Eclipse-Chef Mike Milinkovich im CW-Interview

01.10.2007
Wie Unternehmen beim Aufbau einer SOA von Open-Source-Software profitieren können, erklärt Mike Milinkovich, Chef der Eclipse Foundation, im Interview mit CW-Redakteur Wolfgang Herrmann.

CW: Unter dem Namen SOA Runtime Project (Codename Swordfish) entwickelt Eclipse das SOA-Framework der Deutschen Post weiter. Wie wichtig ist das Konzept der Service-orientierten Architektur innerhalb der Eclipse-Community?

MILINKOVICH: SOA spielt für uns eine bedeutende Rolle. Wir sehen Eclipse als eine Plattform, die sowohl unabhängige Softwarehäuser als auch führende Anwenderunternehmen einsetzen und in ihre eigenen Produkte und Applikationen integrieren können. Immer mehr dieser Unternehmen wollen auch SOA-Konzepte in der Softwareentwicklung nutzen. Für den weiteren Erfolg der Eclipse Community ist es sehr wichtig, dass wir diesen Bedarf nun mit dem SOA Runtime Project und einem SOA Tools Project abdecken können. Nach unserer Erfahrung sehen sich Softwareexperten zunehmend als SOA-Entwickler statt als Java- oder PHP-Programmierer: Sie bauen Services.

CW: Wo sehen Sie die größten Vorteile von Open-Source-Software gegenüber kommerziellen SOA-Paketen?

MILINKOVICH: Gegenwärtig liegt der größte Vorteil darin, dass die Software kostenlos ist. Mittelfristig hoffen wir, dass das überzeugendste Argument die Flexibilität der Open-Source-Systeme sein wird. Softwarehersteller wollen Unternehmen typischerweise vertikal integrierte Lösungen verkaufen. Diese funktionieren aber häufig nur mit einem bestimmten Messaging-System, bestimmten Datenquellen oder Authentifizierungssystemen. Wir sind überzeugt, dass Anwender Wahlfreiheit wollen. Aus der Sicht des Programmiermodells beispielsweise bieten wir ihnen eine einheitliche SOA-Laufzeitarchitektur, wie wir sie im Rahmen von Swordfish entwickeln. Gleichzeitig geben wir ihnen die Flexibilität, über unser Plug-in-Konzept Komponenten ihrer Wahl einzuklinken. Dieses Prinzip gilt übrigens für alle Eclipse-Projekte.

CW: Die kommerziellen Hersteller argumentieren, alle ihre Produkte basierten auf gängigen Standards. Damit ließen sie sich beliebig mit Systemen anderer Anbieter kombinieren.

MILINKOVICH: Sie sollten Ihren Softwarehersteller fragen: Sind Sie bereit, die Integrationsarbeiten zu übernehmen und zu garantieren, dass alle Komponenten zusammenarbeiten? Oder ist alles nur Theorie? Open Source und offene Standards sind aus meiner Sicht komplementär. Ein Standard kann aber niemals funktionierenden Softwarecode ersetzen.