E-Learning-Trends: Der Markt erholt sich

28.02.2005
Von Dr. Wolfgang

Als der Touristikkonzern TUI seine E-Learning-Aktivitäten startete, wurde die Produktion aufwändiger Web-based Trainings noch durch externe Dienstleister umgesetzt. Mittlerweile produziert das Unternehmen die Lerninhalte weitgehend in Eigenregie. Daimler-Chrysler und BMW arbeiten zwar weiterhin mit externen Inhalteproduzenten zusammen, jedoch auf Basis langfristiger Kooperationsbeziehungen und definierter Produktionsprozesse. Unternehmen werden diesem Beispiel folgen und versuchen, die Content-Produktion selbst zu steuern. Betriebe werden aufwändige Lernmaterialien vor allem im Rahmen langfristiger Partnerschaften umsetzen und im Mix des Lerninhalte-Portfolios einen Anteil von rund 20 Prozent behalten. Gleichzeitig setzen die Unternehmen auf Technologien, die es ihnen erleichtern, Lerninhalte vollständig inhouse zu produzieren: Rapid-Learning-Tools ebenso wie Autorensysteme.

Trend 3: Zentralisierung und Standardisierung

Bayer ist ein Beispiel dafür, dass mit der Gründung einer Tochtergesellschaft Trainingsprogramme sich nicht nur im eigenen Konzern, sondern auch auf dem freien Markt vertreiben lassen. TUI, VW und Eon haben vergleichbare Strategien. Diese Konzerne haben die Bildungsaktivitäten vieler Abteilungen als Shared-Service-Center oder in Tochtergesellschaften zentralisiert. Inhaltlich arbeiten diese Servicegesellschaften weiter mit den Fachabteilungen zusammen, doch Organisation, Prozesse und Technologien werden vereinheitlicht. Die Servicegesellschaften stehen im Wettbewerb, sowohl bei ihren internen Kunden im Unternehmen als auch (teilweise) bei der Kundenakquise auf dem freien Markt.

Trend 4: Bildungs-Controlling bleibt ein wichtiges Thema

Eine Studie von Imc zeigt, dass der Bedarf nach einer Einführung von Bildungs-Controlling zwar hoch ist, viele Unternehmen aber entweder noch keine Ziele definiert haben oder vor dem Aufwand zurückschrecken. Meist werden deshalb nur die Kosten erfasst und die Lernzufriedenheit überprüft. Damit ist noch nichts darüber gesagt, was das Lernen dem Unternehmen bringt. Eine systematische Roi-Berechnung oder die Anwendung von Balanced Scorecards bilden die Ausnahme. Ohne Reporting, also den Nachweis der Leistungsfähigkeit, der Prozesssteuerung und der Dienstleistungsqualität, wird es künftig schwer, die Geschäftsführung von einem Investment in Weiterbildung zu überzeugen.

Learning-Management-Systeme (LMS) können dabei helfen, Daten zum Lernverhalten automatisch zu erfassen und die Bildungsverantwortlichen von der konzeptionellen und praktischen Arbeit zu entlasten. Die Systeme bieten auch die Chance, über Kompetenzlandkarten und Skill-Gap-Analysen sowohl individuelle als auch organisatorische Entwicklungsbedarfe zu erkennen, zu beheben und so ein unternehmensweites Human-Capital- Management zu realisieren.