6,4 Prozent mehr für Führungskräfte, aber

DV-Leiter haben beim Gehalt das Nachsehen

04.10.1991

GUMMERSBACH (hk) - Glaubt man der neuesten Kienbaum-Vergütungsstudie, gehört der Org./DV-Leiter - zumindest vom Gehalt her - zu den Stiefkindern des Managements. Er schneidet sowohl auf der Bereichsleiter- als auch auf der Abteilungsleiter-Ebene am schlechtesten ab.

Am Beispiel eines westdeutschen Unternehmens mit 200 Millionen Umsatz und 800 Beschäftigen zeigen die Gummersbacher Berater die durchschnittliche Vergütungsstruktur der Manager auf.

In diesem Betrieb kassiert der Vorsitzende der Geschäftsführung 425 000 Mark im Jahr. Auf der Bereichsleiter-Ebene darf der Vertriebschef mit 180 000 Mark das höchste Jahresgehalt einstreichen. Es folgen der Fertigungschef mit 175 000 und der Entwicklungschef mit 170 000 Mark. Am unteren Ende der Gehaltsskala rangiert der Leiter EDV und Organisation, der sich mit 154 000 Mark begnügen muß.

Ähnlich sieht es eine Hierarchiestufe tiefer aus. Auch hier darf der Abteilungsleiter Vertrieb das höchste Salär mit 130 000 per anno einstreichen. Es folgen die Manager aus der Konstruktion mit 126 000 und der Fertigung mit 125 000 Mark.

Der Abteilungsleiter Datenverarbeitung liegt mit 110 000 Mark auf der gleichen Stufe wie der Werbechef und der Kundendienstboß. Für Kienbaum-Berater Christian Näser ist das schlechte Abschneiden der DV-Verantwortlichen keine Überraschung: "Wir stellen fest, daß auf der Manager-Ebene die Gehälter der DV-Chefs schon seit Jahren im unteren Drittel liegen".

Er glaubt auch nicht, daß sich an dieser Situation etwas ändern werde, auch wenn die DV-Investitionen steigen sollten. Eine Erklärung dafür habe er nicht, es sei aber schon immer so gewesen, daß der Marketing-, Vertriebs- oder Finanzchef besser verdiene als der Org./DV-Leiter. "Im Vergleich zu früher ist es ein großer Fortschritt", so Näser, "daß der Verantwortliche für die Datenverarbeitung jetzt ins Management aufgerückt ist. "

Insgesamt stiegen die Gehälter in diesem Jahr für die Führungskräfte in den Unternehmen durchschnittlich um zirka 6,4 Prozent. In einigen Branchen liegen die Steigerungen sogar über sieben Prozent. Die Top-Manager der Wirtschaft verdienten durchschnittlich 335 000 Mark, jedoch reiche die Vergütung vereinzelt bis knapp zur Millionengrenze.

Erstmalig wurden in diesem Jahr von Kienbaum eigenen Angaben zufolge auch die Gehälter der Geschäftsführer ostdeutscher Unternehmen untersucht. Diese verdienen laut Studie mit 65 000 Mark jährlich gerade soviel wie ein westdeutscher Hochschulabsolvent bei seinem Berufseinstieg.

Mit welchen Jahresgesamtgehältern ein Geschäftsführer letztendlich rechnen kann, hängt nach Kienbaum-Auffassung entscheidend von der Größe und Ertragslage seines Unternehmens ab. Über die zumeist am Unternehmensgewinn orientierte variable Vergütungskomponente könne der Entscheidungsträger des Unternehmens erhebliche zusätzliche Beträge zu seinem Grundgehalt einstreichen. Durchschnittlich 107 000 Mark betrage der Anteil der variablen Vergütung an den Jahresgesamtbezügen. In den neuen Bundesländern falle dieser Anteil mit etwa 8000 Mark erheblich niedriger aus. Für Führungskräfte auf der ersten Ebene unterhalb der Geschäftsleitung ermittelte Kienbaum bei der jährlich durchgeführten Umfrage in über 750 Unternehmen ein durchschnittliches Jahresgesamtgehalt von 156 000 Mark.

Die Studie enthält neben den reinen Marktwerten (Grundgehälter und Gesamtgehälter) auch die von den Betrieben gewährten Zusatzleistungen. Denn die monetäre Gehaltskomponente werde zusammen mit der Altersversorgung, der Dienstwagenregelung und den Versicherungsleistungen zu einem Gesamtvergütungspaket geschnürt. Die Gummersbacher ermittelten dabei, daß unter den Hauptabteilungsleitern bereits 67 Prozent einen Firmenwagen erhalten, den sie auch privat nutzen dürfen.

Die Vergütungsstudien "Geschäftsführer Ost und West 1991" und "Leitende Angestellte 1991" sind zum Preis von je 1080 Mark (plus 14 Prozent Mehrwertsteuer) direkt bei der Kienbaum Vergütungsberatung, Postfach 10 05 52, 5270 Gummersbach, erhältlich.