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Ebay gibt Microsoft den Laufpass

03.01.2005
Als letzter großer Partner hat Ebay die Zusammenarbeit mit Microsofts .NET Passport aufgekündigt. Damit zerplatzt der Traum der Redmonder von einem Single-Sign-On für das Web.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Als letzter großer Partner kündigte Ebay die Zusammenarbeit mit Microsofts .NET Passport auf. Ab Ende Januar soll es Mitgliedern nicht mehr möglich sein, sich über diesen Dienst für Online-Auktionen anzumelden. Damit zerplatzt Microsofts Traum von einem Single-Sign-On für das Web. Passport wurde als Teil des Anwendungspakets ".NET MyServices" (Codename "Hailstorm") vermarktet und sollte nach den Plänen von Bill Gates zu einer zentralen Schaltstelle für den E-Commerce werden. Das offizielle Aus für die Hailstorm-Dienste kam bereits vor drei Jahren, allerdings konnten Partner wie Ebay diese noch weiterhin nutzen. So bestand bis dato die Möglichkeit, sich per ".NET Alerts" über den Fortgang von Auktionen benachrichtigen zu lassen. Mit dem Ende der Passport-Unterstützung fällt für Kunden des Online-Auktionshauses auch dieser Service weg.

Laut The Register veranlasste die Ebay-Entscheidung Microsoft dazu, Passport nicht mehr für Partner anzubieten. Vielmehr soll es zukünftig ausschließlich als Authentifizierungsdienst für die hauseigenen Internet-Angebote wie Hotmail, Encarta oder MSN dienen. Auf der Homepage des Dienstes führt der Link zur Informationsseite "About .NET Passport" mittlerweile auf eine allgemeine Übersicht zu .NET, wo von Passport keine Rede mehr ist.

Der Niedergang von Passport zeichnete sich schon seit einiger Zeit ab. Einen schweren Rückschlag erlitt es im Oktober, als die Online-Jobbörse "Monster" die Zusammenarbeit aufkündigte und die IBM dem Konkurrenzprojekt Liberty Alliance beitrat. Big Blue gilt in puncto Web-Services als enger Verbündeter der Gates-Company. Die Liberty-Allianz wurde von Sun Microsystems ins Leben gerufen und zählt mittlerweile eine Vielzahl von Mitgliedern, darunter Schwergewichte wie Hewlett-Packard, Novell, Nokia und Oracle. Anstatt einer zentralen Anmeldestelle wie Passport verfolgt diese Initiative das Konzept einer föderierten Identität. Es erlaubt den Aufbau von Vertrauensbeziehungen zwischen Websites, so dass Kunden, die sich gegenüber Partnerfirmen authentifiziert haben, auch in anderen Domänen Nutzungsrechte erhalten.

Nach dem Aus von Passport als zentraler Anmeldedienst für das Web versuchen Analysten nun das Scheitern von Microsoft zu erklären. John Pescatore von Gartner äußerte gegenüber CNet, dass der Markt eine proprietäre und zu stark an Microsoft gebundene Lösung zurückgewiesen habe. Allerdings dürften auch Sicherheitsbedenken eine erhebliche Rolle gespielt haben, nachdem vor zwei Jahren eine schwerwiegende Panne aufgetreten war.

Das Verfehlen der hochgesteckten Ziele für Passport lehrt freilich auch noch eine andere Lektion: Microsoft kann über die Ausnutzung seines Desktop-Monopols den Erfolg im Web nicht erzwingen. Das fest in Windows eingebaut Chat-Tool "Messenger" drängt Anwender regelmäßig zur Registrierung bei Passport. Auf diese Weise konnte Microsoft zwar eine riesige Benutzerdatenbank aufbauen, die aber den Fehlschlag des Dienstes nicht verhinderte. (ws)