E-Commerce: Viele schwarze Schafe

15.06.2005
Von 
Senior Communication Managerin bei der Content Marketing Agentur Evernine

"Betrug im E-Commerce zielt grundsätzlich auf die Schwächen der verwendeten Systeme ab", erklärt Mark Spangenberg, oberster Risk-Manager bei Pago eTransaction Services. Pago unterscheidet drei Betrugsarten: Beim "Consumer Fraud" geht der Betrug vom Konsumenten aus, beim "Merchant Fraud" haben betrügerische Händler ihre Finger im Spiel, und beim "Internal Fraud" kommt es ebenfalls zu unsauberen Machenschaften, so die Pago-Studie.

Erhebliche Ausfälle

Mit einem Beispiel aus der Praxis erklärt Spangenberg den Consumer Fraud: "Ein Online-Shop vertrieb Prepaid-Handy-Karten über das Internet. Das Bestellsystem des Händlers wies eine technische Schwachstelle auf, so dass Betrüger dort mit zuvor geklauten Kreditkartendaten mehrere illegale Transaktionen über die gleiche Karte vornehmen konnten." Die Folge: Die Kreditkarte eines einzelnen Kunden wurde innerhalb kurzer Zeit mit diversen Transaktionen belastet. "Dieser Kunde widersprach natürlich den Abbuchungen, und so kam es zu Zahlungsausfällen in erheblichem Umfang."

Auch bei Online-Spielen sei der Betrug durch Endkunden häufiger zu finden als der Mer-chant Fraud. Das Besondere an dieser Branche sei die erhebliche Anzahl von Betrugsmustern, weil hier das Prinzip "Ware gegen Geld" mangels physikalischer Ware nicht gelte. Betrugs-versuche an Online-Gambling-Veranstaltern seien meist sehr professionell organisiert und oft der organisierten Kriminalität zuzuordnen. Gerald Cordes, Sales-Manager bei Pago, nennt ein Beispiel: "Eine organisierte Bande von Online-Betrügern hat bei einem Gambling-Anbieter einige tausend Accounts eröffnet und gestohlene Kreditkartendaten verwendet. Mit jedem dieser Accounts wurde nur einmal ge-spielt, jeweils von einer anderen IP-Adresse ausgehend. Nach diesem einen Spiel, ganz gleich, ob gewonnen oder verloren wurde, haben die Betrüger den jeweiligen Account aufgelöst und sich das Guthaben auszahlen lassen. Da in der Regel keine Gutschriften auf ein Kreditkartenkonto möglich sind, lassen die Online-Gambling-Anbieter das Geld auf anderem Wege an die Teilnehmer zurückfließen, zum Beispiel per Scheck oder als Zahlungs-anweisung über Western Union oder vergleichbare Dienstleister. Natürlich erzeugte das Auffüllen der Konten per Kreditkartenda-ten viele Chargebacks - der Anbieter bekam das eingesetzte Geld nicht und hatte den Scha-den durch seine Auszahlungen an die Betrüger."