EAI und Web-Services - Konkurrenz oder Ergänzung

07.07.2003

Problematischer als die fehlende Transaktionssicherheit ist der bei Anwendungen noch bestehende Schwerpunkt auf synchroner Kommunikation aufgrund der Verwendung von HTTP als Trägerprotokoll. Für EAI spielt jedoch die asynchrone Nachrichtenverteilung - sowohl Punkt-zu-Punkt als auch in Publish/Subscribe-Konfiguration - zur Entkopplung von Applikationen eine wichtige Rolle. Allerdings werden durch Web-Services-Standards mittlerweile neben HTTP auch andere Bindings wie beispielsweise SMTP spezifiziert, wenn auch mit heute deutlich geringerer Herstellerunterstützung. In vielen Fällen besteht jedoch Abhilfe, da sich prinzipiell synchrone Kommunikation und Publish/Subscribe auch auf Basis eines synchronen Protokolls wie HTTP implementieren lässt, ebenso synchrone Kommunikation beispielsweise auf Basis von Messaging-Protokollen umgesetzt werden kann. Weitere Möglichkeiten bieten sich mittels der Business Process Executiion Language for Web Services (BPEL4WS), die Workflows zwischen

Geschäftsprozessen mit Hilfe von XML und WSDL beschreiben helfen soll.

In der Praxis sind Web-Services heute vor allem für synchrone Leseaufrufe geeignet, da HTTP das Defacto-Protokoll stellt. Hierfür wird weder Transaktionssicherheit noch asynchrone Verarbeitung benötigt. Insbesondere zentrale Services, die auch von anderen Applikationen genutzt werden, profitieren von Web-Services. In Frage kommen ferner Dienste, die potenziell auch von externen Abnehmern innerhalb des Unternehmens oder in einer anderen organisatorischen Domäne genutzt werden. Schlecht geeignet sind Web-Services bisher für die Kommunikation via Push-Mechanismen. Dies gilt insbesondere dann, wenn Nachrichten an eine variable Anzahl von Abonnenten verteilt werden müssen.

Welchen quantifizierbaren Nutzen bringen also Web-Services gegenüber EAI? Zunächst einmal lassen sich eine Reihe von Arbeiten bei der Anwendungsintegration weder mit Web-Services noch mit anderen Techniken reduzieren. Dies betrifft die Designphase, in der ein fachliches Mapping zwischen den jeweiligen Datenmodellen erfolgt, und die Modifikation und gegebenenfalls Neudefinition von Fachprozessen. Die Schnittstellen-Semantik bestehender Applikationen - beispielsweise von terminalbasierender Host-Applikationen - ist zudem für eine Server-basierende Schnittstelle oft nur schlecht geeignet und verursacht zusätzlichen Aufwand.

Ein entscheidender Vorteil von Web-Services besteht hingegen in der zunehmende Standardisierung von Integrationsmechanismen in einem bisher proprietären Markt und der der damit sinkenden Abhängigkeit von einzelnen Herstellern. Beispielsweise ist es heute nicht möglich, die Transformationsregeln oder Prozessdefinitionen aus einem EAI-Werkzeug zu exportieren und in ein anderes zu importieren. Zwar ermöglichen einige Produkte den Export von Prozessdefinitionen in einen XML-Dialekt. Auf Grund fehlender Standards und mangels klarer Trennung zwischen Prozessdefinition und Tool-abhängigen Daten ist ein Datenaustausch in der Praxis allerdings unmöglich.

Allerdings bemühen sich die EAI-Hersteller mittlerweile um Interoperabilität und Portabilität zwischen konkurrierenden Werkzeugen sowie um Standards. Vorschläge sind hier WS-Coordination und WS-Transactions zur Abbildung von Transaktionen sowie der genannten BPEL4WS als plattformübergreifende Prozessbeschreibung. Kunden können somit hoffen. In der Praxis ist es zudem hilfreich, dass EAI-Tools zunehmend kompatibel mit Entwicklungsumgebungen sind und so beispielsweise der Austausch von Analyse- und Designmodellen erleichtert wird.