Anwender richten ihre Hardwarepläne nach ihren eigenen Bedürfnissen:

DV-Manager lassen sich vom Hersteller nicht gängeln

15.02.1985

Gerhard Karck

Geschäftsführer des RZ der Ortskrankenkassen Schleswig-Holstein, Kiel

Wir richten uns bei unseren DV-Konzepten grundsätzlich nach unseren eigenen Bedürfnissen. Vor allem muß uns ein Hersteller informieren, das heißt ständig die Angebote unterbreiten, die wir für unsere Anwendungen benötigen. Die DV-Strategie reicht für etwa fünf Jahre, wobei neue Entwicklungen immer zu berücksichtigen sind.

Sorgen bereitet uns die Datensicherheit. Wir fürchten, daß wir davon Abschied nehmen müssen, Magnetbänder als Sicherungsmedium zu verwenden. Hier klafft eine deutliche Lösung zwischen den Forderungen der Anwender und den Möglichkeiten der Hersteller. Die Beziehung zu unserem Hersteller besteht darin, daß wir ihm unsere Wünsche mitteilen und dann einen Broker einschalten. Dies geschieht entweder mit oder ohne Hilfe des Herstellers. Wir haben also keine Mietverträge, sondern alles geleast. Damit sind wir bis heute ganz gut gefahren. Eigentlich sind für unser Haus nur unsere eigenen Konzepte und Bedürfnisse wichtig. Wir treffen eine Entscheidung und sehen uns dann auf dem Markt um, wer das Gewünschte bietet. Welcher Hersteller es letztlich ist, spielt keine Rolle.

Rolf-Udo Reinholdt

DV-Leiter, Maschinenfabrik Goebel GmbH, Darmstadt

Vor allem wünschen wir uns vom Hersteller eine gezielte und fachlich qualifizierte Beratung. Es ist für den Anwender unerfreulich bei der Installation neuer Anwendungen oder bei der Einführung neuer Software-Produkte im nachhinein Überraschungen in bezug auf die Rechnerleistung zu erleben. Ideal wäre es, wenn es eine hundertprozentige Aufwärtskompatibilität gäbe. Das könnte eine Menge Zeit sparen und uns das Leben leichter machen. Langfristig gesehen wäre die bessere Lösung, wenn das Konzept der Hersteller nach unten und oben offen wäre. Schließlich blockieren Systemwechsel immer die Kapazität der DV-Abteilung. Ein bis zwei Jahre lang sind Umstellungen dann das "tägliche Brot". Auf jeden Fall ist es für ein Unternehmen unserer Größenordnung wichtig, mit dem Hersteller gemeinsam eine vernünftige DV-Lösung zu erarbeiten.

Norbert Heinemann

Kommunales Gebietsrechenzentrum Starkenburg, Darmstadt

Wir erwarten als klare Verpflichtung von unserem Hersteller NAS, alle IBM-Reaktionen zeitnah - praktisch innerhalb von Stunden - nachzuvonziehen. Darüber hinaus ist es wichtig, daß die Zuverlässigkeitsraten höher als beispielsweise bei IBM sind. Dringend notwendig wären aber auch neue Kanalverbindungen, denn zwischen CPU und Peripherie herrscht ein wüstes Kabelgewirr. Deswegen sollte unser Hersteller sich zukünftig mit Glasfaser beschäftigen. Dadurch würde auch die Zuverlässigkeit erheblich verbessert werden. Physische Einflüsse könnten dann aus dem Weg geräumt werden.

Langsam erwarten wir auch, daß NAS in die PC-Welt einsteigt. Deren Arbeitsplatzrechner sollten aber mit höherem Leistungs- und Funktionslevel versehen werden als die Mikrocomputer, die bisher auf dem Markt sind. Wichtig wäre auch, neue Speichermedien anzubieten, da die Speicherungskosten immer noch relativ hoch sind. Wenn diese Kosten durch Möglichkeiten wie Optical Disks geringer würden, wäre das für uns ein ganz wesentlicher Aspekt.

Zu unserem Bedauern kümmert sich unser Hersteller zu wenig um den Bereich Bürokommunikation. Was die Postdienste, wie Teletext, Telefax, Bildschirmtext oder Textverarbeitung anbelangt, können wir von unserem Hersteller keine Hilfe erwarten. Unsere Entscheidungen versuchen wir für ungefähr fünf Jahre festzulegen. Neue Produkte werden nur mit Verzögerungen eingesetzt, um Erfahrungen abzuwarten.

Von der Marketingpolitik unseres Herstellers lassen wir uns auf keinen Fall beeinflussen. Wichtig für Konzepte und Entscheidungen sind einzig und allein unsere Bedürfnisse.

Hans-Ulrich Nelte

Hauptabteilungsleiter DV- Krupp MAK-Maschinenbau GmbH, Kiel

Unser generelles Konzept ist auch in Zukunft ein einheitliches Netz mit einem oder mehreren zentralen Rechnern als Rückgrad. Dazu gehört eine Anzahl von vorgeschalteten, dezentral angeordneten mittleren Rechnern. An diese sollen einmal intelligente Stationen für den Endbenutzer angeschlossen sein, aber auch weiterhin weniger intelligente sowie Drucker oder Plotter unterschiedlicher Leistung. Ziel ist es die Leistung für die eigentliche Verarbeitung vor Ort zu haben. Zentralrechner sorgen für wirtschaftliche Datenverarbeitung, aber auch für die Koordination der verteilten Datenbanken.

Geplant ist der Austausch von Daten zwischen den Arbeitsstationen durch Electronic Mail. Über den Stand der derzeitigen Möglichkeiten hinaus besteht der Wunsch nach einer optimierten Verarbeitung für Bild und Sprache.

Als wichtige Forderung an die Hersteller gilt die weitere Verbesserung der Hilfsmittel, die die Automation des Rechenzentrums realisierbar machen. Die Hardware-Systeme sollten so weit verbessert werden, daß die Automation des RZs vollständig ermöglicht wird. Wir denken hier beispielsweise an automatische Sicherungen. Von den Verträgen erhoffen wir uns, daß sie zukünftig noch flexibler als heute sein werden. Die Kosten für Software auf intelligenten Endgeräten dürften beispielsweise nicht linear mit der Anzahl der Geräte wachsen. Hier müßte ein Modus gefunden werden, so daß die Endbenutzer-Konzepte nicht unnötig gebremst werden.

Die Konzepte für die Zukunft werden von unserem Haus erarbeitet. Damit treten wir an die Hersteller heran. Wir erwarten, daß in dieser Richtung immer wieder neuere Komponenten verfügbar sind und angeboten werden. Unser Konzept hat sich aber auch an dem zu orientieren, was angeboten wird. Das ist ein Wechselspiel.

Günther Welzel

Stellvertretender Abteilungsleiter Org./DV, WDR, Köln

Wir sehen die dringende Notwendigkeit, daß zukünftig mehr für die Normung und Übersichtlichkeit in der Fernverarbeitung wie auch bei den reinen Terminalanschlüssen getan wird. Eine große Freude würden die Hersteller ihren

Anwendern bereiten, wenn sie sich nicht so Hersteller-egoistisch und zentralistisch verhalten würden. Etwas mehr Kompatibilität zwischen den Geräten der einzelnen Anbieter wäre angesagt und nützlich. Probleme haben wir mit unserem Hersteller

bei der Frage: Mikrocomputer oder nicht? Ihm wäre es lieber, wir würden statt dessen eine größere Anlage kaufen. Nicht zufrieden sind wir auch mit der Arbeitsgeschwindigkeit der Mikroprozessoren. Sie ist einfach zu gering. Auch laufen die Fehlerdiagnostikprogramme unseres Erachtens zu langsam.

Die DV-Strategie unseres Hauses ist auf die nächsten fünf Jahre ausgerichtet. Noch in diesem Sommer wollen wir auf ein Doppelrechner-System umsteigen. In den Gesprächen mit unserem Hersteller sind dessen Vorstellungen mit unseren nicht unbedingt deckungsgleich. Wir fühlten uns aber selbstbewußt genug, um auf unserem Konzept zu bestehen.