ZVEI hegt für Elektrokonjunktur nur begrenzte Erwartungen

DV nach wie vor in positiver Geschäftslage

08.04.1983

HANNOVER (pi) - Die Datentechnik ist nach Ansicht des Zentralverbandes der Elektrotechnischen Industrie (ZVEI) der einzige Bereich in der Elektroindustrie, der von einer anhaltenden, positiven Geschäftslage berichten kann. Weniger erfreulich seien dagegen die Akzeptanzprobleme, die sich vor allem in der Bundesrepublik mit Einführungen und Anwendungen der Mikroelektronik verbinden.

Doch die Deutsche Industrie kann, wie der ZVEI betont, ihre Stellung im internationalen Wettbewerb nur als Anbieter von Spitzentechnologien verteidigen. Der Verzicht oder auch nur die bewußte Verzögerung in der Nutzung der Mikroelektronik führe dagegen zu lähmender Wettbewerbsschwäche und damit zu weiter steigender Arbeitslosigkeit.

Die Elektroindustrie - mit einem Umsatz von 118 Milliarden Mark und rund 940 000 Beschäftigten einer der größten deutschen Industriezweige - war im vergangenen Jahr ebenso wie die übrigen großen Industriegruppen starken konjunkturellen Einwirkungen ausgesetzt. Die bereits seit fast zwei Jahren rückläufige Inlandsnachfrage führte zusammen mit den ab Mitte 1982 sinkenden Auslandsbestellungen zu einer ausgeprägten Abwärtsbewegung. Die Auftragseingänge gingen leicht zurück, und die Produktion stagnierte. Der unbefriedigenden Geschäftsentwicklung konnte nur durch verstärkte Exportanstrengungen begegnet werden.

Sehr differenziert

Die Ausfuhren der Elektroindustrie stiegen mit zweistelligen Zuwachsraten und erreichten fast 50 Milliarden Mark. Sie hatten damit einen Anteil von mehr als 54 Prozent an der Produktion. Bei den Importen elektrotechnischer Erzeugnisse wirkte sich die schwache Inlandskonjunktur aus. Sie stiegen nur um knapp fünf Prozent auf rund 31 Milliarden Mark. Der Exportüberschuß der Elektroindustrie ist damit innerhalb eines Jahres von 14 auf fast 19 Milliarden Mark angestiegen und hat wieder einmal wesentlich zur Entlastung der deutschen Leistungsbilanz beigetragen. Wegen der seit einem halben Jahr deutlich rückläufigen ausländischen Bestelleingänge ist für das laufende Jahr allerdings eine stark gedämpfte Exportentwicklung vorgezeichnet.

Der ZVEI erwartet für das laufende Jahr eine starke Differenzierung in der Entwicklung der Elektrokonjunktur. Während sich vor allem die fehlenden Erweiterungsinvestitionen in der elektrischen Energietechnik geschäftsdämpfend auswirken werden, sei die Bereitschaft der Bundespost, mehr als in den Vorjahren zu investieren, ein positives Zeichen für den Bereich der Nachrichtentechnik und der damit zusammenhängenden elektronischen Bauelemente sowie der Kabelindustrie.

Investitionsimpulse könnten auch durch das Bestreben der Bundesregierung ausgelöst werden, alle blockierenden medienpolitischen Vorbehalte beim Ausbau des Kabelnetzes und des Kabelfernsehens abzubauen. Schließlich könnte die elektrische Installationstechnik durch die sich abzeichnende Trendwende in der Wohnungsbaupolitik wirksame Anstöße erhalten. Durch einen erfolgreichen Verlauf der Hannover-Messe könnten sich die positiven Impulse beschleunigen. Nur im günstigsten Fall ist dem ZVEI zufolge allerdings ein besseres Ergebnis zu erwarten als das, das die Elektroindustrie für 1983 zur Zeit voraussieht: nämlich eine Schrumpfung der Elektroproduktion in der Größenordnung von etwa ein bis zwei Prozent.