Zapata macht Schlagzeilen mit extremer Internet-Offensive

Ein Fischkonzern wirft seine Netze im Online-Markt aus

31.07.1998

Vielleicht liegt es an der Überfischung der Weltmeere, vielleicht ist auch Politik im Spiel - jedenfalls hat der 1953 vom späteren US-Präsidenten George Bush gegründete Fischkonserven-Hersteller Zapata in Houston, Texas, erklärt, er werde 21 Web-Sites und E-Commerce-Dienste kaufen und in die "Zap"-Homepage (www.zap.com) integrieren. Ziel sei es, eine "Portal-Site" für das Internet zu schaffen, die mit den Angeboten von Microsoft, Netscape, Yahoo oder Lycos konkurrieren könne. Zu diesem Zweck soll bis Jahresende eine Unternehmenstochter namens Zap Corp. ausgegründet und an die Börse gebracht werden.

Wie ernst diese Ankündigung gemeint ist, bewies das Unternehmen bereits im Mai dieses Jahres, als es versuchte, den Internet-Navigationsdienst Excite für 1,7 Milliarden Dollar zu schlucken. Excite lehnte das Angebot mit dem ironisch formulierten Argument ab, es gebe keinerlei Synergien zwischen den Geschäften beider Unternehmen.

Löste das Ansinnen des Fischkonzerns zunächst Schmunzeln bei der Konkurrenz aus, so verfinsterten sich die Mienen, als klar wurde, welche Firmen Zapata definitiv übernehmen wird. Zu den Diensten gehören Starting Point als Suchmaschine (www.stpt.com), das Java-basierte Gesprächsforum Chatplanet, die Börsendienste Daily Stocks und Stocksheet, das virtuelle Reisebüro Travelpage, die Galt Shareware Zone (www. galttech.com) sowie E-Commerce-Seiten, umfassende Online-Dienste spanischsprachigen Inhalts, Freeware-Adressen und vieles mehr.

Zwar betont Zapatas Chief Executive Officer (CEO) Avie Glazer, die Internet-Dienste wirtschafteten überwiegend profitabel, aber so recht glauben mag ihm das niemand. Das Unternehmen hatte zuvor in Wirtschaftsblättern wie "The New York Times" und "Wall Street Journal" ganzseitig die Botschaft inseriert: "Zap will buy your Web site". Für viele der interessierten Firmen dürfte dieses Angebot die Rettung in letzter Minute sein.

Kleinere, zu einem Gutteil unprofitable Internet-Dienste zu kaufen und zu einem homogenen Angebot zu verschmelzen ist ein Ansatz, der von vielen Branchenkennern kritisch gesehen wird. Auf diese Weise seien nur selten funktionierende Unternehmen zustande gekommen, heißt es. Erstaunlicherweise reagierten jedoch die traditionell konservativen Anleger eher positiv, weil Zapata stets ein seriöser Konzern gewesen sei, der meist ordentliche Zahlen vorgewiesen habe. Außerdem sei dieser Markt noch jung und biete viele Gestaltungsmöglichkeiten.

Zapata setzte 1997 rund 118 Millionen Dollar um und erwirtschaftete einen Nettogewinn von 15,4 Millionen Dollar - eine Bilanz, die kaum ein Internet-Unternehmen vorweisen kann. Das Unternehmen teilte im Zusammenhang mit dem Internet-Engagement mit, fünf Millionen Aktien zurückkaufen zu wollen. Diesen Schritt dürften sich die Texaner jetzt noch einmal überlegen, denn mit dem Bekanntwerden der Internet-Pläne explodierte der Aktienkurs.

Möglicherweise hoffen viele Anleger darauf, daß sich im Netz des Fischkonzerns eine echte Internet-Perle verfangen hat, der eine ähnliche Erfolgsstory wie etwa Yahoo oder Amazon.com beschieden ist.