E-Procurement: Wo bleibt der Return on Investment?

28.08.2002
Von Rainer Doh
Die Erwartung, Unternehmen könnten sich allein durch E-Procurement reich sparen, hat sich nicht erfüllt. Nur Projekte, die wichtige Aspekte wie das Content-Management berücksichtigen, sind wirtschaftlich erfolgreich; sie können sich bereits innerhalb von zwölf Monaten rentieren. Auf dieser Basis lassen sich dann auch strategische Güter elektronisch beschaffen.

E-Procurement war auch in den Phasen größter Web-Euphorie eher eine nüchterne und im Vergleich zu anderen Themen der New-Economy-Ära geradezu langweilige Angelegenheit - es ging um Kosteneinsparungen bei der Beschaffung von Gütern. Durch den Einsatz moderner Software und neuer Kommunikationsmittel, insbesondere des Internets, sollte eine direkte digitale Verbindung zwischen Kunde und Lieferant hergestellt werden. Der Einkäufer eines Unternehmens setzt dann eine Bestellung nicht mehr per Fax oder E-Mail an einen Lieferanten ab, sondern ordert per Software. Er kann digital direkt auf die Angebote seiner Lieferanten zugreifen, am Bildschirm auswählen, Preise vergleichen und schließlich bestellen, ohne sich extra um einen Kommunikationspartner bemühen zu müssen.

Ernüchterung nach Milchmädchenrechnungen

Anbieter und andere Befürworter rechnen vor, dass die herkömmliche Beschaffung eines 20 Cent teuren Bleistifts zwischen 65 und 85 Euro kostet, während eine E-Procurement-Lösung denselben Stift schon für zehn Euro ins Haus bringen könnte. Unternehmensweit lassen sich solche Einsparungen auf ansehnliche Beträge hochrechnen. Im Grunde ist preisgünstige Beschaffung eine nahe liegende und traditionelle betriebswirtschaftliche Kalkulation - insoweit blieb das E-Procurement- Konzept immer im Rahmen der Old Economy, allenfalls das Ausmaß der versprochenen Einsparungseffekte erinnerte gelegentlich an die Glitzerwelt der New Economy. Eine Zeitlang erweckten auch namhafte Beratungshäuser den Eindruck, ein Unternehmen könne sich allein durch E-Procurement reich sparen.

Mittlerweile macht sich Ernüchterung breit. In einer wirtschaftlichen Phase, in der die Unternehmen überall auf den Cent schauen und kritisch nachrechnen, was ihre Investitionen letztlich einbringen, haben sie auch ihre E-Procurement-Projekte einer Prüfung unterzogen. Und nun zeigt sich, dass die geplanten Einsparungen in der Praxis bei weitem nicht realisiert werden konnten.

Folgekosten wurden unterschätzt