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ebXML-Initiative sagt Nein zu SOAP

10.08.2000

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Einen herben Rückschlag gab es in dieser Woche für das ursprünglich von Microsoft ersonnene Messaging-Protokoll "SOAP" (Simple Object Access Protocol): Die konkurrierende Initiative ebXML, die ebenfalls einen XML-basierten Standard für den Austausch elektronischer Geschäftsdaten erarbeitet, will SOAP nicht länger unterstützen. Auf ihrem Meeting im kalifornischen San Jose kamen die rund 300 ebXML-Mitglieder, darunter erklärte Microsoft-Gegner wie Oracle und Sun Microsystems, zu dem Schluss, das Simple Object Access Protocol sei noch nicht ausgereift und für den Einsatz unter hoher Last nicht geeignet.

Derzeit befindet das World Wide Web Consortium (W3C) darüber, ob SOAP offizieller Internet-Standard werden darf oder nicht. Microsoft versucht unterdessen, durch Integration der Technik in allerlei Produkte möglichst vollendete Tatsachen zu schaffen. EbXML befürchtet nun, dass die Gates-Company auf diese Weise einen Defacto-Standard schafft, bevor offiziell über die Standardisierung entschieden wird - und bevor ebXML seine Alternative vorweisen kann, die wohl frühestens in einem halben Jahr fertig wird.

Bob Sutor, Vice Chairman von ebXML und im Hauptberuf Program Director XML Technologies bei IBM, ist dennoch zuversichtlich, dass große Anwender sich für ebXML entscheiden werden - schließlich lese sich die Liste der in dem Konsortium versammelten Hersteller "wie ein Who is who der Branche" (sieht man vom Fehlen Microsofts einmal ab). Letztlich werde der Markt entscheiden, welche Technik sich durchsetze. Für SOAP sieht Sutor zunächst einen Markt bei drahtlosen Anwendungen und "leichtgewichtigem" Messaging. EbXML unterstütze dagegen rund 30 verschiedene Messaging-Formate und habe damit das Zeig dazu, die Nachfolge von EDI anzutreten. Man wolle aber SOAP in ein bis zwei Jahren erneut unter die Lupe nehmen, um die bis dahin erzielten Fortschritte zu begutachten, so Sutor.