Absichtserklärung für McDonnell-Douglas-Tochter ist unterschrieben

EDS: SD-Scicon geschluckt - CAD/CAM-Profi MDSI im Visier

13.09.1991

LONDON (CW) - SD-Scicon, einer der letzten unabhängigen DV-Dienstleister Großbritanniens, erklärte sich nun bereit, das Übernahmeangebot der General-Motors-Tochter Electronic Data Systems Corp. (EDS) anzunehmen. Zur gleichen Zeit unterzeichneten die Amerikaner mit McDonnell Douglas eine Absichtserklärung, deren CAD/CAM-Division MDSI zu erwerben.

Wochenlang hatte es SD-Scicon zuvor abgelehnt, sich in die Hände der amerikanischen Softwaregesellschaft zu begeben. Als aber EDS Anfang vergangener Woche mitteilte, daß ihr bereits 56,75 Prozent der Aktien angedient worden seien, war der Widerstand der Briten gebrochen. Sie akzeptierten die Offerte in Höhe von 60 Pence pro Stammaktie, was einem Gesamtwert von 162 Millionen Pfund (knapp 462 Millionen Mark) entspricht.

Erste Schritte, die Übernahme reibungslos über die Bühne zu bringen, wurden bereits eingeleitet. So ist der Board of Directors des britischen Dienstleisters neu formiert worden. Dazu gehören nun vier EDS-Manager - Chairman Lester Alberthal, Senior Vice-President Malcolm Gudis, Europe Managing Director Jürgen Berg und Europe Managing Director of Technical Support John Bateman, der zum Group Executive Managing Director ernannt wurde. Vom ursprünglichen SD-Scicon-Verwaltungsrat blieben John Jackson als "non-executive"-Chairman sowie Finanzdirektor David Smith übrig. Fünf Board-Mitglieder traten zurück. Firmengründer und Chief Executive Officer Philip Swinstead begab sich in den Ruhestand.

Die General-Motors-Tochter hat indes noch ein weiteres Eisen im Feuer. So unterschrieb EDS ebenfalls vergangene Woche einen "Letter of intent", den langjährigen CAD/CAM-Partner McDonnell Douglas Systems Integration Co. (MDSI) zu übernehmen. Die geplante Transaktion beinhaltet neben dem gesamten Inlandsbereich der MSDI auch die ausländischen Aktivitäten, die in der McDonnell Douglas Systems Integration International zusammengefaßt sind. EDS' Hauptinteresse, so war aus Reihen amerikanischer Marktforscher zu hören, gilt dabei der erfolgreichen CAD/CAM-Software "Unigraphic" von MDSI.

Zudem beschert dieser Deal der General-Motors-Tochter nach Berechnungen der amerikanischen Marktforschungsgesellschaft Daratech, Cambridge/Massachusetts, am CAD/CAM-Markt zusätzliche Anteile von 4,3 Prozent. Für die MDSI-Muttergesellschaft, den amerikanische Rüstungskonzern McDonnell Douglas, bedeutet der Verkauf der CAD/CAM-Tochter indes den Ausstieg aus der nationalen Computerindustrie.