Zentralisten dulden keine Fachabteilungseskapaden:

DV-Inseln selbst als Interimslösung zu teuer

29.02.1980

In der Diskussion um "Distributed Processing" wird die Forderung nach dem "Abteilungscomputer" oft mit dem Wunsch nach Unabhängigkeit vom Rechenzentrum begründet. Bei gestandenen DV-Profis stoßen "Insellösungen" hingegen auf wenig Sympathie, wenn nicht gar auf Ablehnung.

"In der Regel sind integrierte Systeme", so Wilhelm van Thiel, Leiter Org/EDV bei der Union Deutsche Lebensmittelwerke GmbH in Mannheim, "autonomen Insellösungen wirtschaftlich immer überlegen." Auch Olaf Rauhof, Direktor bei der Kronberger Braun AG, ist ein Verfechter der zentralen EDV: "Die Zeiten, in denen Insellösungen wegen leistungsschwacher Zentralrechnertechnik oder wegen mangelnder Erfahrung der Akteure noch die akzeptierte Norm darstellten, sind lange vorbei."

"Insellösungen" wurden nach Ansicht des Heidelberger EDV/Org-Chefs Wolfgang Rittmann (Brown Boweri) in dem Maße zum Reizthema, wie die Verselbständigung von Betriebsbereichen - praktiziert mit Stand-alone-Systemen - unter Hardwarekosten-Gesichtspunkten in vertretbare Größenordnungen geriet. "Wo noch vor zwei oder drei Jahren unter dem Eindruck hautnah empfundener Nachteile teurer Großanlagen, hastig zu einer Insellösung auf passendem Kleinrechner gegriffen wurde, hat heute bereits eine Korrekturphase begonnen", bekennt Rittmann unverblümt.

Ungeschoren kommt jedoch auch die zentrale "Datenfabrik" nicht ganz weg. Stichelt Olaf Rauhof: "Haben wir nicht im permanenten Bestreben, kleinkarierte Lösungen zu vermeiden, nicht doch manchmal des Guten zuviel getan und Systeme von einer solchen Komplexität geschaffen, daß wir sie heute oft nur mit großer Mühe unter Kontrolle halten können?" Siehe auch Thema der Woche, Seite 5.