Ein heisser Herbst kuendigt sich an Mit Preissenkungen macht Compaq Jagd auf Marktanteile

01.09.1995

MUENCHEN (CW) - PC-Primus Compaq Computer Corp. stellte weltweit eine Reihe neuer Rechner vor, die mit Intels derzeitiger Flaggschiff-CPU, dem Pentium mit einer Taktfrequenz von 133 Megahertz, ausgeruestet sind. Zugleich kuendigte die Pfeiffer- Company - erstmals ebenfalls weltweit - Preissenkungen bis zu 27 Prozent auf die bestehende Desktop-Palette an, Server sollen um bis zu 14 Prozent verbilligt werden.

Der Hunger nach Marktanteilen veranlasste Compaq zu den drastischen Verbilligungen, die weit staerker ausfielen, als sinkende Komponentenpreise etwa fuer die CPU, dies rechtfertigen wuerden. "Unser Mantra lautet: Marktanteil, Marktanteil, Marktanteil", zitiert das "Wall Street Journal" Compaqs Senior Vice-President fuer Nordamerika, Ross Cooley. Die Gewinneinbussen im Geschaeft mit Desktops wolle man durch die hohen Margen bei den Servern wettmachen.

Der Preisnachlass kommt trotz des erwarteten PC-Booms durch Windows 95 etwas ueberraschend, da Compaq derzeit Lieferschwierigkeiten bei einigen populaeren PC-Modellen hat, die erst im Laufe des Septembers beseitigt sein werden. Die Wall Street honorierte das Vorgehen jedenfalls nicht, der Wert der Aktie sank um 50 Cent.

Firmenchef Eckhard Pfeiffer prophezeite gegenueber der "Financial Times" einen heissen Herbst: "1992 schrieb Compaq eine neues Kapitel ihrer Firmengeschichte, als wir die Preise drastisch senkten und neue Produktlinien ankuendigten. Nun fuegen wir dem ein weiteres Kapitel hinzu." Fuer den europaeischen Markt wurden je drei Modelle aus der Prolinea- und Deskpro-Serie sowie im oberen Leistungsbereich ein neuer Deskpro-XL angekuendigt. Die Preise fuer die Prolineas starten bei 3500 Dollar, die der Deskpros bei 3700 Dollar, und der Deskpro-XL soll ab 4500 Dollar zu haben sein. Dafuer erhaelt man jeweils 16 MB RAM, eine Festplatte mit 1 GB Kapazitaet und Windows 95 sowie zusaetzlich Windows 3.1.

IBM und HP nehmen den Fehdehandschuh auf

Die Versionen mit dem 133-Megahertz-Pentium duerften allerdings erst gegen Ende des dritten Quartals zur Verfuegung stehen, da Intel die Nachfrage des im Juni angekuendigten Chips nicht vollstaendig befriedigen kann. Ab September will Compaq ausserdem alle Desktop-Rechner mit einer Festplatte von mindestens 630 MB ausliefern, derzeit umfasst die Standardkonfiguration eine 270-MB- Platte.

Als erster Mitbewerber hat IBM auf die Preisoffensive von Compaq reagiert und ebenfalls Abschlaege von bis zu 26 Prozent auf professionell genutzte Desktop-PCs angekuendigt. Die Manager von Hewlett-Packard, die sich im laufenden Jahr stark um die Fuehrungsposition im Preis-Leistungs-Vergleich bemueht hatten, wollen dem Treiben von Pfeiffer ebenfalls nicht tatenlos zusehen und drohen mit einer Niedrigpreis-Offensive, die die von Compaq noch uebertreffen soll. Weitere PC-Hersteller werden dem Beispiel folgen.