EDS gibt A.T. Kearney frei

08.11.2005
Die Strategieberater kaufen ihr Unternehmen zurück.

Rund zehn Jahre nach der Übernahme durch EDS wird A.T. Kearney wieder eigenständig. Die Unternehmenslenker verständigten sich auf ein Management-Buyout, einen Preis nannten die Verhandlungspartner nicht. Die Transaktion soll bis Ende des Jahres abgeschlossen werden. Die zwei Bereiche Executive Search (Personalvermittlung) sowie Maintenance, Repair and Operations Management (Sourcing-Beratung) bleiben zunächst bei EDS. Für Executive Search soll es bereits Kaufinteressenten geben.

"In der heutigen Unternehmensberatung ist es das beste Modell, wenn die Partner Eigentümer des Unternehmens sind", zeigt sich Henner Klein, Vorstandsvorsitzender von A.T. Kearney, erleichtert über die Einigung. In dem künftig unabhängigen Unternehmen halten die Partner 100 Prozent der Stimmrechte, außerdem können weitere Führungskräfte Aktien ohne Stimmrecht erwerben.

200 Partner entscheiden

Die rund 200 Partner der Unternehmensberatung müssen sich bis zum 17. November erklären. Unbestätigten Informationen zufolge wird sich jeder von ihnen mit einer Summe von etwa 250000 Dollar, davon 50000 Dollar in bar, an A.T. Kearney beteiligen müssen - das berichtet der Informationsdienst "Consultingstar.com".

Zum Zeitpunkt des Verkaufs von A.T. Kearney an EDS im Jahr 1995 gab es mehr als 100 Partner, nur 20 von ihnen sind heute noch im Unternehmen tätig. Viele Berater hatten dem Haus verärgert den Rücken gekehrt, als EDS unter Leitung des damaligen CEO Richard Brown versuchte, die Consultants als verlängerten Vertriebsarm für Outsourcing-Aufträge einzuspannen. In der Folge brach das Consulting-Geschäft ein und rutschte in die roten Zahlen. Außerdem litt der Ruf des Traditionshauses als neutrale Beratungsinstanz. Erst als die Branchenkrise EDS erfasste und CEO Brown durch den Ex-McKinsey-Manager Michael Jordan ersetzt wurde, änderte sich die Unternehmenspolitik.

Bereits kurz nach seinem Amtsantritt im März 2003 äußerte Jordan Zweifel an der strategischen Bedeutung der Beratung für das EDS-Geschäft. Seit Anfang dieses Jahres sind die Trennungspläne offiziell. Zwischenzeitlich verhandelte EDS mit der Monitor Group. Dort hoffte Jordan einen höheren Verkaufspreis zu erzielen. Doch nachdem die Monitor-Verantwortlichen A.T.Kearney durchleuchtet hatten, traten sie von ihren Kaufabsichten zurück und machten damit den Weg für ein Management-Buyout frei.

Mit der Trennung ist auch das Geschäftsmodell gescheitert, Beratung, Integration und Betrieb aus einer Hand zu bieten. Nach der Abnabelung plant A.T.Kearney den Ausbau des Geschäfts in Osteuropa und Fernost. Zudem will man sich stärker auf Beratungsthemen wie das Wachstums- und Innovations-Management konzentrieren. Mit EDS bleibt A.T. Kearney dennoch verbunden. Die Management-Partner verpflichten sich, auch weiterhin EDS-Kunden zu be- raten. (jha)