MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Gestern endete vor einem Berufungsgericht in Oslo der zweite Prozess gegen Jon Lech Johansen, besser bekannt als "DVD Jon". Ein Urteil soll am 22. Dezember verkündet werden. Die Staatsanwaltschaft plädierte (wie schon in erster Instanz) für eine 90-tägige Haftstrafe, diese könne auf 45 Tage abgemildert werden, falls das Gericht zu dem Schluss komme, Johansen habe der Filmindustrie keinen Schaden zugefügt.

Geklagt hatte der US-Filmverband Motion Picture Association of America (MPAA). DVD Jon hatte im zarten Alter von 15 Jahren das Programm "DeCSS" geschrieben und in Umlauf gebracht, das es ermöglichte, die Verschlüsselung kommerzieller CDs auszuhebeln und die Inhalte auf einem PC unter Linux wiederzugeben - vorgeblich für den Eigenbedarf (und nicht etwa wie von der MPAA unterstellt für Raubkopien). Johansens Anwalt Halvor Manshaus vertrat im Berufungsprozess erneut die These, dies sei rechtens. "Wer einen DVD-Film kauft, erwirbt das Recht diesen anzuschauen. Wie und wo sie das tun wollen, ist Ihre Sache." (tc)