Menschenkenntnis wichtiger als technisches Know-how:

DV-Organisatoren müssen umdenken

03.07.1987

MÜNCHEN (dar) - Der reine DV-Profi hat als DV-Organisator ausgedient. An seine Stelle tritt der Mitarbeiter mit betriebswirtschaftlichem oder technischem Background. Neben diesen Qualifikationen sollte dieser neue Organisatortyp vor allem Menschenkenntnis besitzen.

"In jüngster Zeit macht der Beruf des DV-Organisators seinem Namen alle Ehre, denn die Organisationsinhalte rücken verstärkt in den Vordergrund ", stellt Heinrich Huber, Leiter des Beratungszentrums Informationstechnik am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation in Stuttgart, fest. Früher sei dieser Mitarbeiter sehr viel mehr mit RZ-Belangen und normalen DV-Problemen befaßt gewesen.

Der interdisziplinäre Organisator von heute müsse sich dagegen sowohl in der Gedankenwelt der Datenverarbeitung wie auch der Betriebswirtschaft heimisch fühlen. "Die wichtigste Eigenschaft des neuen DV-Organisators ist jedoch die Menschenkenntnis, so Huber," nur dieser Charakterzug garantiert den Erfolg eines neuen Konzeptes." Wenn dies außer acht gelassen werde, könne es - wie in vielen Unternehmen der Fall - dazu führen, daß er zum unbeliebtesten Mitarbeiter werde.

Laut Hellmut Kreß, Leiter des Büros Stuttgart der SCS Personalberatung, gibt es zwei Typen von DV-Organisatoren, die in der Industrie verlangt werden. Zum einen sind das Leute mit betriebswirtschaftlichem Background, zum anderen handelt es sich um technisch Vorgebildete.

Heinrich Huber vom Fraunhofer Institut vertritt ferner die grundsätzliche Auffassung, daß die DV-Organisatoren in den Unternehmen häufig falsch angesiedelt seien. Nach Huber müßten sie von der DV-Abteilung in die Fachbereiche verlagert werden. Der DV-Organisator solle - wenn möglich - sogar aus der Fachabteilung kommen. Denn dann kenne er die Ablaufstrukturen und auch die Schwächen der Mitarbeiter.

Wie wird man nun DV-Organisator? In den meisten Fällen ist ein abgeschlossenes Studium der Betriebswirtschaftslehre oder der Ingenieurwissenschaften jeweils mit zusätzlich erworbenen Informatikkenntnissen und die Beherrschung des Org.-Instrumentariums (zum Beispiel Systemanalyse) Voraussetzung. Der Anwärter sollte außerdem in der Lage sein, die Aufgaben so zu analysieren en und darzustellen, daß sie nach diesen Vorgaben programmierbar sind.

Seinen Ursprung hat der Begriff DV-Organisator im Umschulungsbereich, erklärt Werner Dostal, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg. Denn die Industrie meldete hohen Bedarf nach einem solchen Generalisten an. Die Folge davon war, daß Privatschulen kaufmännisch Vorgebildeten die Weiterbildung zum DV-Organisator anboten.

DV-Organisator kann sich unbeliebt machen

Das Gehalt für DV-Organisatoren kann als gut bezeichnet werden. Nach einer SCS-Erhebung verdienen Betriebswirte und Ingenieure der Fachhochschule, wenn sie nach ihrem Studium in die DV-Organisation gehen, zwischen 45 000 bis 55 000 Mark im Jahr. Absolventen einer Universität erhalten zwischen 50 000 und 58 000 Mark pro Jahr. Allerdings, sollten die Aufgaben im Unternehmen dieselben sein, verwischt sich dieser Gehaltsspiegel. Für Umgeschulte läßt sich die Bezahlung weniger eindeutig ausdrücken, bringen sie doch unterschiedliche Voraussetzungen mit. Mit zunehmender Berufspraxis spielt jedoch die Ausbildung kaum eine Rolle. Nach jüngsten Kienbaum-Zahlen verdient der berufserfahrene DV-Organisator durchschnittlich

72 000 Mark im Jahr.