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Ein globaler Markt für Software-Services

27.08.2013
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Plixos hat eine Börse geschaffen, über die mittelständische Unternehmen Anwendungsentwicklungs-Services in der ganzen Welt beschaffen können.
Weltweit sollen Mittelständler auf dem neuen Markt Services sourcen können.
Weltweit sollen Mittelständler auf dem neuen Markt Services sourcen können.
Foto: sergey nivens, Fotolia.de

"Global Sourcing Platform" lautet der Slogan, den das auf Sourcing-Optimierung spezialisierte Unternehmen Plixos GmbH auf die Visitenkarten seiner Mitarbeiter druckt. Getreu diesem Motto stellt der in München beheimatete Software- und Serviceanbieter internationalen Dienstleistungsunternehmen und mittelständischen Anwendern aus Deutschland und der Schweiz einen Marktplatz für Anwendungsentwicklungs-Dienste zur Verfügung. Ab sofort können sich interessierte Dienstleister unter www.plixos.com/market anmelden. Der Marktplatz wurde durch "Innovationsgutscheine" des Freistaats Bayern gefördert,der so nahezu die Hälfte der externen Analyse- und Entwicklungsleistungen finanzierte.

"Wir werden für die Basisdienste keine Gebühren nehmen", beteuert Geschäftsführer Jörg Stimmer, "das ist für uns kein Geschäftsmodell; unsere Grundidee ist es vielmehr, Sichtbarkeit zu erzielen und unsere Tools ins Spiel zu bringen." Kostenlos können die Dienstleister ein detailliertes Leistungsprofil anlegen. Ebenso kostenlos suchen registrierte und von Plixos freigeschaltete Anwenderunternehmen dann nach passenden Anbietern.

Hilfe bei der Ausschreibung

Im Rahmen einer Ausschreibung können die Auftraggeber eine Reihe sinnvoller Suchkriterien wie Aufgabenstellung, Projektumfang, geografische Region, geforderte Branchenkenntnisse oder technische Details eingeben. Zudem lassen sich auch eigene Dokumente bis 20 MB hochladen.

Wer die Ausschreibung zu sehen bekommt, entscheidet der Kunde. Er kann die Adressaten anhand der vorgegebenen Kriterien oder aus einer von ihm angelegten Favoritenliste auswählen. Über die individualisierte Seite "MyPlixos" erhält er jederzeit Einblick in den Stand der Bewerbungen.

Um die Anforderungen zu spezifizieren, wird der Kunde vielleicht auch dem Link zu dem Startup-Unternehmen Pidoco folgen. Dessen Wireframe-Tool kann ihm helfen, seine Anforderungen über klickbare Oberflächen zu visualisieren. Dafür muss er allerdings eine Nutzungsgebühr zahlen.

Verlinkte Automatisierungs-Tools

Kostenpflichtig sind auch die Plixos-Tools, die an unterschiedlichen Stellen des Ausschreibungsprozesses mit dem Marktplatz verlinkt sind. Dazu zählt vor allem der auf SaaS-Prozesse (Software as a Service) zugeschnittene "Outsourcing Director", mit dem sich die Planung und Kontrolle von Outsourcing-Projekten automatisieren lassen.

Der "Tender Manager" unterstützt den Kunden bei der Handhabung des Ausschreibungsprozesses. Bei Bedarf kann der Auftraggeber hierfür aber auch Plixos als Dienstleister einspannen. Ansonsten halten sich die Münchner zurück, überlassen den Servicemarkt also seinen eigenen Mechanismen.

Das von Stimmer so genannte Strategiewerkzeug "Outsourcing Advisor" dient dazu, Business-Cases zu evaluieren, geografische Entscheidungen zu treffen oder erst einmal zu untersuchen, ob Outsourcing in einem speziellen Fall überhaupt eine sinnvolle Option ist. Unter anderem enthält es ein Werkzeug zur Wirtschaftlichkeitsbetrachtung, mit dem sich die beispielsweise die auf eine Ausschreibung eingegangenen Angebote bewerten lassen. Dessen Grundfunktionen sind frei nutzbar, eine Nutzungsgebühr wird erst bei ausgefeilteren Analysen fällig.

Für das weltweite Sourcing

"Wir haben den Marktplatz vor allem für internationale Kontrakte konzipiert", erläutert Stimmer. "Die europäischen Anbieter findet der Kunde ja auch selbst". Mit Hilfe eines Werkstudenten hat Plixos deshalb eine weitgehend vollständige Liste aller Software- und Serviceverbände weltweit zusammengetragen. Diese Organisationen wurden und werden noch angeschrieben.

Da Plixos keine Vermittlungsgebühren nimmt, rechnet sich Stimmer gute Chancen auf lebhaften Zuspruch aus. Das ist umso wichtiger, als der Markt für die Kunden erst ab einer gewissen kritischen Masse interessant wird. Tatsächlich haben sich in den ersten Tagen schon etliche Anbieter eingetragen.

Rückmeldung für Rating erbeten

Eine kleine Gegenleistung erwartet Plixos allerdings von den Kunden. Die Währung ist nicht Euro oder Dollar, sondern Information: Wer über den Markt einen Dienstleister angeheuert hat, wird gebeten, die Gründe für ihre Entscheidung sowie die Erfahrungen mit dem Partner zurückzumelden.

Auf diese Weise hofft der Marktplatzanbieter, nach und nach statistisch relevante Informationen über das Sourcing-Verhalten deutschsprachiger Mittelständler gewinnnen zu können. Die Beurteilung der Dienstleister könnte in ein Rating münden, das auch für andere Kunden hilfreich wäre. Wie Stimmer verspricht, werden die Bewertungen aber nur veröffentlicht, wenn der Dienstleister dem zustimmt.

Dieser Ansatz passt zu einem anderen Projekt, das Plixos gemeinsam mit der Universität Bamberg gestartet hat: Der "Outsourcing Relationship Tracker" wurde kürzlich als Thema für eine Dissertation vergeben. Er soll helfen, die Qualität von Dienstleistungsbeziehungen zu messen und kontinuierlich zu überwachen. (qua)