EDI: Zuckerbrot oder Peitsche

23.02.1990

Über die Vorzüge des Electronic Data Interchange (EDI) hier zu philosophieren, ist müßig. Die Vorteile sind bekannt, sie wiederzukäuen ist nicht Aufgabe des Kommentars. Von Interesse sind dagegen die mehr oder weniger sanften Methoden, EDI auf die Sprünge zu helfen.

Die Verantwortlichen des amerikanischen Automobilherstellers Chrysler haben sich für die harte Gangart entschieden. Sie stellten ihren Lieferanten ein Ultimatum, das den elektronischen Austausch der Handelsdaten ab Mitte 1989 vorschrieb. Die Bilanz läßt sich sehen: Knapp die Hälfte der Zulieferer sprang noch im vergangenen Jahr auf den EDI-Zug auf, der Rest wird heuer folgen.

Die Taktik von Chrysler-Boss Lee Iacocca scheint klar. Ehe er alle Geschäftspartner mit Engelszungen zu EDI überredet, zwingt er sie lieber zu ihrem Glück. Für ihn gilt: Zeit ist Geld, und das muß Chrysler auch mit Hilfe von EDI einsparen, hat der Konzern im letzten Quartal 1989 doch ein Minus von 664 Millionen Dollar gemacht.

Weniger mit der Peitsche, mehr mit dem Zuckerbrot, wollen dagegen andere Produzenten ihre Partner zu EDI locken. Zum Beispiel versucht Hewlett-Packard durch die Zusage, bei der Konvertierung Hilfestellung zu leisten, seinen Lieferanten EDI schmackhaft zu machen. Allerdings steht für HP bei der Auswahl neuer Geschäftspartner auch fest: Wer EDI nicht kann, ist out. Der Trend weist also eindeutig in Richtung EDI, mit und ohne Zwang. pg