E-Commerce: Der Shop ist top

04.02.2008
Von 
Senior Communication Managerin bei der Content Marketing Agentur Evernine
Der Kaufrausch im Internet nimmt weiter zu. In Hannover zeigen die Spezialisten, wie sich mit ausgefeilten Techniken die Lust auf E-Shopping ankurbeln lässt.

Die Rekordsumme von knapp elf Milliarden Euro gaben die Deutschen im vergangenen Jahr im Internet für Waren aus. Und der Kaufrausch nimmt noch zu. Der Online-Handel mit Waren erreichte 2007 einen Anteil von 39,5 Prozent am Gesamtumsatz des Versandhandels - der belief sich 2007 auf 27,6 Milliarden Euro. Diese Zahlen ermittelte das Forschungsinstitut TNS-Infratest im Auftrag des Bundesverbands des Deutschen Versandhandels (bvh).

Neue Erlebniswelt

Der Vorsitzende des Ausschusses E-Commerce im bvh und Geschäftsführer des Hamburger Versenders Globetrotter Ausrüstung, Thomas Lipke, erklärt: "Das Internet ist weiterhin der Wachstumsmotor der Versandhandelsbranche." Er führte die positive Entwicklung auf die steigende Attraktivität des Internet-Einkaufs zurück: "Neue dreidimensionale Produktansichten ermöglichen ganz andere Einblicke in das, was das Besondere der einzelnen Artikel ausmacht. Durch IPTV - also Fernsehen im Internet - kann außerdem eine ganz neue Erlebniswelt mit eigenen Geschichten rund um die Produkte aufgebaut werden."

Elektronischer Einkaufswagen

Was landete im elektronischen Einkaufwagen? Neben Waren kauften die Deutschen für rund 5,9 Milliarden Euro digitale Dienstleistungen wie Downloads oder Online-Tickets im Internet ein. Addiert man diese Dienstleistungsumsätze mit den Online-Warenumsätzen des Versandhandels (10,9 Milliarden Euro), ergibt sich daraus eine Gesamtsumme aller deutschen Online-Shopping-Umsätze von rund 16,8 Milliarden Euro.

Spitzenreiter beim Online-Handel sind Versender, die ihre Waren per Katalog und Internet anbieten. Sie legen im Vergleich zum Vorjahr um acht Prozent auf rund 4,2 Milliarden Euro Online-Umsatz zu (Vorjahr: 3,9 Milliarden). An zweiter und dritter Stelle folgen Ebay-Powerseller mit rund 2,5 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,99 Milliarden) und die reinen Internet-Anbieter, die auf 2,4 Milliarden Euro (Vorjahr: 2,5 Milliarden) Online-Umsatz kommen.

Softwarewechsel ist teuer

"Beim Warenkauf ist das Inter-net unangefochten der am häufigsten genutzte Bestellweg", so Lipke. Fast die Hälfte oder 48 Prozent (Vorjahr: 44 Prozent) der Versandhandelsaufträge werden inzwischen online aufgegeben.

Für Shop-Betreiber ist es meist noch nicht zu spät, sich ein Stück vom profitablen E-Commerce-Kuchen zu sichern. "In bestimmten Bereichen sind die Claims aus unserer Sicht schon ab-gesteckt. In unserer Branche herrscht beispielsweise ein starker Preiswettbewerb zwischen den Anbietern, hier haben Neueinsteiger kaum mehr eine Chance. In anderen Bereichen kann man mit innovativen Ideen jedoch sicher noch Erfolge er-zielen", erklärt Martin Wild, Geschäftsführer des deutschen Online-Shops Home of Hardware (www.hoh.de), in einem Gespräch mit den Autoren des aktuellen E-Commerce-Leitfadens. Der Leitfaden umfasst stolze 224 Seiten und ist kostenlos erhältlich (www.e-commerce-leitfaden.de). In die Inhalte flossen neben den Ergebnissen einer Online-Umfrage unter Webshop-Betreibern außerdem das fachliche Know-how seiner fünf Konsortialpartner atriga, Concardis, Luupay, Saferpay und xt:Commerce sowie weiterer Lösungsanbieter ein. Dazu kamen die täglichen Erfahrungen der Anwender sowie die wissenschaftliche Methodenkompetenz des Lehrstuhls und des Forschungsinstituts Ibi research an der Regensburger Universität.

Vertriebswege der Online-Händler

Eigener Online-Shop 92 Prozent

Ladengeschäft 33 Prozent

Direktvertrieb (persönlich/telefonisch) 33 Prozent

Auktionsplattform 32 Prozent

Verkaufsplattform 25 Prozent

Katalog 12 Prozent

Sub-Shop 7 Prozent

Teleshop 1 Prozent

Sonstiges 7 Prozent

Mehrfachnennungen möglich; Quelle: Ibi Research

Beispiel-Shop

Der Home-of-Hardware-Chef Wild gründete seinen virtuellen Laden 1997, noch zu seiner Schulzeit. Mittlerweile zählt Home of Hardware zu den führenden deutschen Online-Shops für Informationstechnologie, Telekommunikation und Home Entertainment. Das Unternehmen beschäftigt derzeit 65 Mitarbeiter, die im Jahr 2006 über 121 000 Bestellungen im Gesamtwert von mehr als 40 Millionen Euro abwickelten.

Wilds Tipp für Einsteiger: Zu Beginn der Geschäftstätigkeit ist es wichtig, aus der Vielzahl verfügbarer Lösungen die passende Shop-Software zu wählen. Sie muss günstig zu beziehen und zu betreiben sein sowie den stetig steigenden Anforderungen im Fall einer zukünftigen Expansion genügen. Denn: "Ein späterer Wechsel der Shop-Software ist in der Regel mit hohem Aufwand verbunden."

Wichtig ist zunächst einmal das Gefundenwerden. Dabei spielen beispielsweise Preisvergleichsseiten, Suchmaschinen oder auch Zeitungsanzeigen eine wichtige Rolle. Wild rät Shop-Betreibern zudem, sich juristischen Beistand zu holen: "Ein weiteres Problem, das auch uns einige Zeit Schwierigkeiten bereitet hat, ist die steigende Anzahl der Abmahnungen, die zum Teil wegen Nichtigkeiten erfolgen. Wir erhielten beispielsweise einmal eine Abmahnung, weil wir das Wort ‚Äöunverbindliche Preisempfehlung‚Äò nicht ausgeschrieben hatten. Wir lassen daher unseren Shop regelmäßig von einem Rechtsanwalt auf Abmahngründe hin untersuchen und haben seitdem keine Probleme mit Abmahnungen mehr."

E-Commerce auf der CeBIT

Hamann Media stellt die neue Online-Lösung "Shopware" vor und präsentiert sie zusammen mit Softengine (Halle 5, Stand E04), dem Hersteller der Warenwirtschaft "Büroware". Shopware wurde um Schnittstellen zu Paypal und eine standardisierte API für die Entwicklung eigener Erweiterungen erweitert. Erstmalig wird auch die integrierte Dashboard-Lösung präsentiert, die alle Shop-Kennzahlen kontinuierlich analysiert und auswertet und dem Shop-Betreiber die zen-trale Kontrolle über alle E-Business-Aktivitäten ermöglicht.

Eine Schnittstelle zwischen dem ERP-Produkt "Büroware" von Soft-engine und dem E-Commerce-System "Cosmoshop V9" von Zaunz Publishing erlaubt es, Lagerbestände und Bestelldaten bidirektional abzugleichen. Die Shop-Schnittstelle sorgt dafür, dass Bestellungen aus dem Webshop-System von Zaunz automatisch in Büroware angelegt werden. Zudem lassen sich Lagerbestände zwischen beiden Systemen abgleichen sowie Artikelstamm- und Kundendaten aus der ERP-Software in die Datenbank von Cosmoshop übertragen. Entwickelt hat das Interface der Softengine-Partner EMS Datensysteme, Oberkochen. Laut Softengine existieren bereits Webshop-Anbindungen zu folgenden E-Commerce-Softwarehäusern: Oxid E-Sales ("Eshop"), Hamann Media ("Shopware"), Pixelsun ("Flextor") und Elektronicsales ("Es:shop"). Die Integration greift dem ERP-Anbieter zufolge für beim Kunden installierte Shop-Software ebenso wie bei den Hosting-Angeboten des jeweiligen Shop-Spezialisten.

Das südbadische Softwarehaus Nissen & Velten präsentiert in Halle 5, Stand A37, den neuen Webshop seiner ERP-Lösung "NVinity". Die Architektur basiert nun auf dem .NET-Standard ASP.NET 2.0. Der "NVinity Web Shop 2.0" nutzt die Geschäftslogik der ERP-Software. Gegenüber der Integration eigenständiger Shop-Systeme entfalle damit die Entwicklung von Schnittstellen. Das ERP-System liefert dem Webshop-Kunden tagesaktuelle Preise, individuelle Rabattkonditionen, den Lieferstatus und Informationen über offene Posten. Vereinfacht wird auch das Customizing: Die Anpassung an das Corporate Design des jeweiligen Unternehmens wird durch die Umstellung von Tabellendesign auf XHTML- und CSS-Design beschleunigt.

In Halle 5, Stand A18 präsentiert die Abas Software AG gemeinsam mit ihren Vertriebspartnern Neuigkeiten rund um die Abas-Business-Software - dazu zählen auch E-Business-Lösungen für den Mittelstand.

Transparente Abläufe

Kunden erwarten in erster Linie benutzerfreundliche Shops. Die Navigation muss intuitiv erfolgen, die Suchfunktion muss Ergebnisse liefern. Wichtig sind jedoch auch transparente Abläufe bei Prozessen, die nach der Bestellung folgen: Versand, Bezahlung und mögliche Reklamationen. Ein Shop, der das Eintreffen der Ware in drei Tagen verspricht und dann nach zwei Wochen Schweigen kommentarlos liefert, wird wenig Zuspruch finden.

Um Medienbrüche zu vermeiden und dem Kunden Informationen liefern zu können, sollten Online-Shops entsprechende interne und externe Schnittstellen für das Zusammenspiel mit anderen Applikationen bieten: für den Import von Produktdaten, die Zahlungsabwicklung, das Rechnungswesen und das Warenwirtschaftssystem, um Verfügbarkeitsprüfungen vorzunehmen und Bestellungen zu automatisieren.

Kundenfreundlich sind zudem Lösungen, die ein Logistikunternehmen gleich mit der Abholung beauftragen, die Kunden über den Status ihrer Bestellung per E-Mail informieren und entsprechende Versandetiketten, Lieferscheine oder Rechnungen drucken.

Nicht zu vernachlässigen für den Erfolg eines E-Shops sind auch Kriterien wie die mögliche Integration von speziellen Marketing-Aktionen. Beispiele sind die Einbindung von Bannern, das Einräumen von Rabatten, Gutscheine oder Offerten mit ergänzenden Produkten, auf Neudeutsch "Cross-Selling". (ue)u

Trends im E-Commerce 2008

  • Online-Shopping auf die Schnelle: Web-Seiten werden 2008 noch schneller und erreichbarer, die Ansprüche der Kunden wachsen. Ajax, Drag and Drop, Auschecken auf einer Seite und Rollover-Listen: Dem Nutzer gefällt, was problemlos und übersichtlich ist.

  • Shopping 2.0: Facebook, StudiVZ und Xing haben esvorgemacht, da dürfen die Webshops nicht nachstehen.Social Networks, Kunden-Feedback und interaktive Web-2.0-Tools werden in diesem Jahr auch beim Online-Shopping immer mehr zum Thema. Beispiel: Beim Snowboard- und Surf-Shop "Blue Tomato" können Käufer Produkte mithilfe eines Rating-Systems bewerten und ihre Erfahrungen teilen.

  • Totgesagte leben länger: Der Katalog hat 2008 sein Comeback, und zwar online und gedruckt.

  • Die Welt auf einen Klick: Multinationale Webshops sind ein weiteres Hot Topic des Jahres. Dies wird zu einer vermehrten Nachfrage nach international einsetzbaren Zahlungsmöglichkeiten führen. Eingeplant werden müssen auch automatische Steuer- und Lieferzeiten-Berechnungen, die international variieren.

  • Der Kunde ist König: Personalisierte Produkte sorgen für das gewisse Etwas. Vom selbst entworfenen T-Shirt über die eigene Fototasse: Shops, die Kunden persönliche Bonbons bieten, haben 2008 einen Vorsprung.

  • Event-Shopping: Online-Shops bieten dem Kunden in diesem Jahr mehr Service als je zuvor. Von der Produktbeschreibung mit Pfiff über die Spezialseite für Stamm-kunden, von der Mode-Erlebniswelt bis zum persönlichen Stilberater: Wer neue Kunden gewinnen und alte binden möchte, muss tief in die Online-Trickkiste der neuen Ideen greifen.

  • Konkurrenz belebt das Geschäft: Vergleichende Kundendienststatistiken sorgen dafür, dass Händler immer wissen, wo sie im Wettbewerb stehen. Hierdurch steigt zwar der Druck, aber auch die Leistung.

  • Nun wächst zusammen: 2008 werden immer mehr Shops aus Einkaufspassagen und Innenstädten versuchen, ein zweites Standbein im Internet aufzubauen. Gleichzeitig wollen sie ihr "altes" Geschäft mit dem neuen verbinden. Kunden suchen sich beispielsweise ein Produkt im Internet aus und holen es dann im Geschäft ab.

  • Von wegen anonymer Online-Shop! In diesem Jahr setzen auch die Internet-Händler vermehrt auf direkte Kundenansprachen. Persönliche E-Mails oder Kurznachrichten verbessern die Kundenbindung und ermöglichen neue Formen des Kundenkontakts. Dazu gehören Mailing-Listen zu bestimmten Themen oder Produktgruppen und die Ansprache bestimmter Käufergruppen. Im Idealfall findet der Empfänger die passenden Links in der Nachricht und gelangt über einen Klick direkt zum Produkt im Online-Shop.

Multi-Channel-Retailing-Produktinformationen müssen aktuell und in den verschiedenen Kanälen konsistent gehalten werden. Wer Zeit und Arbeit sparen möchte, kann auf PIM-Lösungen zurückgreifen. Damit lassen sich Produktdaten zentral verwalten.(Quelle: Hybris)