Innovative Gründer

Ein iPad-Kassensystem erobert die Gastronomie

09.10.2013
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Der Erfolg eines Unternehmens hängt oft von viel mehr als einer zündenden Idee ab. Welche Rolle das Gründerteam, der technologische Wandel, Innovationskraft und die richtigen Mentoren spielen, zeigt die Gründergeschichte von orderbird.

Die beiden Schulfreunde Bastian Schmidtke und Jakob Schreyer wussten schon sehr früh, dass sie einmal ein Unternehmen gründen werden. Sie träumten davon, gemeinsam etwas Großes mit einem sympathischen Team zu schaffen. Doch wie das Leben so spielt, trennten sich zumindest beruflich die Wege. Bastian Schmidtke arbeitete als Kassensystemhändler in Süddeutschland und Jakob Schreyer als Marketing- und Strategieberater in einer Werbeagentur in New York. Doch den gemeinsamen Wunsch hatten beide nie aus den Augen verloren.

Die zündende Idee

Im Jahr 2009 entdeckte der Apple-Power-User Bastian Schmidtke auf der Website des Business Insider, dass das US-Militär Apple-Geräte für sensible Militäreinsätze nutzen möchte. So war die Idee zu orderbird geboren: Warum sollte man Apple-Geräte nicht auch in der Gastronomie einsetzen? Doch oft zählt im Geschäftsleben nicht nur die zündende Geschäftsidee, sondern vor allem, dass diese zur richtigen Zeit am richtigen Ort umgesetzt wird.

Hier spielte die technologische Entwicklung den Gründern in die Hände. Nach iPod touch und iPhone brachte Apple 2010 das iPad auf den Markt - der ideale Ausgangspunkt für ein Point-of-Sale-System. Gemeinsam mit Schreyers ehemaligem Kollegen Patrick Brienen feilten sie an der Idee für ihr iPad-Kassensystem für die Gastronomie. Ihre Kassenlösung sollte erschwinglich und intuitiv zu bedienen sein und sich den Bedürfnissen der modernen Gastronomie anpassen. Im Gegensatz zu den gängigen Kassensystemen für Cafés, Restaurants und Bars setzte das junge Unternehmen ausschließlich auf Apple-Endgeräte. In dem traditionellen Kassenmarkt stellte orderbirds iPad-Kassensystem eine Revolution dar und begeisterte Gastronomen, die nach einer vollständigen, flexiblen und intuitiven Kassenlösung suchten.

Feuertaufe im Münchner P1

Jakob Schreyer von Orderbird entwickelte ein neues ipad-Kassensystem für die Gastroszene.
Jakob Schreyer von Orderbird entwickelte ein neues ipad-Kassensystem für die Gastroszene.
Foto: Privat

Zufällig lernte Schreyer den Geschäftsführer der bekannten Münchener Diskothek P1, Rado Pavlov, kennen. Pavlov war sofort von der Geschäftsidee überzeugt und bot den jungen Gründern einen Test der Kassensystem-App an. So kam es zum ersten Live-Einsatz: Das orderbird-Kassensystem meisterte den Praxistest bei der Wiedereröffnung des P1 mit Bravour. Das ungewöhnliche Bild von Kellnern mit iPhones und die bestandene Feuerprobe sprachen sich schnell in der Gastroszene herum. Für das Gründerteam war die erfolgreiche Premiere der Startschuss für ihr Unternehmen. Die Nachfrage nach dem smarten Kassensystem stieg daraufhin stark an, so dass die drei Gründer an einer marktreifen Version von orderbird Point of Sale (kurz orderbird POS) arbeiteten.

Es wurde allerdings auch ziemlich schnell deutlich, dass die Programmierung eines Kassensystems auf iOS-Basis als Software-as-a-Service (SaaS) eine solide Finanzierung voraussetzte. Das junge Gründerteam profitierte von der Aufmerksamkeit durch die P1-Eröffnung bei der Investorensuche. Für den Start in einem so speziellen und reformfähigen Markt wie dem der Kassensysteme suchten sie sich inhaltliche wie finanzielle Unterstützung von erfahrenen Partnern aus der Finanz-, Getränke-, Gastro- und Kassenwelt.

Die jungen Gründer waren mit ihrer Idee dem Markt voraus und teilweise zu visionär für die eher innovationsscheue Gastronomiebranche. Daher schlug ihnen neben viel Bewunderung und branchenspezifischen Auszeichnungen auch viel Skepsis entgegen. Nicht automatisch bringt es nur Vorteile, der Erste im Markt zu sein. Umso wichtiger war es den Gründern mit den richtigen Mitarbeitern durchzustarten. Entsprechend viel Wert legen sie auf sie deren Auswahl. Einstellungsvoraussetzungen sind: Know-how, Köpfchen, Charakter und vor allem Sympathie im Team.

Einen großen Auftrieb gab zudem der Gewinn bei verschiedenen Gründerwettbewerben wie dem des Hasso-Plattner-Instituts, enable2start der Financial Times und den European Tech Startup Award "The Europas". Bereits kurz nach dem Start konnten sich die jungen Gründer eine Anschlussfinanzierung sichern, um ihr Programmierteam auszubauen.

Mehr als eine Kasse

Die Vision von orderbird geht über die eines reinen Kassensystems hinaus - das System soll eine Kommunikationsplattform sein, die die wichtigsten Beteiligten der Gastronomie zusammenbringt. Hierzu gehört natürlich unverzichtbar die Integration des Gastes. Inzwischen hat sich das Bild der Gastronomiekasse stark gewandelt: Servicekräfte mit iPad und iPhone sind mittlerweile selbstverständlich. orderbird wird bereits von über 1500 Kunden - Restaurants, Cafés, Bars, Clubs, Eisdielen und Biergärten - in Deutschland, Österreich und der Schweiz genutzt. Allein in Apples AppStore zählt die Business-to-Business-App orderbird POS über 20.000 Downloads.

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