Intranet und Legacy-Systeme/Teamarbeit im eigenen Netz rund um den Globus

EDS: Das Intranet in einem weltweit tätigen Unternehmen

31.01.1997

Wie vorteilhaft ein technisch ausgereiftes und benutzerfreundliches Intranet für interne Arbeitsabläufe ist, wird am Beispiel eines global operierenden Unternehmens deutlich: Über das Intranet von EDS sind weltweit über 90000 Mitarbeiter in 42 Ländern verbunden. Sie kommunizieren täglich bis zu zwei Millionen Mal miteinander, tauschen Informationen aus, rufen Daten ab, arbeiten gemeinsam in virtuellen Arbeitsgruppen oder informieren sich über Vertragskunden.

Alle Informationen wurden aus bestehenden Datenbanken generiert und für den globalen Einsatz erweitert. Dabei war es hilfreich, daß die Intranet-Software die verschiedenen Datenformate ohne Probleme übernehmen konnte. Im folgenden stellen wir ausgewählte relationale Datenbanken vor, die über das eigene Intranet verfügbar sind.

Eine der wichtigsten und größten Schnittstellen für den Zugriff aller Mitarbeiter auf gemeinsam genutzte Datenbestände ist das "EDS Infocentre", das seit mehr als zwei Jahren im Einsatz ist. Es basiert auf Server-Technologien der Firma Netscape (EDS ist im Juni 1996 mit dem Internet-Spezialisten eine strategische Allianz eingegangen) und spezieller EDS-Software.

Die automatisierte Aktualisierung und Pflege erfolgt über eine relationale Datenbank. Mit einem handelsüblichen Desktop-Browser wie "Navigator" oder "Explorer" wählt man sich in den nichtöffentlichen Bereich des Web-Servers ein. Jetzt lassen sich mit entsprechender Zugriffsberechtigung alle interessanten Gebiete im EDS-Angebot über Mehrfachindizes abfragen: Infos über Mitarbeiter, Technologien, Forschung und Entwicklung, Geschäfte und Verträge, Daten und Fakten, allgemeine News etc.

Das Surfen durch das Firmennetzwerk funktioniert so einfach wie im World Wide Web. Denn das Interface des Infocentre ist so ausgelegt, daß jeder Mitarbeiter intuitiv und gezielt die gewünschte Information erhält. Die Frage lautet also nicht "Was kann das System?", sondern: "Was will der User wissen?" Das Ziel ist also, für die Informationssuche so viele Wege wie möglich anzubieten.

Das Konzept ist zwar relativ neu, aber begehrt. Zum Beispiel nutzt der Internet-Dienstleister Yahoo eine ähnliche Technologie. Damit trägt das EDS-Intranet wesentlich zum Workflow und letztlich auch zur Zufriedenheit bei: Wer sucht sich schon gern quer durch Menüs oder Abfragen?

Eine so einfache wie effektive Datenbank ist der EDS-Locator. Er ermöglicht es, von einem beliebigen EDS-Standort auf der Welt einen der 95000 Mitarbeiter zielsicher ausfindig zu machen. Dieses Mitarbeitersuchsystem hilft besonders den sogenannten virtuellen Arbeitsgruppen, die örtlich voneinander getrennt an komplexen Arbeitsprozessen mitwirken. Vom Namen über Telefon und E-Mail bis hin zum Arbeitsgebiet läßt sich jede Information einer Person zuordnen. Das Main- frame-basierte System hat EDS entwickelt und ist seit einigen Jahren im Einsatz.

Eine weitere Datenbankfunktion im internen Web ist "E*Tips", ein sogenanntes Job-posting-Programm. Mit dieser Applikation, die interne Kommunikation deutlich fördert, können Mitarbeiter weltweit die internen Stellenausschreibungen einsehen und sich bewerben. Dieses Feature ist wegen der zunehmenden Internationalisierung der Märkte und der daraus folgenden Globalisierung der Unternehmen von unschätzbarem Wert für die Auswahl geeigneter Mitarbeiter.

Die Perle unter den Intranet-Diensten ist Global Company Contract (GCC), eine Datenbank mit Informationen über das gesamte Unternehmen, Kunden, Verträge, Geschäftsfelder, Marketing, Produkte, Services, Preisstrukturen und vieles mehr. Über eine Oracle-Client-Software, CGI-Scripts und eigene Tools erschließen sich den Mitarbeitern eine Fülle von Informationen aus aller Welt, die meist weit über das jeweilige Arbeitsgebiet hinausgehen.

GCC ist sozusagen das Zentralhirn des Unternehmens. Hier findet sich alles gespeichert, was für die Arbeit wesentlich ist. So kann sich beispielsweise ein Mitarbeiter aus dem Finanzbereich Kreditinformationen aus einem anderen Land einholen. Dazu definiert er in einer GCC-Eingabemaske seine Anfrage, wählt sich über eine Schnittstelle in das Angebot des Wirtschaftsinformations-Anbieters Dun & Bradstreet ein und erhält binnen weniger Augenblicke die gewünschten Auskünfte - ohne das EDS-System benutzertechnisch zu verlassen.

Das System ist aus Sicherheitsgründen über mehrere Paßwortebenen vor unberechtigten Zugriffen geschützt.

Zur Zeit wird die Frage der Datensicherheit lebhaft diskutiert. Zwar bieten moderne Verschlüsselungsmechanismen einen akzeptablen Grad an Sicherheit - einige Banken nutzen ja schon das Internet für Geldtransfers -, doch stehen wir mit solchen Technologien erst am Anfang des technisch Möglichen. Ziel ist es, Daten genauso sicher über Internet und Intranet auszutauschen wie über andere Kommunikationsmedien.

Unternehmen geben als Hauptargument gegen den Einsatz von Intranets deren mangelnde Sicherheit an. Dagegen läßt sich halten, daß die jeweiligen Nutzer wie bei einem Internet-Provider persönliche Daten wie Name und Paßwort eingeben müssen. Erst dann erhalten sie die Zugriffsberechtigung.

Bei EDS liegen die entsprechenden Netscape-Security-Server vor unberechtigten Zugriffen geschützt hinter Firewalls. Zudem müssen bestimmte Einwahlkriterien gegeben sein, damit die Verbindung zustande kommt. Last but not least arbeitet EDS mit Verschlüsselungstechniken, die die Daten auf dem Weg vom Absender zum Empfänger schützen. Das ist besonders dann wichtig, wenn die Datenströme Festnetz und Standleitungen einer Dependance verlassen und über das öffentliche Netz ihren Weg zum nächsten Standort finden.

Im übrigen kann es auch einmal passieren, daß die Netzwerk-Performance in die Knie geht, weil Bits und Bytes im öffentlichen Netz im Datenstau steckenbleiben. Das betrifft vor allem die transatlantischen Verbindungen, so daß man besser mit der Zeitverschiebung kalkuliert und Daten dann austauscht oder abfragt, wenn in den USA die Internet-User schlafen gegangen sind.

In der Tat nutzen Entwicklungsteams von EDS die Zeitverschiebung und arbeiten weltweit rund um die Uhr an gemeinsamen Projekten. Das Resultat: kür- zere Entwicklungszeiten und ein schnellerer Zugang zum Markt.

Solche virtuellen Arbeitskonzepte gibt es auch andernorts. So haben virtuelle, über drei Kontinente verstreute Teams die Boeing 777 parallel entwickelt. Das komplexe Passagierflugzeug entstand dadurch in Rekordzeit und höchster Qualität zu niedrigeren Kosten. Auch die Großkonzerne der Automobilindustrie nutzen bereits solche Konzepte.

Unternehmen interessieren sich also immer mehr für das Thema Intranet. Die Gründe liegen auf der Hand: Das Intranet bietet die volle Funktionalität der proprietären Systeme, baut jedoch auf den offenen Standards des Internet auf und kostet daher sehr viel weniger Zeit und Geld. Zudem profitiert es von den eingeführten und weithin akzeptierten Internet-Technologien, so daß wohl bei vielen Firmen keine Überzeugungsarbeit mehr erforderlich sein dürfte, denn meist wird dort schon ein Web-Browser für das Internet eingesetzt.

EDS hat durch den frühen Einstieg in die Intranet-Thematik wertvolle Erfahrungen gesammelt, die sich für Mitarbeiter und Kunden gewinnbringend auswirken. Das EDS-Intranet bringt das, was Bill Gates als "Information at your fingertips" bezeichnet hat.

Angeklickt

EDS, einer der weltgrößten Dienstleister in der Datenverarbeitung, hat das eigene Intranet über die ganze Welt gesponnen. Alle Mitarbeiter sind über dieses Netz erreichbar, und sie haben gestaffelt Zugang zu sämtlichen Informationen, die für ihre Aufgaben notwendig oder hilfreich sein könnten. Zahlreiche Teams bestehen nur im Netz, unbeeinträchtigt von Distanzen und Zeitzonen. Dazu hat das Unternehmen außer einem Konzept, das Nachahmer gefunden hat, verschiedene Softwareprogramme selbst entwickelt. Dieser Beitrag beschreibt Ausmaß und Wirkungen eines der größten "hausinternen" Intranets.

Verwendete Lösungen

Intranet.edsSM ist eine Lösung, die ein unternehmensinternes Netzwerk zu einem Intranet erweitert: Es verbindet die gängigen Browser mit dessen Programmen und Datenbanken. Das ermöglicht es den Mitarbeitern eines Unternehmens, das eigene Netzwerk so einfach zu nutzen wie das World Wide Web.

Intranet.edsSM umfaßt eine Sammlung angepaßter Internet-Programme, die Standard-Web-Browser mit traditionellen Business-Prozessen (Marketing, Promotion, technische Dienste, Produktion, Logistik, Personalwesen, Verkauf, Finanzen, Administration) unter einer Oberfläche vereint. Die Lösung verknüpft all diese Funktionen miteinander.

EDS nutzt mit Web.edsSM eine flexible Intranet-Umgebung. Diese integriert Technologien verschiedener strategischer Partner wie Sun, Silicon Graphics, Hewlett-Packard, Netscape und Microsoft in einer einzigen Konfiguration. Das System läßt sich auch mit dem Internet verbinden.

*Stefan König ist Pressesprecher bei EDS Electronic Data Systems in Rüsselsheim