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Ebbers in allen Punkten schuldig gesprochen

16.03.2005
Im größten Bilanzskandal der US- Geschichte ist der ehemalige WorldCom-Chef Bernard Ebbers in allen neun Anklagepunkten schuldig gesprochen worden.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Im größten Bilanzfälschungsskandal in der US- Geschichte ist der ehemalige WorldCom-Chef Bernard Ebbers (63) in allen neun Anklagepunkten schuldig gesprochen worden. Die Geschworenen sahen es am Dienstag in New York als erwiesen an, dass Ebbers als einer der Hauptverantwortlichen von den massiven Bilanzfälschungen wusste, die das damals zweitgrößte amerikanische Telekomunternehmen 2002 in den Gläubigerschutz trieben.

Der 63-Jährige, der seine Karriere als Milchmann und Basketball-Coach begann, war unter anderem wegen Betrugs, Verschwörung und Falschaussagen angeklagt. Er hatte selbst noch im Zeugenstand seine Unschuld beteuert. Ihm drohen bis zu 85 Jahre Haft. Das Urteil soll am 13. Juni verkündet werden.

Kronzeuge der Anklage war Scott Sullivan, einst Ebbers' Intimus, der den Betrug nach anfänglichem Leugnen im März 2004 zugegeben hatte und im Gegenzug für eine mildere Strafe gegen Ebbers aussagte. Das Strafmaß für ihn steht noch nicht fest.

Die Bilanzbetrügereien kamen im Sommer 2002 ans Licht. Das Unternehmen brach unter massiven Finanzproblemen zusammen. 20.000 Mitarbeiter wurden entlassen, die meisten verloren zudem ihre gesamten Pensionsrücklagen, die in WorldCom-Aktien investiert waren. Die Papiere wurden wertlos. Insgesamt verloren Investoren 180 Milliarden Dollar.

Ebbers hatte seine 1983 gegründete Telefongesellschaft durch mehr als 60 aggressive Zukäufe innerhalb von 19 Jahren zum zweitgrößten Telekomkonzern der USA gemacht. Das Unternehmen machte 2001 einen Umsatz von 35,2 Milliarden Dollar. Doch waren die Analysten in Aussicht gestellten Wachstumsraten nicht einzuhalten. Um einenKurseinbruch der Aktien zu verhindern, frisierte das Unternehmen die Bücher. Der Betrug hatte einen Umfang von elf Milliarden Dollar. Inzwischen ist das Unternehmen saniert und stark geschrumpft als MCI wieder am Markt.

Ebbers ist der Sohn eines kanadischen Tankwarts, der in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs und sich selbst vor seiner Managerkarriere als Milchmann und Basketball-Coach durchschlug. Er pflegte in der Unternehmerwelt sein Image als Außenseiter, in dem er gerne in Jeans und Cowboy-Stiefeln auftrat. Anders als die Chefs anderer Firmen, die in Bilanzbetrügereien verwickelt waren, hatte Ebbers sein eigenes Aktienpaket nie verkauft und verlor durch den Zusammenbruch ebenfalls ein Vermögen. Zudem verlangt MCI noch Darlehen im Umfang von 400 Millionen Dollar zurück, die WorldCom Ebbers genehmigt hatte. (dpa/tc)