Enterprise-Architecture-Management

EAM in der Westentasche

07.05.2013
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Mit einem "Pocket Guide" macht Evonik ein so trockenes Thema wie Enterprise- Architecture-Management den Betroffenen schmackhaft.

Michaela Nawra hat wenig Illusionen, was das Außenbild ihres Tätigkeitsbereichs angeht: "Architektur-Management ist für die meisten Mitarbeiter ein lebloser Geist", weiß die Enterprise-Architektin bei Evonik. Sie gehört im Zentralbereich IT zur Abteilung Technologie & Architektur, die im Chemiekonzern unter anderem die Lösung "PlanningIT" des EAM-Spezialisten Alfabet einsetzt.

Foto: Sergey Nivens - Fotolia.com

Zu den Aufgaben des Teams gehört zunächst der Aufbau eines zentralen Repositorys für alle Applikationen. Nawra nennt das Vorhaben "Kartierung der IT-Landschaft". Der längerfristige Fokus liegt auf einer Zielbebauungsplanung. Schon 2008 pilotiert, zeige das Projekt jetzt "anfassbare" Resultate, so die Fachfrau. Beispielsweise seien die SAP- und die Web-Applikationen sowie einige Notes- und eine Reihe von Spezialanwendungen mittlerweile kartografiert.

Langer Atem nötig

"Enterprise-Architecture-Management braucht einen langen Atem", erläutert Nawra, "sein Nutzen ist nicht unmittelbar für jeden sichtbar." Und obwohl das Team ausführlich darüber kommuniziere, "geht das bei den Kollegen häufig unter". Doch damit eine solche Lösung ihre volle Wirkung zeigen kann, ist sie auf die Akzeptanz all derjenigen angewiesen, die mit der IT direkt in Berührung kommen. Denn sie müssen mithelfen, die IT-Spreu vom Weizen zu trennen: "Nur der Anwender selbst weiß doch, wofür die Anwendungen eingesetzt werden."

Unmittelbar betroffen sind auch diejenigen, die an IT-Projekten mitarbeiten: "Die erfasste IT-Architektur ist ja nur so lange aktuell, wie es keine neuen IT-Projekte gibt", sagt Nawra. Deshalb müsse auch das IT-Projekt-Management in die EAM-Prozesse eingebunden werden. Folglich will sie nicht nur Verständnis, sondern sogar eine gewisse Begeisterung für ihr Thema wecken.

Doch wie lassen sich Architektur-Laien vom Wert dieser Disziplin überzeugen? Hier hatte die EAM-Spezialistin eine überzeugende Idee: "Wir müssen den Menschen mit seinem Arbeitsauftrag in den Mittelpunkt stellen", so lautet ihre Überzeugung.

Foto: Alfabet/Evonik/Quack

Wie sich die Nachfrage mit Hilfe von EAM besser planen lässt, erläutert diese Doppelseite des – von Alfabet generalisierten – Büchleins.

Entscheidende Fragen

Genau das tut der "Pocket Guide", den Nawras Abteilung erstellt hat: Aus Sicht der Betroffenen stellt er die entscheidenden Fragen nach den Geschäftsanforderungen, der IT-Unterstützung, dem Alignment des IT-Portfolios mit den Business-Zielen und danach, wie das Architektur-Management die Betroffenen bei der Beantwortung dieser Fragen unterstützen kann. Dafür benötigt er nicht mehr als zwölf Seiten (siehe nebenstehende Abbildung).

Zielgruppenspezifisch

Um die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter bestmöglich abdecken zu können, scheren die Evonik-Architekten sie nicht über einen Kamm. Vielmehr haben sie sich entschlossen, für jede Zielgruppe ein eigenes Booklet zu erstellen.

Den Anfang machen die "IT-Partner". Das sind die Kollegen, die in den Geschäftsbereichen die Schnittstelle zur IT bilden. "Der Plan ist, dass diese Zielgruppe die Informationen ins Business trägt", so Nawra. Später sollen andere Zielgruppen eigene Versionen erhalten.

TOGAF zu umfangreich

"Die meisten Informationen zum Thema IT-Architektur-Management sind selbst für IT-Mitarbeiter zu umfangreich", erläutert die Architekturspezialistin: "TOGAF beispielsweise umfasst gut und gern 900 Seiten." Hinter diesem Kürzel verbirgt sich ein Framework für Entwurf, Planung, Implementierung und Wartung von Unternehmensarchitekturen.

Mit dem Pocket Guide liefert der Zentralbereich IT der Evonik jetzt eine Alternative für Laien, ein EAM für die Westentasche", kompakt, leicht verständlich und jederzeit im Zugriff. Das Büchlein hat dem Softwareanbieter Alfabet so gut gefallen, dass er eine generische Version auch für andere Kunden zur Verfügung stellt. (mhr)