Der Durchbruch elektronischer Bücher lässt auf sich warten

E-Books: Kein Fall für Leseratten

23.03.2001
MÜNCHEN (CW) - Im Frühjahr letzten Jahres machten E-Books zum ersten Mal groß von sich reden - mit Stephen Kings Online-Publikation "Riding the bullet". Noch am Erscheinungstag wurde der Schmöker von über 400000 Käufern heruntergeladen. Von einem E-Book-Boom kann indes keine Rede sein.

Dabei haben digitalisierte Bücher ihre Vorteile: Sie sind oft um 30 bis 50 Prozent billiger als Taschenbücher, da Druck- und Versandkosten wegfallen. Sie bieten zudem komfortable Hilfsfunktionen, beispielsweise die Suche nach Wörtern, Redewendungen oder Kapiteln. Enthalten ist meist außerdem ein integriertes Nachschlagewerk: Unbekannte Begriffe lassen sich in einem Lexikon nachschlagen. Und geht Samstagnacht der Lesestoff aus, so kann ein Buch schnell aus dem Internet geladen werden.

Als Ausgabemedien stehen PCs und Laptops, spezielle E-Book-Hardware oder PDAs zur Verfügung. Nötig ist dafür immer die entsprechende, meist kostenlos erhältliche Software: Adobe Acrobat Reader, Microsoft Reader oder Glassbook-Reader.

Doch so richtig kommt das Geschäft mit E-Books nicht in Schwung. Denn das "Format" der Bücher passt noch nicht: Der PC ist für diesen Einsatzzweck nicht ideal - beispielsweise kann ein Schmöker nicht auf dem Sofa gelesen werden. Und die Bettlektüre am Notebook ist auch nicht sehr gemütlich.

Spezielle Lesegeräte wiederum sind teuer. Vorausgesetzt, das Reisegepäck besteht eh schon aus Notebook, Handy und PDA, so muss mit ihnen ein viertes Teil transportiert werden, das auch noch um die 700 Gramm wiegt, so das "Rocket-E-Book" von Gemstar zum Preis von 675 Mark.

Das Manko der handlichen PDAs: Sie bieten mit ihrem Mini-Display derzeit noch keine befriedigende Darstellung für das Dauer-Schmökern. Doch für das Lesen elektronischer Nachrichten oder einer Kurzgeschichte während einer Zugfahrt reichen die Kleinen allemal aus. So bietet beispielsweise das französische Startup-Unternehmen Mobipocket jetzt die deutsche Version des E-Book-Readers "Mobipocket" für PDAs zum Gratis-Download an. Er kann auf allen Handhelds verwendet werden: unter Palm-OS, Windows CE und Psions Epoc.

Wie kommen die Daten in das Lesegerät? Die gängigste Methode: Die Bücher werden aus dem Internet auf die Festplatte des PC geladen und von dort auf das E-Book oder den PDA transferiert.

Hardware wie die für dieses Jahr in Deutschland angekündigten Gemstar-Modelle "REB 1100" und "REB 1200" machen dann auch den PC-unabhängigen Download möglich, denn sie enthalten im "Buchrücken" eingebaute Modems, über die der Lesestoff direkt aus dem Internet heruntergeladen werden kann.

Noch wenig kompatibelBis sich E-Books jedoch eines breiten Publikums erfreuen werden, müssen indes noch viele Probleme gelöst werden. Darunter die Preisgestaltung und die Wahrung der Urheberrechte.

Auch an der Kompatibilität der verschiedenen Formate muss noch gearbeitet werden. So kann ein für den Glassbook Reader aufbereitetes E-Book nicht auf einem Rocket-Lesegerät oder über den Microsoft Reader geöffnet werden. Zwar bemühen sich im Open-E-Book-Forum die Exponenten der Branche um die Entwicklung eines Standards, doch halten sich erst einige daran.

Diese Kompatibilitätsprobleme hören nicht einmal auf, wenn sich der Benutzer für ein E-Book-Format entschieden hat. Beispielsweise können aufgrund des Urheberrechtsschutzes manche elektronische Titel für den Microsoft Reader zwar auf dem PC, nicht aber auf dem Pocket-PC angezeigt werden, da letzterer noch nicht über den nötigen hohen Kopierschutz verfügt. Ebenfalls aufgrund des Urheberrechtsschutzes erlaubt kein E-Book-Format bei neueren Titeln das Ausdrucken respektive Kopieren von Textteilen.

LinksHardware

www.nuvomedia.de

www.franklin.com

Software und Lesefutter

www.mobipocket.com

www.dibi.de

www.ebook.bol.de