E-Learning braucht Anwenderzustimmung

12.05.2004
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Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.

Ein halbes Jahr bekam Birkmann mit ihrem Team, um ein neues Trainingskonzept zu entwickeln - ungewöhnlich viel Zeit für eine Branche, in der es oft nur auf schnelle Lösungen ankommt, auch wenn diese dann an den Bedürfnissen der Anwender vorbeigehen. Letztere spielten aber in Birkmanns Überlegungen eine zentrale Rolle: "Wir wollten feststellen, auf welche Weise die Mitarbeiter trainiert werden wollen und was die Content-Firmen liefern können." Zu den umfangreichen Befragungen der Anwender und der Entwickler der Lernprogramme kamen noch Tests der neuen Lernmethoden und die Analyse des bestehenden Trainingsportfolios von Fujitsu-Siemens Computers.

Inhalte auf Zielgruppen zuschneiden

Die Ergebnisse flossen in ein eigens programmiertes, datenbankgestütztes Tool, womit die Kosten und der Nutzen betrachtet werden konnten. Trainings-Managerin Birkmann eröffnete das "strukturierte und analytische" Vorgehen so manche Erkenntnis: "So zeigte sich, dass je höher das Bildungsniveau des Anwenders ist, desto ausgeprägter auch sein Bedürfnis nach Interaktion. Grundsätzlich hat aber jede Lernmethode ihre Berechtigung. Der zu vermittelnde Inhalt entscheidet über die Methode."

Für die Wartung sei es zum Beispiel nicht sinnvoll, ein Handbuch oder mit einem Autoren-Tool ein Computer Based Training (CBT) zu erstellen. Hier eigne sich vielmehr ein Video, das die Wartungsarbeiten visuell veranschaulicht. So bekamen die Techniker von Servicepartnern des Unternehmens per Video vermittelt, wie sie ein Primergy-Server-Kabel austauschen. Im Virtual Classroom dagegen erfuhren Mitarbeiter aus den Bereichen Vertrieb, Pre- und Post-Sales die Neuerungen im Zuge eines Updates für ein Storage-Produkt. Für aktuelle Themen, die schnell zu vermitteln sind, eignen sich laut Birkmann besser Trainingseinheiten, die mit einem Autoren-Tool erstellt werden, als aufwändig produzierte CBTs.

Die befragten Mitarbeiter stellten den Lernmethoden Video, CBT und WBT die besten Noten aus und wollten sie mit den klassischen Lehrveranstaltungen kombinieren. Allerdings sollten die Computerprogramme auf Trainingsinhalte und Zielgruppe zugeschnitten sein, Standard-CBTs dagegen könnten nur einen "allgemeinen Überblick" geben oder ein Präsenztraining vorbereiten.

Zudem zeigte sich, dass der Lernerfolg von der Benutzerfreundlichkeit, Interaktivität und Wiederholungsmöglichkeit abhängt. "Technische Probleme wie ein gestörtes Tonsignal beim Virtual-Classroom-Training ließen die Teilnehmer entweder unaufmerksam werden oder das Training vorzeitig abbrechen", schildert Birkmann die Erfahrungen im Zuge der Tests. Insgesamt führten die Tests bei 60 Prozent der Teilnehmer zu einer positiveren Einstellung gegenüber E-Learning. 30 Prozent sahen sich aufgrund technischer Probleme in einer negativen Haltung bestätigt.