Gewerkschaften warnen vor totaler EDV-Überwachung:

EG-Arbeitnehmer vor Datenmißbrauch schützen

25.11.1977

BRÜSSEL (ee) - Der Exekutivausschuß des Europäischen Metallgewerkschaftsbundes in der Gemeinschaft (EMB) hat in Brüssel vor den Gefahren einer Totalüberwachung der Arbeitnehmerschaft durch die elektronische Datenverarbeitung gewarnt. Die EDV-Technik eröffne für die Unternehmensleitung die Möglichkeit, alle betrieblichen, privaten und gesellschaftlichen Bereiche der Arbeitnehmerschaft zu durchdringen. "Es besteht die reale Gefahr einer totalen Überwachung der Leistung und des persönlichen Verhaltens von Arbeitnehmern an ihren Arbeitsplätzen", stellt der EMB fest. Deshalb fordert er eine Richtlinie der Europäischen Gemeinschaft über Datenschutz, die den Arbeitnehmern und allen Bürgern den bestmöglichen Schutz vor Mißbrauch oder Mängel der Datenverarbeitung garantiert. Im einzelnen warnt der EMB vor Gefahren der gezielten Auslese von Arbeitnehmern nach für Außenstehende nicht mehr durchschaubaren, möglicherweise politischen Kriterien, der Analyse von Persönlichkeitsstrukturen und der Langzeit-Überwachung von Arbeitnehmern durch Jahre oder jahrzehntelange Speicherung von Arbeitnehmerdaten.

Der EMB teilt den verbreiteten Optimismus über die Auswirkungen neuer EDV-Technologien auf die Gesamtbeschäftigung nicht. Er beobachtet mit Sorge in einer Vielzahl von Betrieben eine ständig breitere EDV-Anwendung als besondere Form der Rationalisierung mit schädlichen Auswirkungen auf den Beschäftigungsumfang, die Arbeitsplätze und die Arbeitsbedingungen. In der EDV-Industrie selbst fürchtet der EMB, daß Anfang der achtziger Jahre viele der kleineren und mittleren europäischen Firmen mit oft größter technischer Leistungsfähigkeit aus finanziellen Gründen nicht durchhalten können.