Britisches Uni-Institut schreitet zur Selbsthilfe:

DV-Grafik erobert dritte Dimension

28.02.1986

LEEDS (CW) - Revolutionär gestalten sich die Anwendungen der Kathodenstrahlröhre im Bereich der grafischen Datenverarbeitung. Dennoch, Möglichkeiten der dreidimensionalen Darstellung sind zur Zeit entweder technisch nicht ausgereift oder zu teuer. Besonders im Bereich der wissenschaftlichen Forschung wie zum Betspiel der Biophysik gibt es einen hohen Bedarf. Ein Institut der britischen Universität Leeds verspricht hier durch ein neuentwickeltes Produkt Hilfe.

Für die dreidimensionale Darstellung, die für die Erforschung komplexer Proteinmoleküle erforderlich ist, hat das Astbury Department für Biophysik der Universität Leeds in Nordengland einen elektro-optischen Verschluß entwickelt, der auf Flüssigkristallmaterialien beruht, die zwischen Front- und Rückpolarisatoren eingebettet werden. Bei diesem Verfahren wird das Licht bei Nichtvorhandensein eines elektrischen Feldes durchgelassen, da das Anlegen eines geeigneten Feldes die Ausrichtung der Flüssigkeitsmoleküle stört und bewirkt, daß der Verschluß lichtundurchlässig wird. Die Vorrichtung ist relativ preisgünstig, hat einen etwa doppelt so großen Lichtdurchlässigkeitsgrad wie PLZT-Geräte und braucht eine Betriebsspannung von etwa 30 Volt.

Der Stereo-Bildbetrachter besteht aus einer elektronischen Steuereinheit, einer Fotoaufnahmevorrichtung und einer Spezialbrille. Die Steuereinheit kann bis zu vier Brillen unterstützen, so daß sich gleichzeitig mehrere Personen ein Bild ansehen können. Zwei Stereobilder und ein optisches Synchronisierungssignal werden auf dem Grafikschirm erzeugt.

Das Signal wird von einem optischen Sensor aufgenommen, der die Linsen im Brillengestell veranlaßt zwischen Transparenz und Lichtdurchlässigkeit zu wechseln. Diese Synchronisation zwischen linker und rechter Linie ermöglichten es ein richtiges dreidimensionales Bild zu betrachten.

Die Software für das Grafikterminal wechselt regelmäßig die Bilder der Objektansichten des rechten und linken Auges bei einer Frequenz von 25 Hertz, die einem Bild pro Auffrischung auf den meisten Hochleistungsgrafikgeräten entspricht oder einem Bild pro Zwischenzeilenzyklus auf Zwischenzeilen-Rasterbildschirmen.

In Zukunft ist es dann vielleicht möglich, den gesamten Bildschirm mit einer einzigen Flüssigkristall-Zelle zu bedecken, so daß der Betrachter eine Brille tragen kann, die nur aus Polarisationsgläsern besteht und keine Zuleitungsdrähte mehr benötigt werden. Gegenwärtig bereitet es noch Schwierigkeiten, einzelne Zellen dieser Größe herzustellen; der Stereo-Effekt könnte beeinträchtigt werden, wenn der Betrachter seinen Kopf neigt.

Informationen: Astbury Department of Biophysics, University of Leeds, Leeds, England LS2 9 JT oder Millenium Services Ltd. Boulton Road, Stevenage, Hertfordshire, England 5G 14 QX.