Ein Gateway senkt die Mobilfunkkosten

30.01.2008
Von Detlef Flach
Dank moderner Technik muss die Kommunikation mit mobilen Mitarbeitern keinteures Vergnügen sein, wie das Beispiel Dachser zeigt.

Das Speditionsgeschäft spürt im Vergleich zu anderen Branchen zwei Wettbewerbsfaktoren besonders stark. Zum einen ist da der enorme Zeitdruck - Kunden rufen oft genug erst an, um ein Transportproblem zu lösen, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist. Zum anderen ist der Konkurrenzdruck durch die Globalisierung im Speditionsgewerbe eher noch größer als in anderen Branchen. Wer einmal einen zu hohen Preis verlangt, ist innerhalb von Minuten den treuesten Stammkunden los.

Fixkosten senken

Als Reaktion auf diese Entwicklung reduzieren besonders die großen, weltweit agierenden Speditionen wie die Dachser AG an allen erdenklichen Stellen ihre internen Kosten, um möglichst günstige Preise kalkulieren zu können. Auf externe Kosten wie Spritpreise, Tariflöhne und Ähnliches haben die Spediteure dagegen nur wenig Einfluss. Die österreichische Niederlassung von Dachser reduziert ihre Telefonkosten - und damit einen Teil der Nebenkosten, die für nahezu jeden Auftrag anfallen - drastisch durch den intelligenten Einsatz von Technik.

Hier lesen Sie …

  • wie Sie die Kommunikationskosten für mobile Mitarbeiter senken können;

  • wie GSM-Gateways aus Festnetz-Handy-Telefonaten netz-interne Gespräche machen;

  • welche Feinheiten Dachser bei der Einführung der GSM-Gateways zu beachten hatte.

Einfaches Prinzip

Das Prinzip dahinter ist eigentlich einfach, wenn man sich die Preisstruktur bei Telefonaten vergegenwärtigt. Am günstigsten sind heute nationale Festnetzverbindungen, am teuersten internationale Verbindungen mit Mobiltelefonen. Die Preise für derartige Verbindungen wurden zwar via EU-Verordnung deutlich gesenkt, wahrhaft billig sind sie aber noch immer nicht. Recht teuer sind zudem nationale Verbindungen zwischen Festnetzanschlüssen und Mobiltelefonen. Hier - das macht jeder Privathaushalt bereits heute - kann man richtig Geld sparen, wenn man für Anrufe auf ein Handy das eigene Mobiltelefon nutzt oder vom Handy aus das Mobiltelefon und nicht den Festnetzanschluss des Angerufenen wählt. Denn Verbindungen von Mobilfunk zu Mobilfunk - insbesondere wenn sie über denselben Netzbetreiber laufen - sind meist preiswerter als netzübergreifende Verbindungen zwischen Fest- und Mobilfunknetzen.

Least-Cost-Routing

Im Business-Umfeld ist das Telefon dagegen ein Gebrauchsgegenstand, das mehr oder minder gedankenlos genutzt wird. Die Teilnehmer wollen sich auf die Inhalte des Gesprächs, nicht auf dessen Kosten konzentrieren. Deshalb ist eine Art Least-Cost-Router sinnvoll, der automatisch den günstigsten Verbindungsaufbau wählt. In der Regel sollte ein solcher Router den Weg zum mobilen Gesprächspartner über den gleichen Mobilfunkanbieter einschlagen, wie ihn der Angerufene nutzt.

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Diese simple Grundidee lässt sich in Österreich schon länger in die Tat umsetzen. Dort gibt es seit vielen Jahren geeignete Mobilfunktarife, die ein besonders preiswertes Mobiltelefonieren zulassen. In Deutschland sind vergleichbare Tarife erst seit etwa 2005 auf dem Markt.

Bei der technischen Realisierung einer solchen Lösung entschied sich die österreichische Dachser-Niederlassung für so genannte GSM-Gateways des TK-Spezialisten Vierling aus Ebermannstadt bei Nürnberg. Die GSM-Gateways sind eine Art Blackbox, in die man SIM-Karten einsetzt und die sich in Bezug auf jede eingebaute Karte nach außen wie ein Handy verhält. Firmenintern wird das Gerät dagegen an die Telefonanlage angeschlossen. Für die Vierling-Lösung sprach unter anderem, dass sie speziell für Siemens-Hipath-Systeme zertifiziert ist. Und mit einer solchen TK-Anlage arbeitet Dachser in Österreich. Die Installation und Inbetriebnahme der Gateways bereitete laut Robert Schissler, IT-Leiter der österreichischen Dachser-Tochter, kaum Probleme, wenn man einmal von den kleineren Komplikationen absieht, die bei jedem IT-Projekt auftreten.

Etwas mehr Aufwand verur-sachte dagegen die korrekte Nutzung der neuen Technik durch die mobilen Mitarbeiter, denn die Kosteneinsparungen sollten nicht nur bei ausgehenden Telefonaten in die Mobilfunknetze realisiert werden. Oder anders formuliert: Die mobilen Mitarbeiter des Logistik-Dienstleisters - also vor allem die Fahrer - mussten darauf eingeschworen werden, bei Anrufen vom Handy in die Firma eine andere Nummer als bisher zu wählen, um das GSM-Gateway zu nutzen. Auf diesem wurde ein Mobilfunkkanal für eingehende Anrufe reserviert. Diese Selbst-disziplin zahlt sich für Dachser aus: Das Unternehmen konnte die Kommunikationskosten auch für Verbindungen von Mitarbeiter-Handys mit den unternehmenseigenen Festnetzanschlüssen drastisch senken, so dass sich die - durchaus nicht billigen - Gateway-Geräte schon nach einem halben Jahr amortisiert hatten.

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Damit hatte die DV-Abteilung um Robert Schissler ihr Ziel erreicht: Die Geräte sollten sich im Nu selbst bezahlen. "Hinter der Entscheidung für die GSM-Gateways von Vierling standen kein technischer Hype oder andere emotionale Wahrnehmungen - allein die Rentabilität war für uns entscheidend", blickt Schissler zurück.

Praktische Erfahrungen

Insgesamt verfügt Dachser in Österreich derzeit über zehn GSM-Kanäle, über die das Gros der Gespräche abgewickelt wird. "Wenn wir mehr Kanäle installiert hätten", erklärt Schissler, "dann wäre der Spareffekt nicht so hoch ausgefallen." Bei höheren Anschaffungskosten wären nämlich auf den einzelnen GSM-Kanal weniger Gesprächsminuten entfallen. Dieser Zusammenhang wird deutlicher, wenn man das Funktionsprinzip der Geräte näher betrachtet. Die eigentliche Steuerung übernimmt die Telefonanlage. Diese reicht bei Mobilfunkvorwahlen die Gespräche - für den Nutzer transparent - an das GSM-Gateway weiter. Das Gateway trifft wiederum die Entscheidung, welche der verwendeten SIM-Karten den günstigsten Tarif für die gewünschte Verbindung bietet. Dies ist insbesondere dann wichtig, wenn eine Firma aufgrund gewachsener Strukturen Kunde bei verschiedenen Mobilfunk-Providern ist.

Doch bei allem Sparwillen war für Dachser noch ein anderer Punkt wichtig: Die Fahrer sollten jederzeit sofort erreichbar sein. Gerade im Nahverkehr sind die meisten Aufträge sehr zeitkritisch, so dass die Spedition den jeweiligen Fahrer sofort erreichen muss und nicht erst auf einen freien Kanal warten kann. Deshalb war für Dachser die Funktion wichtig, dass ein abgehendes Gespräch vom Gateway wieder an die Telefonanlage zurückgegeben und über das ISDN-Netz geleitet werden kann, wenn kein Mobilfunkkanal mehr frei ist. In der entgegengesetzten Richtung funktioniert dies in der bei Dachser in Österreich genutzten Version nicht: Wird der Kanal für eingehende Mobilgespräche angerufen, während dort gesprochen wird, dann hört der Anrufer ein Besetztzeichen.

Fazit

Das Beispiel Dachser zeigt, dass Unternehmen nicht nur durch geschickte Vertragswahl, sondern auch durch intelligenten Technik-einsatz ihre Kommunikationskosten senken können. Dabei bieten gerade GSM-Gateways ein enormes Sparpotenzial, wenn die Gespräche in das Mobilfunknetz nur noch zu den netzinternen Tarifen abgerechnet werden. Da die Geräte als Zubehör für alle gängigen Typen von TK-Anlagen konzipiert sind, können zahlreiche Unternehmen davon Gebrauch machen. (hi)