Studie errechnet Einsparungen von 25 Prozent

EG: "Nicht Europa" treibt Telekom-Kosten

20.05.1988

BRÜSSEL (CW) - Die Kommission der Europäischen Gemeinschaften untermauert die Notwendigkeit ihrer Liberalisierungsinitiative mit einer Untersuchung, deren beziehungsreicher Titel "Kosten des Nicht-Europas" lautet. Fazit: Die Schaffung des EG-Binnenmarkts bringt pro Jahr Einsparungen von mindestens 25 Prozent oder 3 Milliarden ECU.

Die Studie, die im Auftrag der Brüsseler Kommission von einem Forscherteam unter der Leitung des früheren stellvertretenden EG-Generaldirektors Paolo Cecchini erstellt wurde, hat die drei wesentlichen Telekommunikationsteilmärkte unter die Lupe genommen: die "Zentrale Vermittlungstechnik", auf die 47 Prozent des Gesamtumsatzvolumens in der EG entfallen, die "Teilnehmereinrichtungen", die 24 Prozent ausmachen sowie die "Übermittlungseinrichtungen", die einen Anteil von 13 Prozent umfassen.

Durch die gegenseitige Abschottung der nationalen EG-Telekom-Märkte, so lautet das wesentliche Ergebnis der Untersuchung, entstehen Verluste von rund einem Viertel des Gesamtvolumens, das sich im Jahr 1986 auf 17,5 Milliarden ECU (European Currency Unit = Europäische Rechnungseinheit) belief.

Als Hauptursachen führt die Studie an erster Stelle die restriktiven Vergabepraktiken der öffentlichen Auftraggeber an. An zweiter Stelle rangieren bei der Ursachenanalyse die von Land zu Land unterschiedlichen Normen sowie die restriktiven Genehmigungsverfahren.

Das Cecchini-Team spricht vor allem von einer" ungesunden Symbiose", in der die europäische Telekom-Industrie und die Postverwaltungen dank der Parzellierung der öffentlichen Beschaffungsmärkte koexistieren; dies führe wiederum zu "künstlich überhöhten Preisen" für Geräte und Ausrüstungen mit entsprechenden Konsequenzen für die Wettbewerbsposition.

Nach den Berechnungen der Forscher lassen sich durch Normenangleichung und liberalisierte öffentliche Beschaffungsmärkte Kostensenkungen von mindestens 3 Milliarden ECU realisieren, im günstigsten Fall sogar rund 4,8 Milliarden ECU. Das größte Reduzierungspotential liege mit 1,3 Milliarden ECU in der zentralen Vermittlungstechnik, gefolgt vom Endgerätemarkt, wo 1 Milliarde ECU eingespart werden könne, und von den Übertragungseinrichtungen mit 500 Millionen ECU.