EG-Kommission: Binnenmarkt noch zersplittert Die europaeische DV-Industrie ist kaum mehr konkurrenzfaehig

30.07.1993

BRUESSEL (IDG) - Kleinere Margen und ein immer noch zersplitterter Binnenmarkt machen den europaeischen DV-Herstellern schwer zu schaffen. Sie haben immer mehr Schwierigkeiten, auf dem Weltmarkt mitzuhalten. So lautet das Ergebnis einer Untersuchung der EG- Kommission.

In einer Studie mit dem Titel "Panorama of EC Industry" zeichnet die Kommission der europaeischen Gemeinschaft ein duesteres Bild der aktuellen Situation der europaeischen Computeranbieter. Sie haetten mit 40,2 Prozent einen kleineren Anteil am europaeischen Markt als die nordamerikanischen DV-Hersteller, auf die 56,5 Prozent des in Europa generierten DV-Umsatzes fallen.

Da die europaeischen Computerhersteller mit den Mitbewerbern, die in erster Linie aus Nordamerika und Japan kommen, nicht konkurrieren koennten, haetten sie sich auf zwei alternative Strategien festgelegt. So gingen beispielsweise die Siemens- Nixdorf Informationssysteme AG, Olivetti und Bull dazu ueber, Kooperationen mit aussereuropaeischen Unternehmen zu schliessen. Ausserdem, so die Untersuchung weiter, klammerten sie sich an den Strohhalm oeffentlicher Zuschuesse, die vor allem in Form von Forschungsgeldern aus den Fonds der europaeischen Gemeinschaft stammen.

Das groesste Problem bestehe in dem uneinheitlichen Vorgehen der zwoelf Mitgliedsstaaten, das immer noch praktiziert werde, obwohl der europaeische Binnenmarkt seit Anfang Januar 1993 offiziell existiere.

Europa besteht immer

noch als Einzelmaerkten

"Europa besteht immer noch aus einer Reihe einzelner Maerkte, die jeder von der landeseigenen Computer-Company dominiert werden", heisst es in dem Report weiter. Vor allem fungiere der europaeische Markt nicht als Sprungbrett zum weltweiten Geschaeft.

Aber den europaeischen Hardwareherstellern machen nicht nur die Mitbewerber aus den USA und Fernost zu schaffen. Sie suchen sich aufgrund der schlechten Ertraege neue Geschaeftsfelder, meist Beratung und Software, und machen damit den schon vorhandenen europaeischen Software- und Serviceunternehmen ihr Terrain streitig. Aus vielen Bereichen, beispielsweise aus der Produktion von Festplatten, haetten sich europaeische Unternehmen schon vollstaendig zurueckgezogen. Bei Peripheriegeraeten wie Druckern befinde sich kein europaeischer Hersteller aus Europa unter den Top ten.

Der Preisverfall, der am staerksten die PC-Branche betrifft, macht den DV-Unternehmen zusaetzlich das Leben schwer. Beispielsweise fielen die Ladenpreise fuer PCs im letzten Jahr um durchschnittlich 50 Prozent, so die EG-Untersuchung. Trotzdem muessten die europaeischen Anwender immer noch mehr bezahlen als ihre Kollegen in den USA, was sich am frappierendsten bei der Software bemerkbar macht. Die europaeische Version kostet teilweise dreimal soviel wie die amerikanische.