Heikles Outsourcing

E-Mail-Hosting - billig und riskant?

20.10.2010
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Die Auslagerung der elektronischen Post wird immer populärer. Doch dem scheinbaren Sparpotenzial stehen unbezifferbare Sicherheitsrisiken entgegen.
Hosting-Paket ist nicht gleich Hosting-Paket: Ein Vergleich lohnt.
Hosting-Paket ist nicht gleich Hosting-Paket: Ein Vergleich lohnt.
Foto: Fotolia.com - Phototom

Zehn Euro pro Monat und User für ein Exchange-Hosting bei Cortado, 40 Dollar pro Anwender und Jahr für Googlemail Enterprise, 5,35 Euro monatlich für Exchange Online bei Vodafone - auf den ersten Blick erscheinen die Angebote der E-Mail-Hoster konkurrenzlos günstig, wenn man die eigenen Kosten von Client- und Server-Lizenzen sowie Hardware dagegenstellt. Schließlich entfällt der Aufwand für Pflege und Support der Systeme vollständig. Und noch ein Aspekt ist reizvoll: Den nörgelnden Mitarbeitern kann endlich unterwegs oder von zu Hause aus ein Mail-Zugriff gewährt werden - bei allen Hosting-Angeboten gehört schließlich ein Web Access zum guten Ton -, ohne eigene Server nach außen zu öffnen.

Bei aller Euphorie sollte aber nicht vergessen werden, die Hosting-Pakete der verschiedenen Anbieter im Detail zu vergleichen. Vielen günstigen Angeboten fehlt die eine oder andere Funktion, die bei den Server-basierten Mail-Systemen zur Serienausstattung gehört. Die von Notes bekannte Funktion, das Ausdrucken oder Kopieren von vertraulichen Mails zu unterbinden, fehlt beispielsweise bei Googlemail. Zwar offerieren viele Systeme die Option, zusätzliche Features per Plug-in nachzurüsten, doch damit erhöht sich der Aufwand für die Pflege des Systems. Ferner haben solche Ergänzungen oft Beta- oder Versuchsstatus, so dass ihre Verfügbarkeit in der Zukunft keine Selbstverständlichkeit ist. Besser sieht es hier bei den gehosteten Varianten von Exchange oder Notes aus: Sie offerieren in der Regel den gleichen Funktionsumfang wie ihre Server-Pendants, wobei sich manche Provider jedoch einige Features mit Zuschlägen bezahlen lassen.

Hilfe vom Staatsanwalt

Teuer kann der Wechsel zu einem E-Mail-Hoster auch unter Sicherheitsaspekten werden, wenn etwa geklärt werden soll, wie Informationen zu Fusionsplänen oder die aktuellen Preislisten in die Hände der Konkurrenz gelangt sind. Während beim eigenen Mail-Server - im Rahmen der Gesetze - nachgeforscht werden kann, gibt es diesen Weg bei den Hosting-Anbietern nicht. Hier hilft meist nur ein offizielles Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft weiter, mit der möglichen Konsequenz, dass die Datenpanne öffentlich bekannt wird.