EDS: Auch Outsourcing ist nicht krisenfest

15.10.2002
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Sabine Prehl ist freie Journalistin und lebt in München.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die unerwartete Gewinnwarnung von Electronic Data Systems (EDS ) hat gezeigt, dass jetzt auch das Geschäft mit Outsourcing-Services von der Krise im IT-Markt betroffen ist. Allerdings hat EDS nicht nur mit konjunkturellen, sondern auch mit hausgemachten Problemen zu kämpfen.
Im dritten Quartal erwartet EDS statt 374 Millionen Dollar nur noch einen Nettogewinn von 58 bis 74 Millionen Dollar und einen Umsatzrückgang um zwei bis fünf Prozent. Auch für die nachfolgenden Quartale sei mit keiner nenneswerten Besserung zu rechnen.
Im dritten Quartal erwartet EDS statt 374 Millionen Dollar nur noch einen Nettogewinn von 58 bis 74 Millionen Dollar und einen Umsatzrückgang um zwei bis fünf Prozent. Auch für die nachfolgenden Quartale sei mit keiner nenneswerten Besserung zu rechnen.

Der Grund für die drastisch nach unten korrigierten Prognosen liegt dem Unternehmen aus dem texanischen Plano zufolge in der Investitionszurückhaltung bestehender Kunden im Projektgeschäft. „Wir haben damit gerechnet, dass die IT-Ausgaben zurückgehen, aber nicht damit, dass sie völlig versiegen“, erklärte Firmenchef Richard Brown. Besonders in Westeuropa liefern die EDS-Töchter schlechte Zahlen ab. Damit steht der US-Dienstleister nicht allein: Laut IDC wird der westeuropäische IT-Services-Markt in diesem Jahr nicht wie bislang angenommen um 9,5 Prozent, sondern nur um 7,5 Prozent zulegen. Die Investment-Banker von Credit Suisse First Boston rechnen sogar nur mit drei Prozent Wachstum.

Krise trifft auch das Outsourcing-Geschäft

Der Auftragsrückgang bei EDS gilt für viele Analysten als Zeichen dafür, dass der Abwärtstrend inzwischen auch den letzten Hoffungsträger der Branche, das Outsourcing-Segment, erfasst hat. Während das Geschäft mit Systemintegration und Beratung schon seit Monaten unter dem allgemeinen Investitionsstau leidet, galt die Auslagerung von Rechenzentren, Kommunikationssystemen und Netzwerken bislang als krisensicher. Angesichts der Möglichkeit, dadurch die IT-Kosten zu senken, konnte die Branche bislang sogar vom Konjunkturrückgang profitieren.

Doch die Gewinnwarnung des Branchenriesen EDS, der mehr als die Hälfte seiner Gesamteinnahmen im Outsourcing-Geschäft erzielt, hat Zweifel geweckt. Dem Konzern machen die Umsatzeinbußen, die ihm durch finanziell angeschlagene Großkunden - etwa den unter Gläubigerschutz stehenden TK-Ausrüster Worldcom - entstanden sind, zu schaffen. „Wenn der Kunde pleite ist, geht der Outsourcer natürlich mit den Bach runter“, bringt es Rüdiger Spies, Vice President bei der Metagroup, auf den Punkt.

Zurückhaltung in Westeuropa

Zudem legen immer mehr Kunden ihre Entscheidungen über große Outsourcing-Verträge auf Eis. In den USA und Großbritannien scheint der Markt weitgehend gesättigt. Und auf dem Kontinent haben sich die Unternehmen bislang ohnehin zurückgehalten. Laut Eberhard Schott, Partner bei der Unternehmensberatung Eracom, mangelt es in Westeuropa am Vertrauen in IT-Dienstleister. Die Krise hat diese skeptische Haltung in seinen Augen sogar noch verstärkt. Er beobachte seit der ersten großen Outsourcing-Welle in den 90er Jahren eine Rückbesinnung zu bewährten Herangehensweisen: „Ich habe das Gefühl, dass die vertikale Integration - also ein völlig entgegengesetzter Trend zum Outsourcing - eine Art Renaissance erlebt.“

Dabei wächst die Skepsis, ob sich mit Outsourcing tatsächlich immer Einsparungen erzielen lassen. „Ich glaube, viele Firmen, die Bereiche ausgelagert haben, sind frustriert über das, was am Ende dabei herausgekommen ist“, so Sebastian Asendorf, Senior Manager bei Helbling Management Consulting. Eine professionell verwaltete IT im eigenen Haus könne sogar billiger sein als ein Outsourcing-Deal.