E-Learning: Abschied von Standardprodukten

25.04.2005
Von Edgar Wang

Heute nun steht das Unternehmen wieder vor einer Neuorientierung. Zwar schreibt es schwarze Zahlen, doch ist dies nicht auf vermehrte Einnahmen mit den standardisierten IT-Online-Kursen zurückzuführen, die einem anhaltenden Preisdruck unterliegen.

Die Ausgaben für die WBT-Produktion werden nun stark eingeschränkt. Auch die letzten noch verbliebenen Entwicklungsaktivitäten werden ausgelagert - vermutlich nach Indien. Im Unternehmen verbleiben nur die Qualitätssicherung und das Projekt-Management. Investitionen in neue Titel erfolgen vor allem zu neuen Themen etwa wie Compliance.

Auf die Einnahmenerosion im traditionellen Portfolio reagierte Skillsoft zunächst mit dem Versuch, IT-Kurse mit zertifizierten Abschlüssen auf dem freien Weiterbildungsmarkt zu vertreiben. Die Ergebnisse blieben weit unter den Erwartungen, und der mit Smart Certify benannte Geschäftszweig steht nun zum Verkauf.

Der gescheiterte Vorstoß, den einzelnen Lernwilligen anzusprechen, war offenbar vom Boom der akademischen Online-Studiengänge inspiriert, der den allgemeinen Weiterbildungsmarkt in den USA seit Jahren prägt. Wer hier gute Geschäfte machen will, muss allerdings Bildungsinstitutionen als Partner gewinnen, das zeigt zum Beispiel die jüngst getroffene Vereinbarung zwischen Skillsoft und der University of Phoenix, die 1400 Skillsoft-Kurse in ihr Programm aufnahm. Für Skillsoft eröffnet sich damit ein Verkaufskanal zu Interessenten, die das Unternehmen auf sich allein gestellt nicht erreichen kann.

Von Koda zu Skillsoft

1987: Gründung der Mitarbeitergesellschaft Koda GmbH.

1991: Umbenennung in Prokoda GmbH.

1998: Umwandlung in eine Aktiengesellschaft.

2000: Rekordjahr mit 45 Millionen Mark Umsatz und knapp 300 Mitarbeitern. Der schwedische Trainingsanbieter M2S kauft 100 Prozent der Anteile und wird damit zum größten E-Learning-Unternehmen Europas.

2001: Insolvenz der M2S. Das US-Unternehmen Smartforce erwirbt mit der M2S Prokoda GmbH den E-Learning-Bereich des deutschen M2S-Unternehmensteils, die Bure Equity AB, ein schwedischer Investor, übernimmt die Prokoda Training & Services.

2002: Smartforce wird Teil des fusionierten Unternehmens Skillsoft, die deutsche Tochter wird zur Skillsoft Deutschland GmbH.

2004: Insolvenz der Prokoda T&S, Neugründung durch 15 feste und freie Mitarbeiter als Prokoda GmbH.

Frühjahr 2005: Schließung von Skillsoft Deutschland.

Auch in Deutschland bieten Bildungsträger des Fernunterrichts immer mehr Online-Lehrgänge an. Hochpreisige Produkte dürften aller-dings nur eine Chance haben, wenn sich eine nennenswerte akademisch orientierte Er-wachsenenbildung entwickelt - sie steckt aber noch in den Kinderschuhen.