Easy Software - Ziemlich unter Liquiditätsdruck

13.09.2002
Von Christian Struck
Die Easy Software AG hat neue Investoren, die dem DMS-Anbieter über einen finanziellen Engpass helfen sollen. Zwei Gründungsvorstände sind gegangen, die Zweifel an der bilanziellen Stabilität des Unternehmens und seiner Restrukturierung jedoch bleiben.

Am 3. September überraschte die an der Börse fast schon in Vergessenheit geratene Easy Software AG, Anbieter von Dokumenten-Management-Systemen, mit einem Kurssprung von mehr als 100 Prozent. Dieser heftige Anstieg kam völlig unerwartet, da es keine Meldung seitens des Unternehmens gab. Am Montag, den 9. September folgte die Erklärung für den Kurssprung: In das finanziell angeschlagene Neuer-Markt-Unternehmen steigen ein Finanzinvestor sowie ein strategischer Investor ein. Laut einer Nachrichtenagentur wird ein unterer einstelliger Millionenbetrag in Easy Software investiert. Durch diese Maßnahme sollen die Liquiditätsschwierigkeiten, die bereits zum Verkauf von Unternehmensbeteiligungen führten, behoben werden. Angaben über die Höhe des Verwässerungseffekts lagen noch nicht vor.

Angesichts hoher operativer Verluste, kurzfristiger Verpflichtungen aus Darlehen (11,4 Millionen Euro) und einem Kassenbestand von lediglich 200.000 Euro dürfte ohne diese Kapitalspritze das Unternehmen auf wackeligen Füßen gestanden haben. Bei Betrachtung der Halbjahresbilanz erscheint ferner bedenklich, dass den 8,1 Millionen Euro Eigenkapital 12 Millionen Euro an immateriellen Vermögensgegenständen, Geschäfts- und Firmenwerten gegenüberstehen. Die Werthaltigkeit des verbliebenen Eigenkapitals in der Bilanz nach IAS ist daher fraglich. Dies wird umso deutlicher, da im Einzelabschluss nach HGB das bilanzielle Eigenkapital aufgebraucht ist.

Angesichts dieser schwierigen Lage überrascht es auch nicht, dass in den letzten Wochen bereits zwei Manager ausgeschieden sind und mit Bekanntgabe der neuen Investoren weitere Vorstände ihren Hut nahmen. Infolge der anhaltenden Zurückhaltung bei IT-Investitionen und der schlechten Bilanzrelationen bei Easy Software dürfte die Chance für eine erfolgreiche Restrukturierung weiterhin unsicher sein.

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