Europäische Carriers formieren sich zur Markt-Macht:

EG-Analysten befürchten Telecom-Monopol

30.09.1988

LONDON (IDG) - 22 europäische Telecom-Anbieter sind im Begriff sich zu einer paneuropäischen Gesellschaft zusammenzuschließen, die als ein Carrier Mehrwertdienste (Value Added Services) anbietet. Die Zentrale des Zusammenschlusses, der von Marktbeobachtern als "fast zu stark" angesehen wird, soll in den Niederlanden angesiedelt werden.

Die MDNS, so bislang das Kürzel der Managed Data Network Services, könnte die Rolle eines System- und Dienste-Integrators für die europäischen Anwender spielen, versichern die Sprecher der Gruppe, die sich künftig als eine Art Einkaufszentrum für alle Arten der Datenkommunikation verstanden wissen will. Es sollen im wesentlichen angeboten werden:

- der Zugriff auf Netzwerke,

- Schnittstellen-Facilities,

- Gateways und Netzwerkmanagementdienste.

Als Mitglieder des übergreifenden Zusammenschlusses werden die beiden UK-Telecom-Anbieter British Telecommunications Plc. und Mercury Communications Ltd. gehandelt, aber auch weitere vergleichbare öffentliche Unternehmen, also auch die bisherigen Postverwaltungen in Frankreich, der Bundesrepublik, Italien, Schweden, in den Niederlanden, in Spanien, Belgien, Finland etc.

Die Analysten gehen davon aus, daß MDNS die künftigen Spielregeln in diesem Markt bestimmen wird, weshalb es keinerlei Chance gäbe, mit dem Super-Verbund zu konkurrieren: "Er könnte durchaus eine marktbeherrschende Rolle erlangen und schließlich - wie ein Monopolist - die Preise diktieren."

Jorgen Richter, Chef des Telekommunikations-Direktoriats der EG-Kommission, erklärt im Hinblick auf diese Bedenken: "Wir haben sehr eng mit der Gruppe zusammengearbeitet; ich versichere, daß daraus nichts Schlechtes entstehen wird. Die Leute wissen, daß sie eine bestimmte Linie nicht überschreiten dürfen; falls sie es dennoch tun, wird die Kommission hart durchgreifen."