Standardisierte Outsourcing-Dienste wandern nach Osteuropa ab

EDS-Umbau führt zu heftigen Einschnitten

23.07.2004
MÜNCHEN (jha) - Der IT-Dienstleister EDS kommt nicht zur Ruhe. In Deutschland kündigte die Geschäftsleitung an, im vierten Quartal 2004 mehr als 500 Stellen abbauen zu wollen. Die Maßnahme folgt auf die vor etwa einem Jahr formulierte Strategie, künftig nur noch auf Outsourcing zu setzen und standardisierte Dienste in Niedriglohnländer zu verlagern.

Auf EDS rollt die zweite Abbauwelle zu. Bereits im Juli letzten Jahres hatte die Geschäftsleitung angekündigt, 800 Stellen zu streichen. In den Verhandlungen mit den Betriebsräten verständigte sich das Management damals auf einen Maßnahmenkatalog, mit dem sich betriebsbedingte Kündigungen ausschließen ließen. Dazu zählten Vorruhestandsregelungen, freiwillige Aufhebungsverträge sowie Arbeitszeitverkürzung für das Gros der Mitarbeiter. Allein dadurch, dass die Belegschaft die wöchentlich zu leistende Stundenzahl von 40 auf 36 reduzierte, rettete sie 220 Kollegen die Arbeitsplätze. Insgesamt wurden nach Berechnungen der Geschäftsleitung 490 Stellen gestrichen, andere unternehmensnahe Quellen sprechen von 590 abgebauten Arbeitsplätzen.

Nun stehen weitere 538 Stellen zur Disposition. "Bei dem aktuell geplanten Abbau handelt es sich nur um die Umsetzung dessen, was wir bereits im letzten Jahr angekündigt haben", behauptet Reinhard Clemens, Vorsitzender der Geschäftsführung EDS Deutschland GmbH, Rüsselsheim.

Die aktuellen Forderungen gehen jedoch weit über die Zahl hinaus, die im Juli 2003 genannt wurde. "Ich kann betriebsbedingte Kündigungen nicht ausschließen. Wir werden aber eng mit dem Betriebsrat zusammenarbeiten, um das zu verhindern", sagte Clemens.

Für die Belegschaft ist die Ankündigung, dass es zu weiteren Streichungen kommt, keine Überraschung, wohl aber das Ausmaß. Bestandteil der letztjährigen Einigung war es, Mitte 2004 die Verhandlungen über den Stellenabbau wiederaufzunehmen. Eine konkrete Zahl wurde damals nicht genannt, im Raum standen aber 100 bis 130 Positionen, die je nach Fortschritt der wirtschaftlichen Entwicklung über- oder unterschritten werden sollten. "Die Vereinbarung des letzten Jahres mit den Mitbestimmungsgremien lautete, dass wir auf weitere Anpassungen verzichten, wenn ein massiver Aufschwung für mehr Beschäftigung sorgt", erläutert Clemens.

Preisverfall erzeugt Druck

Der hat sich offenbar nicht eingestellt, so dass nun über wesentlich mehr Stellen verhandelt werden muss. Unternehmensnahen Quellen zufolge krankt es sowohl in den für das Outsourcing (Operation Solutions) als auch für Projektservices (Business Solutions) verantwortlichen EDS-Bereichen. Clemens dementiert: "Das Geschäft läuft nicht schlecht, es läuft nur anders. Die Kunden stellen heute mehr Forderungen an günstigen Kosten."

Insbesondere die deutsche Niederlassung leidet unter der vor rund einem Jahr formulierten weltweiten EDS-Strategie, das Outsourcing in all seinen Facetten in den Mittelpunkt zu stellen. Zum Großteil leistet EDS derzeit hoch standardisierte Infrastrukturdienste, deren Preise stark gefallen sind und die sich ohne großen Aufwand in Niedriglohnländer verlagern lassen. EDS hat dazu das "Bestshore"-Konzept entwickelt, das den jeweils günstigsten Standort für Betriebsdienste ermittelt. Das Hochlohnland Deutschland fällt dabei regelmäßig durch das konzernweit definierte Raster.

Projektgeschäft trocknet aus

Von den aktuell geplanten 538 Stellenstreichungen entfallen 378 auf den Bereich Outsourcing: "Wir können mit den in Niedriglohnländern gezahlten Löhnen nicht konkurrieren. Wir müssen uns langfristig darauf konzentrieren, weltweit standardisierte Services hier zu veredeln", sagt der Deutschland-Geschäftsführer. "Vor allem müssen wir flexibler reagieren können, so dass wir beispielsweise im Call-Center-Betrieb je nach Auslastung dynamisch Mitarbeiter einstellen und abbauen können."

Die sich abzeichnende Erholung im IT-Beratungsmarkt geht aufgrund der neuen Strategie wirkungslos an EDS Deutschland vorüber. Spätestens seitdem EDS-CEO Michael Jordan vor einem Jahr das Unternehmen konsequent auf Outsourcing-Kurs brachte, gilt die Übernahme des Systemhauses Systematics als endgültig gescheitert. Die Mitarbeiter in dem Geschäftsbereich Business Solutions, die überwiegend mit der Akquisition zu EDS wechselten, liefern nur noch ergänzende Dienste. "EDS ist zu 100 Prozent eine Outsourcing-Company", betont Clemens. "Diesen Begriff erweitern wir um das Business Transformation Outsourcing. In diesem Bereich benötigen wir Ressourcen aus dem Projektgeschäft. Wir wollen aber keinen eigenen Vertrieb, der nur Projektservices verkauft." Aktuell beschäftigt die EDS-Sparte Business Solutions noch 286 Mitarbeiter. 100 davon sollen gehen.