Ein Dreigestirn will IBMs Mainframe-Bastion schleifen

27.10.2006
Mit der "Application Modernization Initiative" will Hewlett Packards (HPs) Service-Division in IBMs Großrechnersegment wildern. Als Kompagnons für den Versuch, IBM-Mainframekunden auf neue Plattformen zu locken, hat sich HP der Mithilfe von Intel und Oracle versichert.

Ihre Initiative hat HP auf Oracles "Open-World"-Kundenveranstaltung aus der Taufe gehoben. Überraschend sind dabei nicht die Experten aus der Enterprise-Storage- und Server-Division federführend. Vielmehr nahm Hewlett-Packards Service-Sparte das Heft des Handelns in die Hand. Zusammen mit Intel und Oracle will sie Unternehmen bei der Migration von Legacy-Anwendungen unterstützen, die bislang auf Mainframes laufen. Das Ziel ist nach dem Bekunden der drei Hersteller, flexible Server-Landschaften aufzubauen, die auf Industriestandards basieren und einfach zu verwalten sind.

Bestandteil des Angebots an umsteigewillige Mainframe-Nutzer sind HPs "Integrity"-Server, die mit Intels "Itanium"-Prozessoren arbeiten. Mitgeliefert wird HPs VSE-Referenzarchitektur (= Virtual Server Environment) für logische Partitionierungen sowie die "MC-Service-Guard"-Clusterfunktionalität. Von HPs Service-Division können Anwender zudem Dienstleistungen beziehen. Support leisten alle drei Partner.

Die "Application Modernization Initiative" setzt auf die Prinzipien der Service-orientierten Architektur (SOA) sowie auf Grid Computing-Plattformen. Oracle steuert unter anderem die "Oracle Database", Version 10g, das Real-Application-Cluster-Konzept sowie Oracles "Fusion"- Middleware bei.

Mark Hurd, Chef von Hewlett-Packard,will mit Oracle und Intel die IBM-Großrechnerkunden auf neue Rechnerplattformen locken.
Mark Hurd, Chef von Hewlett-Packard,will mit Oracle und Intel die IBM-Großrechnerkunden auf neue Rechnerplattformen locken.
Foto: HP

Paul Evans, der bei HP Services federführend ist für das Thema Application Modernization, sagte, die drei Kombattanten hätten übereinstimmend bei Mainframe-Kunden ein hohes Interesse an Alternativen zu ihren Großrechnerplattformen festgestellt. Zum einen sei es immer schwerer, Personal zu finden, das noch über das für Legacy-Umgebungen nötige Know-how verfügt. Zum anderen möchten viele dieser Anwender sich die Vorteile einer SOA-Architektur zueigen machen. Allerdings scheuten alle die Risiken eines radikalen Plattformwechsels. Und obwohl Kunden HP gegenüber sagen, dass 70 Prozent des IT-Budgets von Mainframe-Anwendern heutzutage für die Wartung von Legacy-Anwendungen und deren Hardware-Plattformen verwendet werden, ist die Angst vor den Unwägbarkeiten eines Topologie-Revirements sehr groß.

HP geht nach den Worten von Evans davon aus, dass zehn Prozent aller Mainframe-Nutzer den Wechsel auf andere Plattformen bereits eingeleitet haben. Ein weiteres Zehntel der Großrechneranwender werde nie migrieren. Es blieben, so Evans, mithin 80 Prozent, die potenziell an der Application Modernization Initiative Interesse haben könnten. (jm)