Jahrelange Mißwirtschaft in der Ausbildung:

Ein Königreich für einen Programmierer

25.05.1979

BASEL (sg) - Der Schweizer EDV-Markt erfreut sich seit Jahren kontinuierlicher mehrprozentiger Zuwachsraten. Die Fortsetzung dieser überaus positiven Entwicklung erscheint in letzter Zeit in Folge einer fast schon dramatisch zu nennenden Personalverknappung ernstlich gefährdet. Der Arbeitsmarkt Schweiz, mit einer Arbeitslosenquote von derzeit unter 0,4 Prozent, läßt die Suche nach EDV-Spezialisten je länger je mehr aussichtslos erscheinen.

Es mehren sich die Anzeichen dafür, daß eine jahrelange Mißwirtschaft in der Ausbildung von EDV-Personal, früher eine Domäne der Herstellerfirmen, jetzt allenfalls noch von diesen am Rande und überwiegend kostenpflichtig betrieben, die Realisierung vieler EDV-Projekte infrage stellt. Doch nach wie vor fühlt sich für Fragen der Ausbildung niemand so recht zuständig. Das ist um so unverständlicher, als sich doch damit durchaus ein gutes Geschäft machen ließe.

Nachwuchssorgen, Ausbildungsrückstände sowie Überalterung beim planenden EDV-Personal, sind die heute übersehbaren Folgen einer unterlassenen kontinuierlichen Ausbildungsförderung. Daran ändern auch sogenannte Selbsthilfe-Programme einzelner EDV-Anwender, allen voran die Branche der EDV-Dienstleistungsfirmen, nichts. Die wohlgemeinten aber keineswegs uneigennützigen Ausbildungsprogramme dieser Firmen, sind im Endeffekt doch auch nicht mehr, als der berühmte Tropfen auf den heißen Stein.

Was wir hierzulande brauchen, ist vielmehr eine organisierte EDV-Fachschulausbildung, die sämtliche Berufsbilder der EDV, angefangen vom Operator bis hinauf zum Organisator umfaßt.

Eine solche EDV-Fachschule sollte von vornherein so breit angelegt sein, daß hieraus jährlich wenigstens 800 bis 1000 Personen aller EDV-Berufssparten an den Markt der EDV-Anwender abgegeben werden können. Diese Anzahl mag in etwa ausreichen um zum einen den jährlichen Bedarf an EDV-Personal für Neuanwender sowie den altersbedingten Abgang von EDV-Personal, der in den nächsten Jahren erst recht zum Tragen kommen wird, voll kompensieren zu können.