Externe schauen pessimistisch in die Zukunft:

DV-Sparmaßnahmen treffen auch Personalberater

22.04.1983

MÜNCHEN - In der Personalberater-Zunft macht sich zunehmend Pessimismus breit. Durch die Entspannung auf dem Arbeitsmarkt können Unternehmen bei der Suche nach Mitarbeitern inzwischenm ins volle greifen. Neu zu besetzende Positionen werden augrund von Sparmaßnahmen zunächst im eigenen Haus ausgeschrieben. Erst dann werden Anzeigen in den Tages- und Fachzeitungen geschaltet. Der Personalberater bleibt dabei zumeist außen vor.

Eine Ausnahme bilden lediglich Berufe wie Datenbank-Designer oder CAD/CAM-Spezialisten. Sie werden des öfteren über Externe gesucht, während die "Soldaten" (Programmierer und Operatoren) ausschließlich über Anzeigen geholt werden. Sogar bei der Suche nach einem DV-Leiter schöpfen die Verantwortlichen zunächst die kostengünstigeren Möglichkeiten aus, bevor sie sich an einen Berater wenden.

Weniger bei den großen als vielmehr bei den kleinen und mittleren Unternehmen scheinen die Externen noch Erfolg zu haben.

Großunternehmen dagegen verlassen sich bei der Personalsuche auf ihr Image und ihre Personalabteilung. Die namentliche Nennung ihres Unternehmens in einer Anzeige ist ihnen lieber als Chiffre. Auch schreckt sie die oft zeitraubende Vorauswahl nicht, da sie für diese Aufgabe über genügend qualifiziertes Personal verfügen.

Bei manchen Verantwortlichen klingt, wie etwa bei einem Sprecher des Hauses Karstadt AG, Essen, eine gewisse Skepsis gegenüber Externen durch: "Leute, die vom Berater kommen, sind oft die Kündigungen von morgen." Neben Mißtrauen spiele auch die psychologische Barriere eine Rolle. Einen Berater zur Hilfe nehmen, bedeute letztendlich auch die Probleme nicht selbst bewältigen zu können.

Für den DV-Chef der Hamburger Reemtsma GmbH, Jürgen Liebscher, gibt es nur einen Grund, bei der Mitarbeitersuche einen Externen zu beauftragen: "Personalberater sind von Bedeutung, wenn ein Stelleninhaber gegangen werden soll und vorher nichts merken darf."

"Der Personalberatungsmarkt hat sich zurückentwickelt", klagt der Münchener Berater Rolf A. Fischer. In die gleiche Kerbe haut auch sein Kollege Dieter Tolz aus dem hessischen Karben. Einen Auftrag, Programmierer oder Systemanalytiker zu suchen, habe er schon lange nicht mehr erhalten. Er sieht die Lage noch pessimistischer als seine Kollegen. Konstatiert Tolz: "Es wird eine massive Bereinigung unseres Marktes geben. "Indes warnt er die Unternehmen, zu glauben, daß durch den entspannteren Arbeitsmarkt die Leute nur so auf der Straße lägen. Die wirklich qualifizierten Kräfte würden nicht entlassen, sondern in der Regel abgeworben.

Weniger sorgen um die Zukunft machen sich die Manager der großen Beratungsunternehmen. "Von einer Krise kann gar keine Rede sein", sagt Harald Grosser, Leiter der SCS-Personalberatung in Hamburg. Zur Beweisführung nennt er eine Studie seines Hauses, die besagt, daß 1980 in den Tageszeitungen 16 Prozent der Anzeigen von DV-Personalberatern aufgegeben worden seien, während es im vergangenen Jahr mehr als 26 Prozent waren. Mit diesen Zahlen konfrontiert, kontert sein hessischer Kollege Tolz: "Mit Statistiken kann ich alles beweisen. Dazu haben zu viele Personalberater dichtmachen müssen."