E-Learning-Konzepte fallen bei Mitarbeitern durch

06.12.2001
Von Gabriele Müller

21 Prozent sehen auch geringere Reisezeiten als wichtiges Kriterium an. Dass das E-Learning klassische Seminare überflüssig macht, glauben allerdings nur zwölf Prozent. Davon scheinen auch die Nutzer überzeugt zu sein. „62 Prozent bevorzugen beim Lernen noch immer die klassische Methode der Erklärung durch einen Trainer oder Lehrer, 27 Prozent das Ausprobieren, sieben Prozent das Lesen“, so Schmitz.

Nur vier Prozent der betroffenen Mitarbeiter können sich für einen Methodenmix erwärmen - ganz anders die Personalverantwortlichen: 19 Prozent der Befragten begeistern sich dafür, klassisches und neues Lernen miteinander zu verbinden. Bleibt E-Learning ein Lippenbekenntnis zur neuen Lernkultur, dessen Umsetzung am Widerstand der Anwender scheitert? „Was bringt es, woran hapert es?“

E-Learning bedeutet manchmal auch harte Arbeit

So lautete auch der Titel einer Podiumsdiskussion mit Pädagogen, Wissenschaftlern und Firmenvertreten, die CW-Redakteur Hans Königes moderierte. Schnell wurde klar: Fehlt die Motivation der Lerner, sich auf das neue Medium einzulassen und sich mit ihm auseinander zu setzen, nutzen auch die technisch ausgefeiltesten Lösungen nichts. Peter Littig, Herausgeber der Dekra-Studie, räumte mit der Illusion auf, dass die elektronische Wissensvermittlung alles einfacher und besser mache: „Lernen ist manchmal auch harte Arbeit - das hat mit Spaß nichts zu tun.“

Bei allem Weiterbildungsbedarf der Unternehmen auf der einen Seite und der Vielzahl konkurrierender Anbieter auf der anderen darf der Lernende nicht auf der Strecke bleiben. Dies unterstrich Gunter Heiduck, Vice President Human Capital Management bei der Walldorfer SAP AG: „Wir definieren uns als lernende Organisation. Für uns ist Lernen auch Dienstleistung am Mitarbeiter. Firmen müssen die Voraussetzungen schaffen und die Zeit dafür zur Verfügung stellen.“ Maßnahmen, die ohne bessere didaktische Konzepte wirkungslos bleiben: „Nur eine sinnvolle Kombination von E-Learning mit Präsenzlernen sichert den Erfolg“, spitzte Littig zu.

Erfolg fängt mit „E“ an wie Euphorie, Engagement und E-Learning, aber auch wie Enttäuschung. „Das Learning mit dem ominösen E“ hieß deshalb auch der Vortrag von Martin Raske, Leiter Lernmittelentwicklung der Zürich Schweiz Versicherung. „Das erste E sollte unbedingt für Evaluation stehen“, forderte der Personalentwickler, denn nichts sei wichtiger als die Frage nach der eigenen Strategie. „Lernen und Arbeiten wachsen immer mehr zusammen. Deshalb spielt diese Frage eine wichtige Rolle bei der Personalentwicklung“, so Raske überzeugt. Er sprach daher lieber von „E-Development“ statt von E-Learning.