Google-Manager

"Ein Handy mit neuester Technik muss nicht 600 Dollar kosten"

05.11.2012
Wie Google-Manager John Lagerling in einem Interview mit der New York Times bekannt gab, will Google im Smartphone-Bereich mit einem neuen Nexus-Handy die Richtung stärker vorgeben.

Google nimmt stärker als bisher Einfluss auf das Geschäft mit mobilen Endgeräten mit dem Android-Betriebssystem. In der kommenden Woche bietet der Plattform-Betreiber über seinen Online-Shop Google Play Store ein neues Smartphone-Modell sowie neue Tablet-Versionen an. Interessant an den neuen Nexus-Geräten sind vor allem die Preispunkte: Das Nexus 4 ist für Preise ab 299 Euro ohne Vertrag erhältlich, das Nexus 10 für Preise ab 399 Euro. Das ist nicht nur deutlich weniger, als die ersten Käufer für die bisherigen Android-Referenzgeräte hinlegen mussten, sondern auch weniger, als Hersteller wie Samsung und HTC für technisch vergleichbare Smartphones und Tablets verlangen.

In einem Interview mit der "New York Times" hat sich der für die Partnerbeziehungen zuständige Google Manager John Lagerling zum Preisniveau der neuen Nexus-Geräte geäußert. "Ich selbst habe diese Preise ausgehandelt und bin sehr zufrieden mit ihnen; 299 US-Dollar für ein Nexus ohne SIM-Lock - das ist ziemlich revolutionär, finde ich", sagte Lagerling. "Im Grunde genommen wollten wir beweisen, dass man nicht 600 Dollar für ein Phone mit der neuesten Technologie nehmen muss. Eine solche Marge ist manchmal sogar unsinnig."

So haben Google beispielsweise bei dem mit Asus entwickelten Nexus 7 stark auf die fallenden Preise für Speichermodule gesetzt. "Wir sind so erfolgreich mit dem Nexus 7, weil meiner Meinung nach niemand bei Preisen und Leistung von 7-Zoll-Tablets bis an die Grenze gegangen ist", so Lagerling weiter. Und auch den nach Absatzzahlen schwächelnden Bereich der Android-Tablets mit 10-Zoll-Touchscreen wolle Google anschieben, die Geräte der 10-Zoll-Kategorie seien überteuert und nicht leistungsfähig genug.

Lagerling verschweigt im Interview allerdings einen wichtigen Punkt. Der Plattform-Betreiber hat ein großes Interesse daran, dass sein Betriebssystem auf möglichst vielen mobilen Endgeräten läuft: Je mehr Google-Geräte mit Android in den Händen der Nutzer sind, desto mehr Umsatz erzielt das Unternehmen über Werbeeinblendungen. Die Hersteller von Android-Tablets verdienen ihr Geld jedoch zum großen Teil über den Verkauf der Hardware. Aus diesem Grund könne Google auf eine Gewinnspanne bei seinen Nexus-Geräten verzichten, wie Android-Chef Andy Rubin bereits im Juni dieses Jahres in Bezug auf das Nexus 7 zugegeben hatte. Dazu passt ein jetzt kursierendes Gerücht, dass LG das Nexus 4 im Fachhandel nicht für Preise ab 299 Euro, sondern zum Preis von 599 Euro (UVP) anbieten will.

Bei der Entwicklung des Nexus 7 arbeitete Google mit Asus zusammen, beim Nexus 10 mit Samsung und beim Nexus 4 mit LG. Die Google-Tochter Motorola Mobility soll laut Lagerling keine Vorzugsbehandlung bei solchen Kooperationen für neue Nexus-Geräte erhalten. "Sie [Motorola, Anm. der Redaktion] stehen dort, wo auch Sharp, Sony oder Huawei stehen würden", erklärte Lagerling. "Aus meiner Sicht als Partnerschafts-Direktor sind sie ein Partner wie jeder andere." Motorola müsste sich bei Interesse wie andere Unternehmen um den Zuschlag für ein neues Nexus-Gerät bewerben. Ausgewählt würde immer das Unternehmen, das im jeweiligen Moment am besten zu den Planungen von Google passe.

powered by AreaMobile