Erste Domain mit Nutzungsbeschränkung auf E-Commerce

Ein .biz-chen Startschwierigkeiten

16.11.2001
MÜNCHEN (CW) - Mit einigen Problemen ist jetzt die neue Top Level Domain .biz freigeschaltet worden. Um die Domain für Unternehmen attraktiv zu machen, wird die Nutzung auf den kommerziellen Bereich eingeschränkt.

Ähnlich wie vor kurzem bei .info verlief auch der Start von .biz nicht ganz reibungsfrei. Nachdem es bereits im Vorfeld der Einführung Wirbel um das Vergabeverfahren gegeben hat, kämpft Neulevel Inc. noch mit einigen technischen Problemen. Das Unternehmen, das die internationale TLD als Registry betreibt und verwaltet, musste den Start nach Aussage einiger Registrare (Wiederverkäufer) um drei Stunden verschieben und rang in den Folgetagen mit Auslastungsproblemen und sogar Ausfällen. Wurden zunächst zehn Registrierungen pro Sekunde verzeichnet, was einer Auslastung von zehn Prozent entspricht, sank am Tag darauf die Zahl auf 6000 Registrierungen pro Stunde. Offenbar macht die neue, verteilte Registrierungssoftware, die die Anmeldung von Namen in Echtzeit ermöglicht, nach wie vor Probleme. Härter traf es die .info-Registry Afilias, die kurz nach dem Start von .info im Oktober wegen Skalierungsproblemen zwei Tage offline ging.

Um solchen Pannen vorzubeugen, hat Neulevel nach Angaben des Branchendienstes "Computerwire" seinen Registraren Zugriffsbeschränkungen auferlegt. Anders als Afilias bietet Neulevel deutlich weniger gleichzeitige Verbindungen zu seinen Servern an, als es Registrare gibt. Unklar ist, wie viele Verbindungen bereitgestellt werden. Während ein Registrar von lediglich fünf Leitungen sprach, vermutet David Hirschler von Register.com eine deutlich höhere Zahl. Seiner Einschätzung nach macht Neulevel die Anbindung vom Marktanteil des jeweiligen Registrars abhängig.

Auch ein schwelender Rechtsstreit dürfte Neulevel noch einige Kopfschmerzen bereiten. Zwei Kunden haben das Unternehmen vor einem kalifornischen Gericht wegen des Betriebs einer in vielen US-amerikanischen Bundesstaaten verbotenen Lotterie angeklagt. Hintergrund ist, dass die Registry Domain-Grabber in der mehrmonatigen Vorregistrierungsphase bis zum 7. November abwehren wollte. Sobald mehr als ein Antragsteller eine Domain registrieren wollte, kam das Losverfahren zum Einsatz, begehrte Namen wie show.biz wurden deshalb unter unzähligen Antragstellern verlost. Seit dem offfiziellen Start gilt das "First come, first serve"-Prinzip: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Als erste internationale Registry hat Neulevel in seinen Geschäftsbedingungen Nutzungsbeschränkungen eingeführt. Darin wird die Registrierung zum Zweck des Weiterverkaufs (Domain-Grabbing) oder der Vermietung eines Namens ebenso untersagt wie die "Verbreitung nichtkommerzieller Ideen".

Ärger gibt es noch mit 50000 Domains, die aufgrund der Klage vom Gericht per einstweiliger Verfügung auf Eis gelegt wurden. Wann die Inhaber mit diesen Domains online gehen können, hängt vom Ergebnis des Verfahrens ab. Da in der Whois-Datenbankabfrage nach verfügbaren Namen diese 50000 Domains - weil bisher vorläufig unregistriert - nicht erscheinen, laufen nun für diese Namen auch noch zusätzliche, verspätete Neuregistrierungen auf. Nach Angaben von Doug Armentrout, CEO von Neulevel, sucht man derzeit nach einem Weg, die betroffenen Namen neu zu vergeben, ohne die Kunden zu verärgern und gleichzeitig mit den kalifornischen Glücksspielgesetzen in Konflikt zu geraten. (wm)