LAN-Party

Ego-Shooter für den Bundestag?

24.08.2010
Politik und Computerspiele - ein schwieriges Verhältnis.

Nach Bluttaten wie in Erfurt und Winnenden wird schnell ein Verbot von "Killerspielen" gefordert. Jetzt will eine Gruppe von Abgeordneten Berührungsängste abbauen und lädt zur LAN-Party im Bundestag ein.

Ballern im Bundestag: Drei Abgeordnete laden ihre Kollegen aus allen Fraktionen zur LAN-Party mit Computerspielen ein. "Da wird sicherlich auch ein Shooter mit dabei sein, bei dem es etwas gewaltsamer zugeht", sagte der FDP-Politiker Jimmy Schulz bei der Vorstellung des Projekts am Montagabend in Berlin. "Wir wollen auch die Fraktionen gegeneinander antreten lassen."

Die für Ende Oktober oder Anfang November geplante Aktion soll Berührungsängste abbauen. "Wenn man sich selbst persönlich damit beschäftigt hat, dann spricht man auch anders darüber", sagt die CSU-Abgeordnete Dorothee Bär, die sich im c-base, einem Treff von Berliner Computerfreaks, als "Schwester eines Nerds" vorstellt.

Natürlich werde auch ihr Parteifreund Hans-Peter Uhl eingeladen, versichert Bär. Uhl, innenpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, hat nach dem Amoklauf von Winnenden im vergangenen Jahr "geeignete Maßnahmen des Jugendschutzes" gefordert. In Winnenden habe sich erneut gezeigt, "dass der Täter im Vorfeld seiner Tat sich intensiv mit sogenannten Killerspielen" wie Counter-Strike beschäftigt habe.

Nun soll das erfolgreichste Counter-Strike-Team in Deutschland den Abgeordneten bei der LAN-Party zur Seite stehen, wie Ibrahim Mazari von der Firma Turtle Entertainment erklärt. Zusammen mit anderen Experten wollen die Mitglieder des Clans "mousesports" (mouz) den Abgeordneten dabei helfen, sich in die virtuellen Spielewelten zu klicken. Ein LAN (Local Area Network) vernetzt die Spieler - so könnte also Angela Merkel direkt gegen Sigmar Gabriel antreten.

"Wir wünschen uns, dass wir einfach mal Gehör finden und von der Vorstellung wegkommen, dass wir alle kranke Kinder sind", sagt Rolf Patschka vom Team ESC Icybox. Ein Ziel sei auch die Anerkennung des E-Sports in den Sportdachverbänden. Als E-Sport wird das wettkampfmäßige Austragen von Computerspielen bezeichnet. Clans sind die organisierten Mannschaften im E-Sport.

Die drei Abgeordneten - neben Schulz und Bär gehört auch der FDP-Politiker Manuel Höferlin zu den Initiatoren - wollen alle Fraktionen zum Mitmachen einladen. "Da alle Bundestagsabgeordneten über 18 sind, kann man auch solche Spiele spielen", versichert Bär, die "das böse K-Wort" - also den Begriff Killerspiele - erst gar nicht benutzen will. Neben einem Shooter sollen auch Sport- und Geschicklichkeitsspiele zum Programm gehören.

Begleitet wird die Aktion unter anderem vom Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) und der Bundeszentrale für politische Bildung, die bereits LAN-Partys für Eltern organisiert, damit diese die Computerspielnutzung ihrer Kinder besser einschätzen können. "Jedes Spiel, das Kinder spielen, hat auch in der Vergangenheit immer Risiken gehabt", sagt Höferlin. "Aber es gibt eben auch viele Chancen."

Dass alle 622 Abgeordneten mitmachen werden, glauben die drei nicht. Die erste Resonanz sei aber positiv. "Die Idee findet jeder gut", sagt Bär. "Die Hauptsorge ist, schlecht abzuschneiden." (dpa/tc)