verstehen, die Lösungen implementieren sowie an Datenbanken anbinden können und mit betriebswirtschaftlicher Standardsoftware wie zum Beispiel SAP zurechtkommen. Außerdem erfordert das Profil Kenntnisse von Sicherheitstechniken im Internet sowie die Fähigkeit, die Lösungen in vorhandene Infrastrukturen zu integrieren. Anfang nächsten Jahres sollen bis zu fünf der Qualifikationsprofile der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Da das Fraunhofer-Institut keinen theoretischen Leitfaden herausgeben will, kooperiert es eng mit verschiedenen IT-Unternehmen und Bildungsträgern. "Unsere Projektpartner stellen uns dabei ein Projekt vor, das bereits beendet ist und wofür die Mitarbeiter bestimmte Fähigkeiten benötigten. Mit einem Bildungsträger analysieren wir, welche Qualifikationen erforderlich sind, falls ein solches Projekt noch einmal gestartet wird", erklärt Jörg Caumanns, Projektleiter am ISST. "Wenn das Qualifikationsbild fertig ist, entsteht ein so genanntes Referenzprojekt - sozusagen ein Spiegelbild dessen, was in der Unternehmensrealität tatsächlich stattgefunden hat." Zu den Partnern des ISST zählen neben der Deutschen Telekom die Cisco Systems GmbH, Siemens SQT sowie Oracle. Weitere Projektpartner sind das Bildungswerk für Wirtschaft in Berlin und Brandenburg, die Integrata Training AG, das Berufsfortbildungswerk sowie die CDI Deutsche Private Akademie für Wirtschaft GmbH. "Die teilnehmenden Firmen erhoffen sich von der Zusammenarbeit Anregungen für eine Verbesserung des eigenen Fortbildungssystems und wollen auch auf diesem Weg sicherstellen, dass die Vorstellungen der Branche bezüglich Inhalt, Umsetzung und Zertifizierung von Bildungsmaßnahmen in das entstehende System einfließen. Die Bildungsträger begrüßen die Aussicht auf Standards in der Weiterbildung, da vor allem im IT-Bereich durch die große Zahl der Angebote kaum noch Qualitätsmaßstäbe vorhanden waren, an denen sich das eigene Angebot messen ließe", berichtet Caumanns.

Zugleich soll das Projekt dazu beitragen, Karrierepfade im IT-Bereich aufzuzeigen, die von der Fachkraft bis zu einem dem Bachelor oder Master vergleichbaren Abschluss reichen können. Sobald die Qualifikationsprofile und die zugehörigen Qualitätsstandards stehen, wird ins Auge gefasst, diese teilweise über das BIBB verbindlich festzulegen. "Der dadurch entstehende Druck auf die Unternehmen wird dazu beitragen, dass diese ihre eigenen Angebote in der Weiterbildung den Standards angleichen", erhofft sich Caumanns. Zu diesem Zweck sollen Lehrpläne entstehen, die die inhaltliche Struktur der Weiterbildungswege wiedergeben. Sie sollen der Öffentlichkeit in möglichst einfacher Form zum Beispiel im Internet zugänglich gemacht werden.