Content-Management/Tool auf der Basis von PHP

Ein Content-Management-Tool für das Intranet der Neuen Zürcher Zeitung

09.02.2001
Die Neue Zürcher Zeitung, kurz NZZ, baut bei der Einrichtung ihres internen Informationssystems auf die installierte Basis und ein eigens entwickeltes Content-Management-Tool (CMT). Silvio Galli* und Beat Meier* berichten über die Einführungsphase.

Im vergangenen Jahr setzte sich die Neue Zürcher Zeitung, eine der größten Tageszeitungen der Schweiz, zum Ziel, allen Mitarbeitern interne Informationen und Dienste auf aktuelle Art und Weise elektronisch zur Verfügung zu stellen. Außerdem sollten jede Abteilung und jede Stelle des Hauses in die Lage versetzt werden, selbständig als Informationsanbieter im NZZ-Intranet auftreten zu können - und dies bei möglichst geringen Kosten- und Zeitaufwendungen.

Auf der Suche nach einem Lösungsanbieter wurde die NZZ auf die Tochterfirma der Brain Force Software AG aufmerksam, die Websolutions AG aus Zürich**. Da sich das Unternehmen bereits mit verschiedenen, ähnlichen Projekten an der Swiss Exchange (SWX), der Schweizer Börse, etabliert hatte, entschieden sich auch die Strategen der NZZ für die 1-Gravity Websolutions.

Der Lösungsanbieter sollte ein geschlossenes Netz erstellen und etablieren. Dieses neu konzipierte NZZ-Intranet würde auf der bereits vorhandenen Netzinfrastruktur mit ihren lokalen Netzen basieren und auf diese die TCP/IP-Protokolle, die Browserschnittstellen für die Benutzer und die Server mit den anwendungsorientierten Grunddiensten wie E-Mail, Telnet und Web aufsetzen. Weiter sollte dieses System mit herkömmlichen Client-Server-Strukturen wie Netware-Systemen oder Großrechnern koexistieren.

Außerdem mussten die Web-Seiten des Intranet dem HTML-Standard ab Version 4.x entsprechen. Ab der Version 4.x unterstützt HTML übrigens auch dynamisches HTML. Weiter waren Flexibilität, Benutzerfreundlichkeit und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis gefragt.

Diesen Anforderungen entsprach das eigens entwickelte Content-Management-Tool (CMT) des benachbarten Anbieters. Es ist mehrsprachig, verfügt über ein integriertes Sicherheitskonzept, ist für eine interaktive Aufnahme von Applikationen ausgelegt und zeichnet sich durch eine definierbare Verarbeitungslogik aus. Darüber hinaus bietet das CMT eine hohe Performance und unabhängige Prozessdarstellungen.

Diese skalierbare, offene Softwareplattform unterstützt und automatisiert den Content Life Cycle, ist prozessorientiert und so flexibel, dass das Corporate Design auch anderer Kunden übernommen werden könnte. Design und Content werden getrennt bearbeitet. Die gewohnten Editoren können integriert und damit auch weiterhin verwendet werden. Zusätzlich liefert das System einen integrierten Wysiwyg-Editor für die einfache Bearbeitung von Seiteninhalten. Asset-Management, Workflow-Komponenten, Benutzer- und Zugriffsverwaltung sowie Import- und Exportschnittstellen sind integrierter Bestandteil. Ein Rollenkonzept mit eingebauter Kontrollinstanz in der Benutzerverwaltung soll sicherstellen, dass stets korrekte und einwandfreie Informationen veröffentlicht werden. Mit dem Content-Management-Tool können die Inhalte direkt durch denjenigen Spezialisten bearbeitet werden, der sich mit dem jeweiligen Thema am besten auskennt. Nach der Freigabe durch die Kontrollinstanz werden die Informationen sofort veröffentlicht. Dabei überwacht das Tool Gültigkeit und Ablauftermine.

Im Sommer 2000 begannen die Entwickler verschiedene Datenbankkomponenten und -applikationen für das NZZ-Projekt aufzubauen. Und zwar nicht wie bis zu diesem Zeitpunkt in einer ASP-, sondern in einer PHP-Umgebung. Auch dazu wurde das CMT eingesetzt. Zum jetzigen Zeitpunkt wird die serverseitige Scriptsprache PHP 4.x verwendet, als Datenbank dient My SQL. Diese Komponenten laufen inzwischen stabil auf einem Apache-Web-Server unter Linux.

Die Vorlagedateien wurden mit HTML aufgebaut und teilweise mit Javascript sowie Stylesheet-Angaben ergänzt. Auch weitere Web-Elemente ließen sich einbauen, je nach Verwendungszweck. Aufgrund der Modularität des Tools wird es auch später noch möglich sein, gewünschte Schnittstellen zu Datenbanken und anderer Software hinzuzufügen.

Besonderes Augenmerk richtet man bei der NZZ vorerst darauf, Adressen und Events erfassen zu können. In einem weiteren Schritt sollen zum Beispiel Telefonlisten sowie Sitzungszimmer-Kalender hinzukommen. Das Check-in und -out der Daten wird auf dem CMT abgebildet, Dokumente sollen im XML-Standard abgelegt werden können.

Noch ist das NZZ-Projekt eine große Baustelle. Im Moment werden nämlich Benutzerverwaltung und Benutzerrechte definiert. Mittlerweile hat die Entwicklungsabteilung des Anbieters - maßgeschneidert für die NZZ-Anforderungen - spezielle Features wie das Telefonverzeichnis des Personals oder die Veranstalterdatenbank für die Ticket-Redaktion (News-Infos) integriert.

Das CMT2 wurde mit PHP und einer My-SQL-Datenbank realisiert und läuft auf einem Linux-Rechner (Suse 7.0). Die einzelnen Seiten werden in SQL-Tabellen gespeichert, jeweils als Online- und Edit-Version. Dies hat entscheidende Vorteile: Der Webmaster hat die Möglichkeit, die Funktionalitäten zu testen und erst nach erfolgreichem Test online zu schalten; die Seiten einer Historie sind wieder aufrufbar. Außerdem können HTML-Seiten erstellt werden. Wird eine neue Seite kreiert, ist eine entsprechende Vorlage gefragt. Diese Vorlagen müssen erarbeitet werden, individuelle Anpassungen sind immer möglich.

Für geübtere Benutzer steht eine My-SQL-Administrationsoberfläche zur Verfügung. Dazu sind allerdings Kenntnisse von My SQL notwendig, einfache Anpassungen können jedoch auch ohne entsprechende Erfahrung erfolgen.

Die HTML-Seiten werden komplett in der Datenbank abgespeichert - auch, um damit zu einem späteren Zeitpunkt wieder auf frühere Versionen zurückgreifen zu können. Zudem lassen sich die Seiten verschieben, kopieren oder auch in Gruppen zusammenfassen, einem so genannten Bundle. Diese Bundle-Technologie erlaubt, einzelne Bereiche festzulegen und unterschiedlichen Rechte zuzuteilen. Zudem sind Schutzmechanismen eingebaut. Je nach Berechtigungsstufe kann der Benutzer lediglich gewisse Seiten editieren oder gleich reviewen. Super-User hingegen haben das Recht, Seiten online zu schalten beziehungsweise zu publizieren.

Die Implementierung von Bundles erlaubt es, die Seiten nach Themen zu gliedern und den Teams Rechte zu einzelnen Themen zu erteilen. Der Küchenchef braucht nur Rechte für die Sparte Küche und darf und soll nichts in anderen Rubriken editieren können.

Durch die Skalierbarkeit des CMT erhält die NZZ also eine Lösung, die genau auf ihre Bedürfnisse und Anforderungen eingeht.

*Silvio Galli und Beat Meier sind beide Software Engineer bei der NZZ in Zürich.**Die 1-Gravity, eine Tochter der Brain Force Software AG, war eine ehemalige Business Unit der MMI Consulting AG mit der Bezeichnung I*-NET. Das heutige Unternehmen hat Niederlassungen in Ütikon bei Zürich und in Frankfurt am Main.(www.1gravity.com).

Die NZZDie renommierte Zeitung besteht seit 1780 und wies Ende 1999 eine beglaubigte Gesamtauflage von mehr als 169000 Exemplaren auf. Als bürgerlich-liberales Blatt mit nationalem Anspruch wie auch internationaler Ausstrahlung nimmt die NZZ auf dem schweizerischen Medien- und Meinungsmarkt eine führende Stellung ein. Darüber hinaus ist die NZZ auch ein Medienunternehmen, das Beteiligungen an weiteren Zeitungsverlagen und Druckereien hält, die Monatszeitschrift "NZZ Folio" herausgibt sowie für einen Buchverlag verantwortlich ist. Eine bedeutende Rolle spielt das Unternehmen auch im Bereich der elektronischen Medien. Regelmäßig werden TV-Sendungen produziert, die in der Schweiz und in Deutschland ausgestrahlt werden. Mit "NZZ Online" ist die NZZ als Internet-Dienst mit einer Fülle von Serviceleistungen verfügbar (http://www.nzz.ch).