Data-Mining spürte Pleite auf

E-Mail-Analyse als Seismograph für Unternehmenskrise

30.06.2009

Die Menge an E-Mails machts

Glaubt man den Thesen Collingsworths und Menezes, könnte also die Auswertung des E-Mail-Verkehrs in einem Unternehmen davor warnen, wenn die Unzufriedenheit unter den Mitarbeitern wächst. Dazu müssten keine E-Mail-Inhalte ausgelesen, sondern lediglich die Menge der Daten und die Veränderung in den Netzwerken analysiert werden. Dies könnte auch mit anonymisierten E-Mails geschehen. Da sich das Kommunikationsverhalten ein paar Wochen vor einer Krise verändert, hat das Management noch Zeit, zu reagieren.

Ein Prozess, der mit Business-Intelligence-Anwendungen angestoßen werden könnte. Doch ist die Analyse von Daten in diesem Bereich aus Datenschutzgründen nicht unproblematisch. Nicht erst seit den Affären bei Lidl, Telekom oder der Bahn wird in Deutschland heiß darüber diskutiert, wie weit Unternehmen gehen dürfen, wenn sie Informationen über ihre Mitarbeiter sammeln. Kürzlich hat der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sogar ein eigenständiges Gesetz für den Arbeitnehmerdatenschutz gefordert.

Während für CEOs die Sicherheit im Vordergrund steht, sorgen sich Mitarbeiter um Datenschutz und ihre Persönlichkeitsrechte. Und letztere sind selbst dann betroffen, wenn man E-Mail-Inhalte nicht ausliest: Um relevante Cliquen zu identifizieren, muss man den E-Mail-Verkehr als großes Netz abbilden und anschließend zentrale Knoten ausmachen, also Punkte, die besonders intensiv kommunizieren. Folglich verrät der E-Mail-Verkehr sehr viel über die sozialen Netzwerke in einem Unternehmen.