Autonome Autos

Ein feinfühliger Chauffeur namens Computer

03.10.2014
Von Christof Kerkmann und Frank G. Heide

Volvo bittet um Geduld

Zeit gewinnen, um zu lesen, zu arbeiten oder einfach zu entspannen, während das Auto durch den dichten städtischen Berufsverkehr fährt: So sieht Volvo die Zukunft des autonomen Fahrens. Beim Forschungsprojekt "Drive Me" stehen daher Pendler mit ihren Problemen im Stadtverkehr im Fokus, schnelle Fahrten sind in dem skandinavischen Land mit Spitzentempo 110 auf Autobahnen dagegen weniger ein Thema.

In Zusammenarbeit mit der Stadt Göteborg sowie dem schwedischen Verkehrsministerium sollen vielmehr die Vorteile und Risiken des autonomen Fahrens unter alltäglichen Fahr- und Lebensbedingungen untersucht werden. Das Projekt ist erst im Anfangsstadium, noch werden die 100 Probanden gesucht, die beim Feldversuch mitmachen sollen. Bis 2017 sollen alle Vorbereitungen abgeschlossen sein - auf rund 50 Kilometer Autobahnen und Stadtstraßen um und in Göteborg sitzen zwar dann noch die Teilnehmer selbst hinterm Steuer, doch die Fahrzeuge agieren weitgehend selbständig.

Volvo-Entwicklungschef Peter Mertens hält sich bei Zeitangaben aber zurück. Er rechnet nicht damit, dass sich vor 2030 autonomes Fahren außerhalb von speziell präparierten Strecken als selbstverständliche Fortbewegungsart durchsetzt.

Beim Feldversuch kommen die Ende 2014 debütierenden neuen XC90-Modelle zum Einsatz. Das SUV verfügt über die neuste Generation an Assistenzsystemen sowie der dazugehörigen Kamera-, Laser- und Radartechnik. Damit soll dann das autonome Fahren auf den ausgewählten Streckenabschnitten möglich sein.

In das neue SUV wird auch der noch in der Entwicklung befindliche Aufmerksamkeitssensor integriert, hier tasten 60 Mal pro Sekunde kleine Leuchtdioden den Fahrer mit Infrarotlicht ab, um dessen Augenausrichtung zu kontrollieren. Sind die Augen nicht auf den Straßenverkehr fokussiert, soll diese Info direkt an die Assistenzsysteme weitergegeben werden, die dann gegebenenfalls unterstützend eingreifen.

Die in den Fahrzeugen verwendeten Kamera-, Laser- und Radartechniken oder GPS-Daten reichen aber nicht aus: Bei schlechten Sichtbedingungen durch Starkregen oder Schnee ist zum Beispiel die Funktionsweise von Kameras eingeschränkt. Fahrbahnmarkierungen - sofern überhaupt vorhanden - können bei Schnee oder Eis nur schlecht erkannt werden. Zurzeit experimentiert Volvo mit in die Fahrbahn integrierten Magneten, die die Fahrzeuge leiten können. Problem: Solche Infrastrukturmaßnahmen müssen von den Städten und Kommunen (mit-) getragen werden.